Offenbar hat die Berliner Politik das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) in Berlin-Friedrichshain doch noch nicht abgeschrieben. Abgeordnete hatten sich vor wenigen Tagen das Gebäude näher angeschaut und festgestellt, dass das einstige DDR-Spaßbad gar nicht so marode ist, wie der Senat und das landeseigene Wohnungsunternehmen WBM behaupteten, die das Gebäude abreißen wollen. Das SEZ erhalten und sanieren? Die KURIER-Leser diskutieren jetzt darüber – und haben eine klare Meinung, was mit dem DDR-Bau passieren soll.
Vor wenigen Tagen waren Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses im SEZ, das 2026 abgerissen werden soll. Obwohl Bürgerinitiativen und Baufachleute aus der Berliner Architektenkammer um den Erhalt des legendären DDR-Spaßbades kämpfen, will Bausenator Christian Gaebler (SPD) mithilfe der WBM das SEZ dem Erdboden gleichmachen. Auf dem etwa fünf Hektar großen Areal wollen sie 500 Wohnungen bauen.
Doch nach dem Rundgang der Abgeordneten kommen Zweifel auf, ob der Abriss wirklich notwendig ist. „Es wird immer deutlicher, dass es Alternativen zum SEZ-Abriss gibt. Insbesondere, weil eine Sanierung des Baus wohl nicht mehr kosten würde als der Abriss. Und der Abriss könnte sogar teurer werden“, sagte der Linke-Abgeordnete Damiano Valgolio dem KURIER. Experten gehen von 50 Millionen Euro für die SEZ-Sanierung aus. Der Abriss würde aber genauso viel kosten.
Was soll also Berlin mit dem SEZ anstellen? Das fragen sich nun auf Facebook die KURIER-Leser nach unserem Bericht über den Rundgang der Abgeordneten.
Klar, das SEZ muss gerettet werden, sagen da Leser wie Simone und Andreas Gemmel aus Köpenick. „Wir haben dort unsere Jugend genossen“, schreiben sie. Man habe tatsächlich damals viel Spaß im SEZ gehabt. Den „sollten künftige Generationen auch haben“, findet das Ehepaar Gemmel.
KURIER-Leser diskutieren: Muss das SEZ wirklich weg?
Detlef Aßmann vertritt da eher die Seite derer, die das SEZ verschwinden lassen wollen. „Kann man den Drecksbau nicht einfach abreißen?“, fragt der Fan des 1. FC Union. „Nein!“, kontert die Leserin Silke Tauschke.
Christiane Teske pflichtet ihr bei: „Warum soll das SEZ plattgemacht werden?“ Sicher, die Sanierung koste Geld, sagt sie, aber „man hätte das SEZ ja auch nicht verkommen lassen müssen – nicht wahr, Berliner Senat und sonst wer“.
Damit spielt die Leserin darauf an, dass der Senat 2002 das SEZ schloss, weil es ihm zu teuer war, und den Bau an einen Leipziger Geschäftsmann für einen symbolischen Kaufpreis von einem Euro verscherbelte.
In der Tat präsentiert sich heute das SEZ mit einer hässlichen Fassade, die teilweise verwittert und mit Graffiti beschmiert ist. Klar, dass das einige „den Drecksbau“ nicht mehr sehen wollen. Aber im Innern ist das SEZ top – sagt Carl Waßmuth.

Der Bauingenieur vom Verein Gemeingut in BürgerInnenhand kennt das SEZ und seinen jetzigen Zustand. In dem KURIER-Beitrag erklärte er: „Das Tragwerk ist vollständig intakt. Die Baukosten für ein solches Gebäude lägen heute bei mindestens 200 Millionen Euro. Berlin hat also eine wertvolle Ressource, welche die soziale Infrastruktur der Stadt bereichern und verbessern kann. Der Abriss würde diesen Wert vernichten.“
Der Leser Matthias Woithe schreibt dazu: „Die Renovierung ist Geldverschwendung. Die Investition und die Folgekosten würden sich nie decken mit den Einnahmen.“ Es „wäre ein Minusgeschäft über Jahrzehnte“. „Dann müsste man auch jedes Schwimmbad, Museum, Theater und Opernhaus schließen! Die tragen sich finanziell auch nicht von allein“, antwortet ein anderer KURIER-Leser.
Kein KURIER-Leser ist dafür, dass das SEZ wegen 500 Wohnungen und einer Schule verschwinden soll. „Dass Wohnraum in Berlin dringend benötigt wird, ist klar“, schreibt Marco Hoffmann. „Genauso wichtig ist es aber auch, Möglichkeiten für Sport- und Freizeitaktivitäten zu haben. Und da gibt es in Berlin zu wenige.“
Genau hier sieht der KURIER-Leser eine Zukunft für das SEZ. „Das SEZ war konzipiert gewesen, viele Sport- und Freizeitmöglichkeiten unter einem Dach anzubieten. Und genau das sollte auch wieder stattfinden. Wenn man mehrere private Anbieter mit ins Boot holt und das Gebäude effizient modernisiert und saniert, könnte es gut funktionieren.“