Ist das SEZ in Berlin-Friedrichshain wirklich nur ein Dreckstall, der dringend abgerissen muss? Seitdem Mitglieder des Berliner Abgeordnetenhauses das einstige DDR-Spaßbad unter die Lupe nahmen, tauchen neue Ekel-Fotos auf, die zeigen, wie schlimm es im Innern SEZ aussieht. Da steht mitten im Mai noch ein Weihnachtsbaum, dessen Nadeln mittlerweile braun sind! Auch den berüchtigten Pferdestall gibt es noch. Will da nicht endlich einmal einer den ganzen Mist wegräumen!
Echt jetzt? Wir stecken im tiefsten Frühling und im SEZ hat noch keiner die Tanne vom vergangenem oder sogar vom vorvergangenem Weihnachtsfest entsorgt! In der zweiten Etage des DDR-Spaßbades entdeckten Abgeordnete den Baum, an dessen traurig herunterhängenden Ästen noch einige Kugel hängen. Und nun gibt es die Fotos davon zu sehen.
O, Tannenbaum: Von wem er stammt und warum er noch immer da steht – darauf gab es keine klaren Antworten. Der jetzige Hausherr, die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM), wollte vor wenigen Tagen den Abgeordneten offenbar zeigen, wie schlimm es im einstigen DDR-Prachtbau aussah, als das Unternehmen das SEZ am 1. Januar 2025 übernahm, nach dem zuvor das Gebäude zwangsgeräumt wurde.

Allerdings hätte die WBM ja nun wirklich die Weihnachtstanne wegräumen können, die mit Sicherheit von einem der einstigen SEZ-Nutzer stammte. Aber man lässt sie stehen. Soll die Mülltanne etwa ein Beweismittel dafür sein, wie im SEZ einst gehaust wurde?
Denn die WBM legte bereits vor Wochen schon Fotos vor, die ein Bild der Verwahrlosung des einstigen DDR-Spaßbades zeigten. Geröll, Schrott und Bauschutt war da in manchen Bereichen zu sehen. Etwa dort, wo zum Beispiel die Tauchbecken der Innensauna standen. Man hat den Eindruck, als hätten da schon die Abrissarbeiten begonnen, die nun die WBM im Auftrag des Senats erst durchführen soll.
Müll im SEZ: Sogar der Pferdestall existiert noch immer im DDR-Spaßbad
Da unterstreichen diese Bilder schon, wenn WBM-Geschäftsführer Lars Dormeyer (52) erklärt: In den 25 Jahren, in denen er in der Immobilienbranche (unter anderem Deutsche Wohnen, GSW, Gehag) tätig sei, habe er noch nie erlebt, wie man ein Gebäude so „herunterwirtschaften“ kann. Ein Teil des SEZ wurde offenbar sogar als Pferdestall genutzt. Fäkalien und Heureste hätte man gefunden.
Und diese sind noch immer da! Beim Rundgang durch das SEZ bekamen die Berliner Abgeordneten nun auch den bisher nur erwähnten Pferdestall zu sehen. In der ehemaligen Balletthalle im Erdgeschoss liegen die Überreste, die eine pikante Geruchsnote noch immer verströmen sollen, wie Abgeordnete berichteten.
Wer für diese Sauerei verantwortlich war? Kann man nur spekulieren. Fakt ist: Den Dreckstall wollte damals und will auch heute keiner ausmisten.

In der zweiten Etage des SEZ wurde in einigen Bereichen sogar gewohnt. „Da hat sich irgendjemand offenbar ein Privatquartier eingerichtet“, erzählt ein Abgeordneter dem KURIER. Betten stehen da, Sofas, Matratzen, Tische, Schränke.
Wo anders liegen herausgerissene Waschbecken im Gang, Deckenteile hängen in einem „privaten Wohnbereich“ lose herunter, als hätten dort Umbau- oder Abrissarbeiten stattgefunden. Bauschutt liegt auch massig in der einstigen Eissporthalle.
Dieser ganze Müll der Vorbesitzer darf aber nicht darüber über den wahren Zustand hinwegtäuschen. „Die Begehung hat gezeigt, dass das SEZ nicht marode oder so kaputt ist, dass es abgerissen werden muss“, sagte zum Beispiel der Abgeordnete Damiano Valgolio (Linke), zu dessen Wahlkreis das SEZ gehört.
So sehen es auch die Bürgerinitiatieven, die für den Erhalt des SEZ kämpfen. Eine davon ist die Initiative „Gemeingut in BürgerInnenhand“. „Wir waren mehrfach in den letzten Monaten im SEZ, und wir wissen: Das SEZ ist keineswegs abrissreif. Es muss im SEZ geputzt werden, aber Staub in den Räumen und Sperrmüll im Keller sind keine Abrissgründe“, sagt Sprecherin Jorinde Schulz.
Auch ein noch immer existierender Weihnachtsbaum dürfte kein Hinderungsgrund sein, sagen so einige Abgeordnete. Einer sagte dem KURIER: „Einen Raum, der wohl als Pferdestall diente, kann man ebenfalls ausmisten. Das SEZ muss man daher nicht abreißen.“

Die WBM sieht das ganz anders. „Wir sehen uns nicht verpflichtet, alte komische Schwimmbäder zu betreiben“, sagte Geschäftsführer Dormeyer schon vor Wochen. Der Abriss des SEZ ist für ihn wie auch für Bausenator Christian Gaebler beschlossene Sache. Berlin braucht dringend Wohnungen, 500 bis 600 Wohnungen sollen bald dort entstehen.
Die ganze „Schweinerei“, die andere im einstigen DDR-Spaßbad hinterlassen haben: Möglich, dass sie erst verschwinden, wenn das SEZ abgerissen wird. 2026 sollen die Bagger anrollen. Ob bis dahin der Weihnachtsbaum im SEZ noch durchhält?
Was meinen Sie zu diesem Thema? Lässt man jetzt das SEZ vermüllen? Bitte schreiben Sie uns: leser-bk@berlinerverlag.com