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Tierpark Berlin: Unglücksbote aus Madagaskar sorgt für Affentheater

Eines der geheimnisvollsten Geschöpfe unseres Planeten wohnt jetzt im Tierpark, um dessen ungeheuerliches Aussehen ganz viel Aufregung herrscht.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Der Neuzugang im Tierpark Berlin sieht ungeheuerlich aus: Fingertier Vassago gilt in ihrer Heimat Madagaskar als Unglücksbote.
Der Neuzugang im Tierpark Berlin sieht ungeheuerlich aus: Fingertier Vassago gilt in ihrer Heimat Madagaskar als Unglücksbote.Tierpark Berlin

Kaum hat der Berliner Tierpark nach der Zwangspause durch die Maul- und Klauenseuche wieder auf, überrascht ein tierischer Neuzugang die Besucher. Es ist eine Unglücksbotin aus dem fernen Madagaskar, die nun als mystisches Wesen  für viel Aufregung im Affenhaus sorgt.

Ja, sie macht um ihr Aufsehen schon ganz schön viel Affentheater. Denn wer Vassago (26) sieht, die sich seit einigen Tagen den Tierpark-Besuchern als Neuzugang präsentiert, weiß auf dem ersten Blick gar nicht, was sie eigentlich darstellt. Eine Fledermaus, wegen ihrer Ohren? Oder ein kleines Monster, wegen ihrer schon fast leuchtenden Augen, die so groß wie Golfbälle sind?  Wegen ihres langen Mittelfingers  könnte man sogar Vassago für die kleine Schwester von E.T. halten.

Gespenstisches Aussehen und lange Finger wie E.T.: Das ist Fingertier-Dame Vassago aus dem Tierpark Berlin.
Gespenstisches Aussehen und lange Finger wie E.T.: Das ist Fingertier-Dame Vassago aus dem Tierpark Berlin.Tierpark Berlin

So, genug mit dem Affentheater! In Wahrheit ist Vassago eine seltene Lemurenart, die es nur auf  Madagaskar gibt, der größten Insel Afrikas. Fingertier oder Aye-Aye nennt man eigentlich diese Primaten, die vor allem die Dunkelheit lieben. „Prinzessin der Nacht“ nennen sie deshalb die Tierpark-Leute.

Unbestritten, Vassago ist schon ein außergewöhnliches, fast märchenhaftes Wesen. Und es besitzt eine besonders seltene Technik der Nahrungsbeschaffenheit.

Lange Finger wie E.T.: Lemurenart Aye-Aye ist eines der geheimnisvollsten Tiere der Erde

„Das Aye Aye zeigt uns die erstaunliche Formenvielfalt der Natur. Als nachtaktiver Primat ist es bekannt für seinen langen, dünnen Mittelfinger, mit dem es Insekten aus Baumrinden kratzen kann“, sagt Tierpark-Direktor Dr. Andreas Knieriem. Und er ist stolz, dass nun mit Vassago die Besucher im Tierpark nicht nur ein seltenes sondern auch „eines der geheimnisvollsten Tiere der Erde aus nächster Nähe zu erleben“ können.

Sie werden bis zu 45 Zentimeter lang und bis zu drei Kilogramm schwer. Diese Lemurenart ist gilt als kleine Sensation. In nur sieben europäischen Zoos sind diese Fingertiere zu sehen. Im Tierpark hat sie im Affenhaus sogar einen „Palast der Dunkelheit“ bekommen – Dank einer großzügigen Einzelspende.

Fingertier-Pärchen in einem Wald in Madagaskar: Die Lemurenart ist vom Aussterben bedroht.
Fingertier-Pärchen in einem Wald in Madagaskar: Die Lemurenart ist vom Aussterben bedroht.imagebroker/imago

Warum zoologische Gärten und Tierfreunde so ein Affentheater um das Aye-Aye machen? Der Grund: Diese einzigartigen Fingertiere sind vom Aussterben bedroht. Sie stehen als „stark gefährdete Art“ auf der traurig berühmten „Roten Liste“ der Weltnaturschutzorganisation IUCN.

Zum Teil hat leider das außergewöhnliche Aussehen der Fingertiere dazu beigetragen. „Ungeheuer der Nacht“ nennt man das Aye-Aye, war als Unglücksbringer oder Todesomen gefürchtet und wurde daher gejagt und getötet. Dazu kommt die Zerstörung ihres Lebensraumes, den Wäldern auf Madagaskar, die die Existenz des Fingertiers bedroht. Diese Art zu schützen, gehört nun auch zu den Aufgaben des Tierparks Berlin.

Tierpark Berlin: Hat nix mit Seefahrt zu tun: Warum heißt das Fingertier eigentlich Aye-Aye

Denn diese Lemuren sind alles andere als „Unglücksboten“. Das ungeheuerliche Aussehen, etwa von Aye-Aye-Dame Vassago hat schon einen Grund – einen Überlebensgrund. Ihre große Ohren sorgen dafür, dass sie in der Dunkelheit an ihre Beute besser hören können, wenn sie etwa an Pflanzenrinden klopfen und darauf warten, dass Maden sich zeigen.

Die eingangs erwähnten Augen, sind ebenfalls nicht ohne Grund so groß wie Golfbälle. Dank ihnen können die Fingertiere kolossal in der Dunkelheit sehen. Ja und der lange Finger ist auch außergewöhnlich.

Er kann zwar nicht leuchten wie bei dem Filmaußerirdischen E.T.  Aber das Aye-Aye kann den Finger um sechs Grad aufheizen. Dadurch wird er beweglicher, der Primat kommt so er besser an die fetten Maden in den Baumritzen. Nach dem Fressen kühlt der Finger-Heizstab einfach wieder ab.

Übrigens: Warum heißt das Fingertier eigentlich Aye-Aye? Das hat nichts mit dem gleichlautenden Seemannsspruch zu tun.  Aye-Aye nennen die madagassischen Ureinwohner das Fingertier, weil es Rufe ausstößt, die so ähnlich klingen. ■