Wunden lecken in Neukölln

Krach: So will die SPD nach dem Hikel-Desaster Schaden begrenzen

Nach Hikels Rückzug in Neukölln ruft der designierte Spitzenkandidat Steffen Krach zum Zusammenhalt auf – und setzt auf Sicherheit und klare Kante gegen die CDU.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Steffen Krach, designierter SPD-Spitzenkandidat Berlin für die Abgeordnetenhauswahl 2026.
Steffen Krach, designierter SPD-Spitzenkandidat Berlin für die Abgeordnetenhauswahl 2026.dpa

In der Berliner SPD brodelt’s! Nach dem Paukenschlag von Neuköllns Bezirksbürgermeister Martin Hikel, der überraschend seinen Rückzug für die Wahl 2026 ankündigte, richtet sich nun alles auf Steffen Krach, den designierten SPD-Spitzenkandidaten für die Berlin-Wahl. Der zeigt sich kurz vor dem Parteitag selbstbewusst – und kämpferisch.

„Ich bin optimistisch, dass ich am Samstag bei unserem Landesparteitag eine große Unterstützung bekomme“, sagte Krach im RBB-Inforadio. Klar ist aber auch: Der 45-Jährige weiß, dass Politik kein Streichelzoo ist. „Natürlich wird es auch bei mir mal Zitate geben, die nicht jedem gefallen werden. Damit muss man umgehen können – oder eben nicht. Ich kann damit umgehen.“

Martin Hikel zieht die Reißleine

Für reichlich Wirbel sorgte am Wochenende Hikels Abgang in Neukölln. Bei einer Wahlversammlung bekam der Co-SPD-Chef nur 68,5 Prozent Zustimmung als Spitzenkandidat – für ihn zu wenig. Er zog die Konsequenzen: kein Antreten mehr 2026! Die Versammlung wurde daraufhin abgebrochen. Der Super-GAU für die Berliner SPD, die mit Martin Hikel einen äußerst beliebten Mann verliert.

Krach zeigt Verständnis – und Respekt. „Martin Hikel ist ein starker Bezirksbürgermeister, und genau wie die große Mehrzahl der Delegierten hätte ich mir gewünscht, dass wir mit ihm in Neukölln weitermachen“, sagte Krach. „Ich respektiere es, dass er das Ergebnis für sich persönlich anders bewertet hat.“

Ruf nach Zusammenhalt

Trotz der Turbulenzen setzt Krach auf Geschlossenheit: „Mir ist wichtig, dass die Berliner SPD in ihrer Vielfalt zusammenhält und zueinandersteht. Das ist die Art, wie ich Politik mache – und dafür trete ich am Samstag als Spitzenkandidat an.“ Ziel: Am 20. September 2026 die CDU aus dem Roten Rathaus jagen.

Martin Hikel (l), Bezirksbürgermeister von Neukölln, und Franziska Giffey (SPD) – gleich zwei Schwergewichte stehen in der SPD nicht mehr zur Wahl.
Martin Hikel (l), Bezirksbürgermeister von Neukölln, und Franziska Giffey (SPD) – gleich zwei Schwergewichte stehen in der SPD nicht mehr zur Wahl.Britta Pedersen/dpa

„Die Berliner SPD hat verschiedene Flügel, und das ist für eine Partei, die alle Themen dieser Stadt im Blick hat, nicht nur gut, sondern notwendig“, betont Krach. „Ja, es wird um Mehrheiten gerungen – aber das zeigt, dass unsere Partei lebt.“

Fokus auf Sicherheit

Inhaltlich setzt Krach klare Schwerpunkte: Sicherheit und Ordnung. „Wir müssen als Politik dafür sorgen, dass es auf Berlins Straßen sicher und geordnet zugeht. Dafür steht die SPD so stark wie keine andere Partei. Wir stellen die Innensenatorin“, betont er – und teilt gegen die CDU aus: „Die CDU hat sich da immer einen schlanken Fuß gemacht.“

Neukölln sucht Nachfolger

Unterdessen will der Neuköllner SPD-Kreisverband noch in diesem Jahr einen neuen Spitzenkandidaten küren. „Die erhoffte Geschlossenheit war das nicht“, sagte Co-Vorsitzender Joachim Rahmann im Inforadio. „Jetzt gibt’s eine Lücke, und die müssen wir füllen – schnell und kompetent.“

Leicht wird das nicht: Hikel war seit 2018 Bezirksbürgermeister und seit 2024 Co-Chef der Berliner SPD – ein Schwergewicht. Doch in der Partei ist man sicher: Neukölln wird jemanden finden. Während in Neukölln die Wunden geleckt werden, geht Krach mit breiter Brust in den Parteitag. Sein Kurs: Einigkeit, Sicherheit, klare Kante gegen die CDU. Jetzt muss nur noch die eigene Partei mitziehen. (mit dpa)