Es scheint, als wäre für das Sport- und Erholungszentrum (SEZ) das Todesurteil endgültig gesprochen. Anfang dieser Woche machte die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) klar, dass der einstige DDR-Prachtbau an der Landsberger Allee ohne Wenn und Aber abgerissen wird. Das Unternehmen präsentierte Bilder der Verwahrlosung aus dem Innern des SEZ. Doch Bürgerinitiativen, die sich gegen den Abriss wehren, werten das Zeigen der Fotos als eine Art Täuschungsmanöver.
Die Bilder, um die es hier geht, zeigen Geröll, Schrott und Bauschutt. Der ganze Dreck liegt offenbar unter anderem dort herum, wo zum Beispiel die Tauchbecken der Innensauna standen. Zugemüllt sind auch andere Räumlichkeiten, wie es auf Fotos zu sehen ist, die die WBM machte, als sie ab 1. Januar das SEZ übernahm. Zwei Monate zuvor hatte das Land Berlin das einstige DDR-Spaßbad mittels Zwangsvollstreckung wieder in ihrem Besitz bekommen.

WBM-Geschäftsführer Lars Dormeyer (52) erklärte: In den 25 Jahren, in denen er in der Immobilienbranche (unter anderem Deutsche Wohnen, GSW, Gehag) tätig sei, habe er noch nie erlebt, wie man ein Gebäude so „herunterwirtschaften“ kann. Ein Teil des Hauses wurde offenbar sogar als Pferdestall genutzt. Fäkalien und Heureste hätte man gefunden.
Das hört sich in der Tat sehr gruselig an. Irgendwie ist dann auch klar, wenn der WBM-Chef erklärt, dass man nur eins mit dem SEZ machen kann – abreißen. Das Unternehmen hat dafür quasi den Auftrag von der Behörde des jetzigen Bausenators Christian Gaebler (SPD) bekommen. Denn Berlin braucht dringend neue Wohnungen. Und 500 bis 600 davon sollen zügig auf dem SEZ-Areal entstehen – mit der WBM als Bauherr.
Abgeordnete sollen sich SEZ ansehen und entscheiden, ob der DDR-Bau abgerissen werden soll
Mitglieder von Bürgerinitiativen sind verwundert darüber, dass die WBM nun diese Müllfotos öffentlich machte. Sie vermuten, dass das Unternehmen mittels solcher Bilder offenbar die Öffentlichkeit über den wahren Zustand des SEZ täuschen will.
„Ende vergangene Woche wurde im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses über den Linke-Antrag beraten, das SEZ nicht abzureißen“, sagt Susanne Lorenz von der Bürgerinitiative „SEZ für alle!“. „Auch wir waren vor Ort, übergaben Bilder, die zeigen, wie erstaunlich gut das Gebäude in großen Teilen erhalten ist.“ Lorenz berichtet dem KURIER, dass einige Abgeordnete sich jetzt gerne selber das SEZ anschauen wollen, um zu sehen, was in dem Haus wirklich los ist.

„Gemeingut in BürgerInnenhand“ ist eine weitere Bürgerinitiative, die gegen den Abriss des SEZ kämpft. „Wir waren mehrfach in den letzten Monaten im SEZ, und wir wissen: Das SEZ ist keineswegs abrissreif. Es muss im SEZ geputzt werden, aber Staub in den Räumen und Sperrmüll im Keller sind keine Abrissgründe“, sagt Initiativen-Sprecherin Jorinde Schulz.
Sie erklärt weiter: „Natürlich gibt es Sanierungsbedarf. Dazu brauchen wir Gutachten und Planungen. Es ist eine Frechheit, dass WBM-Chef Dormeyer eine Sanierung nicht einmal prüfen lassen möchte.“

In der Tat will die WBM nur eine Machbarkeitsstudie über den Abriss und den Aufbau des neuen Wohnquartiers in Auftrag geben. „Wir sehen uns nicht verpflichtet, alte komische Schwimmbäder zu betreiben“, sagt WBM-Chef Dormeyer.