Am 25. März 2014 nimmt das Leben von Elisa Chirino eine dramatische Wendung. Während eines Trainings bei den Vorbereitungen für die Qualifikation für die Turn-EM in Sofia hat Elisa einen Sportunfall.
Elisa Chirino gilt zu dem Zeitpunkt als ein hoffnungsvolles Turntalent in Deutschland. Sie war gerade Dritte bei der Deutschen Meisterschaft der Frauen im Sprung geworden. Die Olympischen Spiele hatte sie fest im Blick. Als die damals 16-Jährige vom Stufenbarren zur Landung auf der Matte ansetzt, schlägt sie hart mit dem Kopf auf der Matte auf.

Seitdem ist nichts mehr, wie es war. Fast zwei Jahre lang liegt Elisa stationär im Krankenhaus, sie ist querschnittgelähmt. Arme, Rumpf und Kopf kann sie bis heute nur eingeschränkt bewegen, ihre Beine gar nicht mehr. Nur in sehr kleinen Schritten und mit harter Arbeit geht es seitdem für Elisa voran, gut wird es nie wieder.
Obwohl sie nach dem Unfall mit viel Ehrgeiz und Fleiß ihre Schulausbildung beenden kann, und sogar in eine erste eigene Wohnung zieht, wird Elisa Chirino immer auf Hilfe angewiesen sein.
Viele Spenden für gelähmte Turnerin Elisa Chirino
Die Welle der Empathie ist nach dem Unfall riesig, sie trägt die zierliche Frau in ihrem neuen Alltag. Zahlreiche Vereine und Privatleute spenden, um die Härten einer ungewissen Zukunft für die junge Frau abzumildern.
Auch ein Verein am Trainingsstandort von Elisa in Hohenschönhausen, 2007 von Eltern von Turnerinnen gegründet, unterstützte Elisa bisher. Ziel des Vereins war „die Förderung des Leistungssports am Standort Hohenschönhausen und die Verbesserung der Lebenssituation für durch Sportunfälle behinderte oder kranke Menschen und deren Angehörige“, erklärt der Vorstandsvorsitzende des Vereins gegenüber dem KURIER.

Förderverein klammheimlich aufgelöst: Wo sind die Spenden für Elisa Chirino?
Doch in Zukunft wird Elisa Chirino ohne die Unterstützung der Spender auskommen müssen. Denn der Förderverein wurde aufgelöst, ohne Elisa zuvor darüber zu informieren. Die 27-Jährige ist enttäuscht über die mangelhafte Kommunikation mit dem Vorstand. Erst nach der Auflösung habe sie der Vorstandsvorsitzende per Brief über die Vorgänge informiert.
In den letzten Jahren habe es keinen Kontoüberblick über Einnahmen und Ausgaben, die das Spendenkonto angehen, gegeben, kritisiert Chirino: „Leider wurde mir dies immer wieder über die Jahre verweigert.“
Nun fordert sie Aufklärung, was mit den Geldern, die eigentlich für ihre Zukunft vorgesehen waren, geschah. Gleich nach dem Unfall sei ein fast sechsstelliger Betrag auf dem Konto zusammengekommen, schätzt Chirino. Der Vorstand beziffert die Spenden, die an Elisa Chirino ausgezahlt wurden, gegenüber dem KURIER mit 66.000 Euro.
„Auszahlungen vom Vereinskonto an Elisa erfolgten nach Vorlage der Belege umgehend ohne Abzüge oder Einschränkungen. Elisa konnte eigenständig entscheiden, welche Beträge und Ausgaben durch den Förderverein erstattet werden sollten“, so der Vorstand weiter.
In der Vergangenheit lief es so, dass Elisa Chirino unter anderem Rechnungen für Taxifahrten oder medizinische Behandlungen sowie alternative Schmerztherapien beim Verein einreichte, dort wurde entschieden, was erstattet wird und was nicht, berichtet Elisa Chirino. Die Gelder nutzte sie auch, um ein möglichst unabhängiges Leben zu führen. „Bei Urlauben etwa muss immer eine Pflegekraft mitkommen“, sagt sie. Auch Unterkunft und Flug für diese habe sie aus den Spenden bezahlt.
„Ich werde mein ganzes Leben lang Unterstützung brauchen“, sagt Elisa Chirino. Dass Spenden, die für ihre Zukunft gedacht waren, auch für andere Zwecke verwendet wurden, macht sie betroffen. „Ich bin es meinen Spendern schuldig, dass transparent gemacht wird, was mit ihrem Geld passiert ist“, sagt die 27-Jährige.
Spenden für Elisa Chirino bis 2019
Bisher habe der Förderverein ihre keine genauen Angaben darüber gemacht, was genau mit dem Geld geschehen sei, so Elisa Chirino. Bei den Spendern aber wolle sie sich für die Unterstützung in all den Jahren bedanken.
Ich bin unheimlich berührt von den Menschen, die mir ihre Anteilnahme zeigen. Ich spüre dann wieder, dass ich nicht vergessen wurde, auch wenn ich keine aktive Leistungssportlerin mehr bin.
Elisa Chirino hat keine Hoffnung mehr, dass nach der Auflösung des Vereins noch Gelder an sie ausbezahlt werden. Sie muss nun selber die Spendentrommel rühren. Ein Freund hat eine Spendenseite für Elisa Chirino auf der Plattform Gofundme eingerichtet. Wer die einstige Turnhoffnung auf ihrem weiteren Weg unterstützen will, der findet auf Elisas Kanälen in den sozialen Medien Gelegenheit. ■