Sommer 1989 in Ost-Berlin: Die DDR wankt, die Mauer steht. Aber nicht mehr lange. Die Stimmung ist explosiv. Genau dieses Wende-Gefühl bringt Marion Brasch (64) jetzt ins Theater an der Parkaue in Lichtenberg. Ihr Stück „On Air On Fire“ (Regie Alexander Riemenschneider) erzählt von jungen Radiomachern, die zwischen Anpassung und Aufbruch stehen. Der Sender: DT64, das Jugendradio der DDR.
Für den arbeitete Brasch bis 1992. Ein autobiografisches Stück? „Nein“, sagt sie im Gespräch mit dem Berliner KURIER. „Es hat mit meinem Leben nur insofern zu tun, als ich bei diesem Sender gearbeitet habe. Die Figuren sind komplett fiktional.“
Trotzdem fließen ihre Erfahrungen ein: „Ich will zeigen, dass so ein Sender, der zwar zum Staatsrundfunk gehörte, mit sehr unterschiedlichen Charakteren besetzt war. Wir waren nicht alle auf Linie, trotzdem kein rebellischer Sender.“
Bei Hörern von damals genießt DT64 Kultstatus. Junge Leute? Können mit dem Namen kaum etwas anfangen. Umso spannender, wie sie reagieren. Brasch: „Ich habe mir eine Schülervorstellung angesehen. Die sind total mitgegangen! Danach gab es ein Publikumsgespräch: viele kluge, interessante Gedanken.“

Und Musik spielt eine große Rolle. Brasch: „Von HipHop bis Punk, alles aus der Zeit 1989 bis 1991, 1992. Ärzte, Beastie Boys, Kate Bush. Songs, die die auch heute noch cool finden.“
Der Sender war eine Ausnahmeerscheinung.
Das Stück trifft den Nerv, bei jungen Leuten und bei Älteren sowieso. Bei denen kommen Erinnerungen hoch. Warum der Mythos DT64 bis heute lebt? Brasch: „Der Sender war eine Ausnahmeerscheinung. 1989, 1990 haben wir Radio gemacht, wie wir es vorher und später nie wieder konnten.“
Als DT64 abgeschaltet werden sollte, gingen Tausende auf die Straße. Brasch: „Das war eine riesige Bewegung, etwas, das einem Mythos nahekommt.“ Heute? Undenkbar, sagt die gebürtige Berlinerin: „Proteste ja, aber nicht in dem Ausmaß, dass sich Leute ans Brandenburger Tor ketten oder in den Hungerstreik treten. Die Abschaltung damals war ein Politikum.“




