Das Ossi-Wessi-Spiel begleitet uns jetzt schon seit fast 35 Jahren. Die einen fühlen sich beleidigt, wenn sie so genannt werden. Andere sind eher stolz. Und vor zwei Jahren korrespondierten Marteria und die Toten Hosen sogar mit zwei Songs. Der Ossi Marteria rappte „Scheiß Ossis“, die Wessis von den Toten Hosen antworteten mit „Scheiß Wessis“. Jetzt kann man sich das sogar auf die eigene Kleidung nähen – beim „Ossi/Wessi-Nähcafé“ mit Nadja Buttendorf.
Die Künstlerin Nadja Buttendorf, Jahrgang 1984, ist – hier darf man es ja sagen – Ossi. Geboren in Dresden. Dreimal lädt sie ins „Ossi/Wessi-Nähcafé“ in der Galerie Adlershof im Kulturzentrum Alte Schule (Dörpfeldstraße 54-56) ein. Immer sonnabends. Am 7. September von 16 bis 18 Uhr sowie am 14. September und 16. November jeweils von 15 bis 17 Uhr. Der zweite Termin wird ein echter Ossi-Wossi-Nachmittag. Denn dann wird Juliane Schickedanz den Nähworkshop in der Adlershofer Galerie mit leiten. Schickedanz, geboren 1986 in Schwedt/Oder im Osten, heute aber Leiterin der Kunsthalle Osnabrück im Westen.
Ossi/Wessi: Hier können Wende-Pailletten auf die Kleidung genäht werden
Zuerst einmal geht es in dem Workshop wirklich ums Nähen. In dem Ossi/Wessi-Nähcafé können Nadja Buttendorfs Wende-Pailletten auf die eigene Kleidung genäht werden. Groß, sichtbar. Stolz? Ein Videotutorial dient dabei als Anleitung. An den Nachmittagen geht es aber nicht nur ums Nähen, sondern auch ums Reden. Über Ost und West. „Versteht man sich als Ossi, begreift man sich als Wessi? Für wen spielen diese Kategorien heute noch eine Rolle? Weshalb sind sie für manche wichtig, für andere nicht? Und wieso ist dieser jüngste Teil der deutschen Geschichte vor allem in Westdeutschland so wenig präsent?“
Während der gemeinsamen Handarbeit will Buttendorf auch über die Produktionsbedingungen in unserer globalisierten Wirtschaftswelt diskutieren. So biete sich Raum, Erfahrungen, Vorurteile und Wissen aus Ost und West auszutauschen.
KGB-Ausstellung „Die Kids sind nicht alright!“
Die Veranstaltung ist Teil der KGB-Kunstwoche (30. August bis 8. September). KGB steht übrigens für Kommunale Galerien Berlin. Und in Adlershof ist da die Gruppenausstellung „Die Kids sind nicht alright!“ zu sehen. Die Galerie im Kulturzentrum Alte Schule präsentiert bis zum 16. November Arbeiten von Nadja Buttendorf, Susan Donath, Sophia Hirsch, Florian Kunert, David Polzin, Oskar Schmidt und Anna Zett und beschäftigt sich mit den Auswirkungen der Wende-Ereignisse und dem Einfluss auf das Leben der beteiligten Künstler.