Das hätten wir auch gerne

Süßer Fratz in Karlsruhe: Gibt es auch im Tierpark Berlin wieder Eisbären-Babys?

Der knuddelige Eisbärenjunge aus dem Zoo Karlsruhe: Das hätten wir in Berlin auch gerne. Vor sechs Jahren kam mit Hertha das letzte Eisbären-Baby zur Welt.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Er hat Ähnlichkeiten mit Zoo-Star Knut: das Eisbären-Baby im Zoo Karlsruhe. So einen süßen Fratz würden die Berliner auch gerne wieder sehen.
Er hat Ähnlichkeiten mit Zoo-Star Knut: das Eisbären-Baby im Zoo Karlsruhe. So einen süßen Fratz würden die Berliner auch gerne wieder sehen.Timo Deible/Zoo Karlsruhe

Die Tier-Fans richten gerade ihre Augen nach Karlsruhe. Das Eisbären-Junge, das dort vor vier Monaten im Zoo geboren wurde und demnächst den Besuchern gezeigt werden soll, ist ja auch wirklich entzückend süß. Im Aussehen erinnert der bärige Knabe sehr stark an den einstigen Berliner Zoo-Star Knut. Und da stellt sich sofort die Frage: Wird es in den Hauptstadt-Zoos jemals wieder Eisbären-Babys zu sehen geben?

Das noch namenlose Eisbärenbaby aus dem Zoo Karlsruhe verzaubert die Tier-Fans aus aller Welt. In der Tat ist es schon sehr lange her, dass die Berliner, die ja nun für ihre Tierliebe weltbekannt sind, solche Glücksmomente erleben durften. Etwa mit Knut, der 2006 im Zoo zur Welt kam.

Die Geschichte des von seiner Mutter verstoßenen Eisbärenbabys, das von seinem Pfleger aufgezogen werden musste, rührte damals die Herzen von Millionen von Menschen. Und die Welt trauerte, als Knut 2011 im Alter von vier Jahren starb. Auf der Eisbärenanlage ertrank er nach einem epileptischen Anfall vor den Augen der Besucher.

Knut im Zoo und Hertha im Tierpark: Mehr Eisbären-Glück gab es nicht mehr in Berlin

Eisbären-Glück gab es dann nach mehreren Anläufen erst wieder im Tierpark Berlin. Hertha, die vom niedlichen Fratz zu einer stattlichen Bärendame herangewachsen ist (wiegt etwa 300 Kilo), ist mittlerweile sechs Jahre alt. Und so wie es aussieht, wird sie auch für die nächste Zeit der letzte Eisbär sein, der in den Hauptstadtzoos geboren wurde.

Eisbär-Legende Knut: Millionen kamen nach Berlin, um den Zoo-Star zu sehen (hier 2007).
Eisbär-Legende Knut: Millionen kamen nach Berlin, um den Zoo-Star zu sehen (hier 2007).Olaf Wagner/imago

Die Zucht dieser Tiere liegt hier buchstäblich auf Eis. Im Zoo ist die Eisbärenanlage verwaist. Hier lebte einst noch Katjuscha, die am Heiligabend 2021 im Alter von 37 Jahren starb. Geboren wurde sie übrigens im Zoo Karlsruhe.

Auf der Eisbärenanlage im Tierpark tollt derzeit Hertha mit ihrer Mama Tonja (15) herum. Dabei soll es vorerst auch bleiben. „Es wird in den nächsten zwei Jahren keinen Eisbärennachwuchs in Berlin geben“, sagt Bären-Kurator Dr. Florian Sicks dem KURIER.

Dabei wäre Tonjas durchaus in der Lage, für weitere Eisbären-Babys zu sorgen. Auch ihre Tochter Hertha käme infrage. Denn Eisbärenweibchen sind etwa mit fünf, sechs Jahren geschlechtsreif.

Eisbären-Experte Dr. Florian Sicks vom Tierpark Berlin
Eisbären-Experte Dr. Florian Sicks vom Tierpark BerlinTagesspiegel/imago

Doch war da nicht etwas? Schließlich ist Hertha, die am 1. Dezember 2018 im Tierpark geboren wurde, das Ergebnis einer unwissentlichen Inzucht. Zweieinhalb Jahre nach ihrer Geburt ergaben Nachforschungen, dass ihr Vater Wolodja und ihre Mutter Tonja in Wahrheit Geschwister sind.

