Was ist nur aus dem einst so strahlendem Sport- und Erholungszentrum geworden? Nicht nur die beschmierte Fassade des ehemaligen DDR-Spaßbades ist heruntergekommen. Jetzt zeigen Bilder, wie verwüstet es auch in so manchen Räumen im Innern des SEZ ist. Ist das der Grund, warum die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Mitte (WBM) das Sport- und Erholungszentrum ohne Wenn und Aber abreißen will?
Geröll, Schrott und Bauschutt: Der ganze Dreck liegt offenbar unter anderem dort herum, wo zum Beispiel die Tauchbecken der Innensauna standen. Zugemüllt sind auch andere Räumlichkeiten, wie es auf Fotos zu sehen ist, die die WBM machte, als sie ab 1. Januar das SEZ übernahm. Zwei Monate zuvor hatte das Land Berlin das einstige DDR-Spaßbad mittels Zwangsvollstreckung wieder in ihrem Besitz bekommen.
Die Bilder der Verwüstung: So mancher mag da verwundert seine Augen reiben. Denn Berliner, die noch vor einem Jahr im SEZ etwa zu Yoga-Veranstaltungen kamen, sahen noch recht intakte Anlagen im Innern. Auch Besucher der Ostprodukten-Messe Ostpro, die einst im SEZ lief, bekamen solche Verwüstungen nicht zu sehen.

Nun, das Areal des Sport- und Erholungszentrums an der Landsberger Allee ist riesig. Insgesamt acht Hektar groß – da bekommt man als normaler Berliner nicht alles zu sehen.
Etwa die gewaltigen Technikräume im Keller oder Räume in den Obergeschossen, in denen es auch nicht gerade gastfreundlich aussah. Kein Wunder, dass der WBM-Geschäftsführer Lars Dormeyer (52) nicht verstehen kann, wie man das SEZ so herunterwirtschaften konnte. Ein Teil des Hauses sei offenbar sogar als Pferdestall genutzt worden, sagt er. Pferdekot und Heureste hätte man gefunden.
SEZ: Wachschutz sichert DDR-Prachtbau vor ungebetenen Gästen
Allerdings stellt sich für WBM-Chef Dormeyer sowieso nicht mehr die Frage nach dem Erhalt des SEZ. Die sogenannten Zwischennutzer sind wohl raus, die Wasser- und Stromleitungen gekappt, das Gebäude verschlossen.
Ein Wachschutz mit eigenen Mitarbeitern und Videokameras soll verhindern, dass Fremde das Gelände betreten. Man könne es nicht mehr verantworten, dass Außenstehende noch Zutritt ins SEZ bekommen, heißt es.

Aus Sicherheitsgründen solle niemand das einstige Spaßbad betreten. Daher habe man den Zwischennutzern auch den Weiterbetrieb ihrer Unternehmungen im SEZ untersagt.
Damit ist auch die TV-Produktion aus dem Gebäude raus, die im Innern des SEZ die Krankenhaus-Serie „Krank Berlin“ gedreht hat, deren acht Folgen gerade beim Streaming-Portal Apple-TV und später im ZDF zu sehen sind. Sollte einmal eine zweite Staffel in Erwägung gezogen werden, wird sie garantiert nicht mehr im SEZ gedreht.
Denn die WBM drückt auf die Tube, um vor allem den politischen Willen des Berliner Bausenators Christian Gaebler (SPD) durchzusetzen, der das SEZ abreißen lassen will, um auf dem Areal so schnell wie möglich 500 bis 600 Wohnungen (davon 50 Prozent Sozialwohnungen) nebst Schule bauen zu lassen. Das mit den Wohnungen und zusätzlichen Gewerbeeinheiten (für Sport, Freizeit – aber keine Schwimmhalle) soll die WBM richten.
Dass Quartiere in Berlin dringend gebaut werden müssen, sei parteiübergreifend gewollt, heißt es bei der WBM. Allerdings sind nicht alle Parteien für den SEZ-Abriss – wie die Grünen oder die Linkspartei. Letztere solidarisierte sich deutlich mit der Bürgerinitiative „SEZ für alle“, die für den Erhalt des einstigen DDR-Prachtbaus kämpft.

Für die WBM gibt es allerdings keinen Grund, sich mit den Abriss-Gegnern auseinanderzusetzen. Man sei ein Unternehmen, das Wohnungen baut und 3,7 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren in den Berliner Wohnungsneubau investieren wird.
Und man kann Stadtquartiere entwickeln, wird seitens der WBM erklärt. Und daher sei das Unternehmen auch genau das richtige, um das SEZ-Areal neu auszurichten. Die WBM ist schließlich mit 16.000 Wohnungen der „Platzhirsch“ in Berlin-Friedrichshain. „Wir sehen uns nicht verpflichtet, alte komische Schwimmbäder zu betreiben“, sagt der WBM-Chef.
SEZ-Abriss: 2026 könnten die Bagger anrollen
Das landeseigene Wohnungsunternehmen ist auf Linie mit dem Geheimplan des Senats zum im SEZ-Abriss. Derzeit läuft die Ausschreibung für die Erstellung einer Machbarkeitsstudie für den Abriss. Darin soll begutachtet werden, wie weit man etwa Materialien aus dem Gebäude für die Neubauten nutzen kann.

Oder wie man in dem neuen Quartier an das SEZ erinnern wird. Eine genaue Vorstellung dafür hat man bei der WBM nicht. Eins weiß man aber ganz genau: In der Machbarkeitsstudie, die im Idealfall Ende des Jahres stehen soll, wird man nicht prüfen, wie und ob man das SEZ erhalten kann. Denn der Bau soll offenbar 2026 abgerissen werden, so liest es sich jedenfalls aus dem Senatsplan. Seitens der WBM sagt man dazu nichts.
Denn eine andere Machbarkeitsstudie, die den SEZ-Erhalt prüfen soll, könnte bestehende Pläne stoppen. Die Linkspartei hatte dazu im Abgeordnetenhaus den Antrag gestellt. Im Sportausschuss ist der Antrag zwar durchgefallen. Aber im Bauausschuss steht er noch zur Debatte.