Berlin-Mitte

Schwimm-Demo: Bibbern für ein Ende des Badeverbots in der Spree

Am Humboldtforum demonstrieren Berliner für ein Flussbad. Bei 13,5 Grad Wassertemperatur, Nieselregen und grauem Himmel. Und ein Politiker geht baden.

Author - Berliner KURIER
Teilen
Zwischen <a target="_blank" href="https://www.berliner-kurier.de/topics/humboldt-forum">Humboldtforum</a> und Schlossbrücke sammeln sich Schwimmerinnen und Schwimmer in Badeanzug, Badehose oder dick eingepackt im Neopren.
Zwischen Humboldtforum und Schlossbrücke sammeln sich Schwimmerinnen und Schwimmer in Badeanzug, Badehose oder dick eingepackt im Neopren.Benjamin Pritzkuleit

13,5 Grad Wassertemperatur, Nieselregen, grauer Himmel – echtes Schmuddelwetter! Doch Ephraim Gothe, SPD-Baustadtrat von Berlin-Mitte, lässt sich davon nicht abhalten. In Neopren gehüllt, stapft er am Sonntagmittag in die eiskalte Spree.

Nein, das ist kein verrückter Wochenendspaß – das ist Protest! Gemeinsam mit rund 70 weiteren Mutigen unterstützt Gothe eine Demonstration des Vereins Fluss Bad Berlin. Die Forderung: Endlich wieder Baden in der Spree!

Vor 100 Jahren verboten, soll das kühle Nass jetzt zurückerobert werden. Zwischen Humboldtforum und Schlossbrücke sammeln sich Schwimmerinnen und Schwimmer in Badeanzug, Badehose oder dick eingepackt im Neopren.

Zuvor gibt’s Reden: Grünen-Politiker Werner Graf und Linken-Mann Michael Efler sprechen von einem überfälligen Schritt. Gothe zeigt sich optimistisch: Eine Pilot-Badestelle könne bald Wirklichkeit werden.

Touristen beobachten das Spektakel vom Wasser aus

Während die Schwimmer ins Wasser steigen, beobachten Touristen das Spektakel von der Schlossbrücke aus. Jan Edler, Mitgründer von Fluss Bad Berlin, ist mittendrin. Seit 2012 kämpft er für das Spreebad – bislang ohne Erfolg.

Doch die Argumente gegen das Schwimmen seien längst überholt. „Die Wasserqualität ist viel besser“, sagt Edler. Auf der Webseite des Vereins ist das nachzulesen: gute Werte, klare Sicht – 175 Zentimeter tief.

Ein anderer Schwimmer erzählt von Kopenhagen, wo eine Ampel anzeigt, wann man ins Wasser darf. „Warum nicht auch in Berlin?“, fragt er. Edler stimmt zu: In Basel schwimmen die Menschen im Rhein, in Paris in der Seine – und im Ruhrgebiet ist Baden in Flüssen längst erlaubt. Nur Berlin tut sich schwer.

Doch die Gegner eines Flussbads in der Spree fürchten um den Unesco-Welterbe-Status der Museumsinsel – und vielleicht auch um das gepflegte Stadtbild. Edler hält dagegen: Berlin brauche Orte der Begegnung. „Die Menschen sind gern am Wasser – warum also nicht auch im Wasser?“

Unten auf der Spree ziehen die Schwimmer ihre Runden – sie tragen gelbe Badekappen mit  Nummern drauf. Ein Polizeiboot mit zwei Beamten drauf passt auf. Baden ist heute legal, weil’s eine angemeldete Demo ist.

Zwei große Aktionen im Sommer hatten schon hunderte Teilnehmer – doch die Politik bleibt stur. Finanzsenator Stefan Evers (CDU) hat gerade eine geplante Förderung gestrichen, berichten die Demonstranten. Das geplante Projekt „Fluss Bad Garten“ – erst mal auf Eis. Eigentlich soll daraus mal eines der gewünschten FLussbäder entstehen.

Für viele ist das ein Rückschlag. Dabei soll das Projekt nicht nur Spaß machen, sondern auch helfen, die Stadt fit für den Klimawandel zu machen, wie Grünen-Mann Graf erklärt. Nur – an diesem kalten, grauen Oktobersonntag fällt das schwer zu glauben. Graf bleibt an Land: „Beim nächsten Mal, wenn’s wärmer ist, bin ich dabei.“ Diese Schwimmdemo war wahrscheinlich nicht die letzte.