Schuld war offenbar eine Schlamperei. Der Eisbärenmutter Tonja waren nach ihrer Geburt 2009 im Zoo Moskau falsche Herkunftspapiere zugeordnet worden.

Dennoch könnten Tonja (mit einem anderen Partner als Wolodja) und auch ihre Tochter Hertha durchaus mit einem Männchen Nachwuchs zeugen, so ihren Beitrag zum Erhalt der vom Aussterben bedrohten Eisbärenart leisten. Laut Weltnaturschutzunion IUCN gibt es vom größten Landraubtier der Welt nur noch 20.000 bis 25.000 Exemplare, die in der freien Wildbahn leben.

Man kann sie fast nicht mehr auseinander halten: Hertha (li.) schmust mit ihrer Eisbären-Mutter Tonja.
Man kann sie fast nicht mehr auseinander halten: Hertha (li.) schmust mit ihrer Eisbären-Mutter Tonja.Olaf Wagner/imago

Dass nun Hertha das Ergebnis einer Inzucht war, sehen Experten nicht wirklich als Problem an. Dass sie und auch ihre Mutter momentan nicht für neuen Eisbären-Nachwuchs sorgen dürfen, hat einen ganz anderen Grund.

Wie in der freien Wildbahn muss man auch in der Welt der Zoos dafür sorgen, dass ein reichhaltiger Gen-Pool bei den Tierarten gesichert ist. So eine genetische Vielfalt ist auch bei den Eisbären wichtig. Darüber wacht das Europäische Erhaltungszuchtprogramms (EEP), in dem auch Sicks mitarbeitet.

Eisbären-Babys nur noch in Karlsruhe?

Das EEP koordiniert daher gezielt, welche Eisbären aus den europäischen Tiergärten für eine Zucht infrage kommen. Hertha ist es jedenfalls nicht. „Die Linie ihrer Eltern Tonja und Wolodja ist derzeit gut vertreten“, sagt Sicks. Der genetischen Vielfalt wegen macht man beim Thema Eisbären-Nachwuchs daher einen großen Bogen um Berlin.

Das EEP bevorzugt Tiere mit seltenen Abstammungslinien. Als einziger Tiergarten in Deutschland bekam vergangenes Jahr daher nur der Zoo in Karlsruhe eine Zuchtempfehlung ausgesprochen. „Grund dafür ist unser Kap“, sagt der dortige Zoo-Sprecher Timo Deible dem SWR. „Das Männchen ist derzeit der genetisch wertvollste Eisbär im gesamten Erhaltungszuchtprogramm.“

Das kann sich auch irgendwann ändern. Dann sind Tonja und/oder Hertha als Mütter für süßen Eisbären-Nachwuchs gefragt, ist sich Sicks vom Tierpark Berlin sicher. Aber das kann noch zwei Jahre oder länger dauern.

Da war sie noch klein: Hertha, als sie im Frühjahr 2019 erstmals der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Sie wird vorerst der letzte Eisbär sein, der in Berlin geboren wurde.
Da war sie noch klein: Hertha, als sie im Frühjahr 2019 erstmals der Öffentlichkeit gezeigt wurde. Sie wird vorerst der letzte Eisbär sein, der in Berlin geboren wurde.Matthias Koch/imago

Viel wichtiger ist, dass Tonja und Hertha noch immer ein gutes Paar in Tierpark Berlin abgegeben. Normalerweise trennen sich Eisbärenmütter dann von ihren Kindern, wenn diese zwei Jahre alt sind.

„In anderen Zoos müssen daher Eisbärenmütter von ihrem Nachwuchs nach etwa zweieinhalb Jahren getrennt werden“, sagt Kurator Sicks. „Dass die Beziehung zwischen Tonja und Hartha weiter so hervorragend läuft, ist außergewöhnlich und ein großer Glücksfall für den Tierpark Berlin und seine Besucher.“ ■