Gastronomie

Touristen-Hit in Gefahr! Restaurantschiff Spree-Arche kämpft in Köpenick ums Überleben

Hochgelobt – aber illegal! Das Drama um Berlins Kult-Kahn auf der Spree geht weiter.

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Schwimmendes Restaurant: Der Chef der Spree-Arche Inhaber Frank Cotte.
Schwimmendes Restaurant: Der Chef der Spree-Arche Inhaber Frank Cotte.www.imago-images.de

Es ist wahrscheinlich Berlins ungewöhnlichstes Restaurant: die Spree-Arche. Ein schwimmendes Idyll, auf der Müggelspree, mit Bootsshuttle und Gänsebraten. Es entwickelte sich in 20 Jahren vom Geheimtipp zur Touristen-Attraktion. Doch das beliebte Restaurantschiff ist vom Aus bedroht. Der Grund: Es fehlt die Genehmigung. „Formalrechtlich ist die Anlage illegal“, sagt Petra Nelken, Sprecherin von Verkehrs- und Umweltsenatorin Ute Bonde (CDU). Das heißt: Droht der Arche die Versenkung durch Bürokratie?

Seit Jahren läuft ein zäher Rechtsstreit. Das Ergebnis? Ungewiss. Eine Gerichtsentscheidung wurde erneut vertagt. Nelken sagte: „Die Entscheidung dazu hat das Gericht nun noch einmal um drei Monate verschoben.“ Grund: Noch fehlen Stellungnahmen der Behörden.

Die Spree-Arche bietet Platz für 80 Gäste, ist Eventlocation und Ausflugsziel in einem – erreichbar nur per Boot. Auf dem offiziellen Berlin-Portal Visit Berlin ist sie als Sehenswürdigkeit gelistet. Eine Petition auf der Internetseite Change.org sammelte immerhin 25.688 Unterschriften ein für den Erhalt der Arche. Und: Sie wurde sogar mit dem Tourismus-Award 2024 des Bezirks Treptow-Köpenick ausgezeichnet. Das Jury-Urteil war eindeutig: „Die Spree-Arche ist aufgrund ihrer einzigartigen Lage mitten auf der Spree ein unvergleichbarer Hotspot in Treptow-Köpenick. Sie zieht nicht nur Einheimische, sondern auch Touristen aus ganz Berlin und darüber hinaus an. Die Kombination aus lokalem Charme und einem unvergesslichen Erlebnis auf dem Wasser macht sie zu einem Aushängeschild für die Region.“ Außerdem sei die Arche ein „Symbol für Durchhaltevermögen und Mut“.

Doch genau dieses Durchhaltevermögen wird weiter auf eine Probe gestellt. Seit Jahren gibt es eine Beseitigungsanordnung. Der Senat teilt in einer Antwort auf eine Anfrage der SPD-Abgeordneten Dunja Wolff mit: „Die Beseitigungsanordnung aus dem Jahr 2015 ist nicht aufgehoben.“

Umweltschutzbedenken gibt es auch nicht. Der Senat schreibt: „Gemäß den im Rahmen des Genehmigungsverfahrens eingeholten naturbehördlichen Stellungnahmen ist der Liegeplatz in keinem Schutzgebiet gelegen und unterläge die Spree-Arche im Ergebnis keinen durchgreifenden naturschutzfachlichen Bedenken.“

Besitzer kämpft seit zwei Jahrzehnten um die Spree-Arche

Frank Cotte (65) ist der Chef der Spree-Arche. Er kämpft seit zwei Jahrzehnten um sein Lebenswerk. „Es ist eine hoch komplizierte bürokratische Geschichte, die damit begonnen hat, dass mir der ursprünglich zugesicherte Standort nicht gegeben wurde.“ Er sei dann etwa 400 Meter weitergezogen. Und genau das nimmt ihm der Senat offenbar übel. Motto: Alle müssen sich an die Spielregeln halten. „Der Senat hatte mir eine Strafe von 25.000 Euro auferlegt, weil ich mit dem Schiff immer noch dort liege, dagegen bin ich in Widerspruch gegangen. Solange das juristische Verfahren aber läuft, können wir erst einmal weitermachen.“ Ein kleiner Lichtblick für Cotte – doch der Weg zur rettenden Genehmigung ist noch weit.

Er habe bereits einen Vertrag mit dem Bundeswasserstraßenamt. Aber in Berlin reicht das nicht: „Ich brauche auch noch eine Genehmigung vom Senat. Für den neuen Standort habe ich vor sieben Jahren einen neuen Antrag gestellt und der wurde immer noch nicht beschieden.“

Ein Kritikpunkt: Die technischen Anforderungen auf dem Wasser – etwa Strom- und Wasseranschlüsse. Aber Cotte sagt: „Ich habe vor Ort eine Trinkwasseraufbereitung, das Abwasser wird geklärt.“ Und das Argument, die Arche störe die Naherholung? „Wir sind doch Naherholung.“ Er warnt: „Wenn wir keine endgültige Genehmigung bekommen, dann verschwindet hier eine wichtige touristische Attraktion und ein tolles Ausflugsziel für die Berliner.“

Noch gibt es keine finale Entscheidung. Die Sprecherin der Senatsumweltverwaltung sagt: „Es sind noch immer Stellungnahmen offen. Bestimmte baurechtliche Fragen sind noch nicht geklärt. Da muss sich der Bezirk äußern.“

Bezirk will Restaurantschiff Spree-Arche erhalten

Doch der Bezirk hat längst Farbe bekannt. Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) sagt glasklar: „Das Bezirksamt – unsere Baustadträtin Claudia Leistner und ich – hat sich bereits mehrfach und unmissverständlich gegenüber dem Senat für den Erhalt und eine dauerhafte Genehmigung der Spree-Arche ausgesprochen und entsprechend eingesetzt.“ Doch das reicht offenbar nicht. Igel weiter: „Allerdings hat der Senat bis heute weder eine Duldung noch eine Genehmigung ausgesprochen. Nicht der Bezirk blockiert hier, sondern die Senatsumweltverwaltung verweigert die Genehmigung.“

Wie geht es weiter? Das Gericht hat nun drei Monate Frist eingeräumt. Der Betrieb geht erstmal weiter – Geburtstage, Firmenfeiern, Weihnachtsmenüs auf dem Wasser.

Doch klar ist: Ende des Jahres wird es ernst. Dann wird wieder verhandelt. Dann entscheidet sich: Darf die Spree-Arche bleiben – oder kentert sie im Berliner Bürokratie-Sumpf?