Abstimmung scheitert

Empörung im Berliner Fußball: Die Nazi-Zahl 88 bleibt weiter erlaubt

Die Nazi-Zahl 88 bleibt auf Trikots im Berliner Fußball erlaubt. Ein Verbandsantrag scheitert knapp. Viele Vereine sind empört, nun könnte ein weiterer Anlauf folgen.

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Auch der Amateurfußball hat mit Rechtsextremismus zu kämpfen.
Auch der Amateurfußball hat mit Rechtsextremismus zu kämpfen.Andreas Gora/dpa

Diese Nummer sorgt für Ärger im Berliner Amateurfußball! Am Wochenende hat das Präsidium des Berliner Fußball-Verbands (BFV) einen Antrag gestellt: Die Trikotnummer 88 soll abgeschafft werden. Grund: Die „88“ gilt als Zahlencode für den verbotenen Gruß „Heil Hitler“. Doch: Der Antrag scheiterte! Wie schon vor vier Jahren lehnten die anwesenden Klub-Vertreter den Vorschlag ab. Das sorgt für Enttäuschung – und heftige Diskussionen.

Eine Vereinsvertreterin von Hansa 07, die vor Ort war, sagt: „Ich bin entsetzt über das Ergebnis, auch jetzt im zweiten Anlauf. Viele Anwesende sind sich offenbar nicht bewusst, welche Symbolkraft die Rückennummer 88 hat und wie gezielt sie eingesetzt wird. Das hat auch die lange, hitzige Debatte gezeigt. Wäre der Verbandstag vielfältiger besetzt und dürften Betroffene von Anfeindungen selbst abstimmen, sähe das Ergebnis wohl anders aus.“

Dem KURIER liegen die Zahlen vor: Von 104 Stimmberechtigten votierten 48 dafür, 52 dagegen, vier enthielten sich. Für eine Änderung hätte eine einfache Mehrheit gereicht. Gegner des Antrags argumentierten, sich nicht bevormunden lassen zu wollen. Andere fürchteten, dass die 88 nur der Anfang wäre, bald weitere Rückennummern verboten werden könnten. Doch nicht genug. Gerd Thomas vom FC Internationale berichtet: „Ich fand einige Argumente dagegen ehrlich gesagt abenteuerlich. Vom Opa, der 88 Jahre alt ist, bis zur Hausnummer, in der jemand wohnt. Ich denke, man hätte ein Signal setzen können.“

Victoria Friedrichshain pushte den Antrag

Victoria Friedrichshain hatte den Antrag im Vorfeld gepusht. Der Klub von der Halbinsel Stralau kennt das Problem aus eigener Erfahrung: Im Seniorenbereich tauchte die 88 bei gegnerischen Teams auf. Vereinschef Robert Kiesel: „Es war der Wunsch unserer Mitgliedschaft, uns dafür einzusetzen, dass der Antrag auf Verbot der Rückennummer 88 eingebracht wird. Dass sich das BFV-Präsidium dem angenommen hat, freut uns sehr. Umso größer ist die Enttäuschung über das Ergebnis der Abstimmung.“

Ein Europa-League-Spiel aus der Saison 2022/23: Der 1. FC Union Berlin spielt gegen SC Sporting Braga in der Alten Försterei. André Castro von SC Sporting Braga trägt ein Trikot mit der Nummer 88 – in Portugal gibt es mit der Zahl keine Probleme.
Ein Europa-League-Spiel aus der Saison 2022/23: Der 1. FC Union Berlin spielt gegen SC Sporting Braga in der Alten Försterei. André Castro von SC Sporting Braga trägt ein Trikot mit der Nummer 88 – in Portugal gibt es mit der Zahl keine Probleme.Matthias Koch/imago

Und der Berliner Verband? Özgür Özvatan (Vizepräsident Gesellschaftliche Verantwortung) ist frustriert: „Bei einigen fehlt das Bewusstsein, was hinter der Rückennummer 88 steckt. Viele Vereine haben mir nun gesagt, dass sie das Ergebnis beschämend finden. Das ist immerhin ein schönes Zeichen.“

Problem: Im deutschen Amateurfußball gibt es keine einheitliche Regelung. In Bayern beispielsweise ist die 88 verboten, in Baden-Württemberg nicht. In Berlin bleibt sie nun erlaubt. Der Kampf geht jedoch weiter! Der BFV will einen dritten Anlauf starten: beim Arbeits-Verbandstag 2027. Bis dahin muss mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden. Özvatan: „Ich werde alles tun, damit Rechtsextreme den organisierten Fußball nicht unterwandern.“

Was halten Sie davon, dass es die Zahl 88 als Rückennummer weiterhin geben soll? Und kennen Sie Beispiele, wo die Zahl zum Einsatz kommt? Schicken Sie uns Ihre Meinung und Erlebnisse an wirvonhier@berlinerverlag.com!