Warum verschwinden Kunstwerke?

Denkmal-Klau in Berlin: DAS haben Diebe mit Ernst Thälmann vor!

Viele Kunstschätze aus Bronze verschwinden aus Berlin – wie eine Ernst-Thälmann-Büste. Nicht immer ist der Schrotthändler das Ziel. Die Diebe haben auch andere Motive.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Vor fast zwei Monaten wurde diese Thälmann-Büste aus Bronze gestohlen.  Da fragt man sich schon, was die Diebe damit wollen.
Vor fast zwei Monaten wurde diese Thälmann-Büste aus Bronze gestohlen. Da fragt man sich schon, was die Diebe damit wollen.Polizei Berlin

Eine oder mehrere Diebesbanden treiben in Berlin ihr Unwesen. Seit Wochen verschwinden wertvolle Kunstschätze aus Parkanlagen und sogar von Friedhöfen in Serie. So auch eine Büste des von den Nazis ermordeten Kommunisten-Führers Ernst Thälmann. Doch was vollen die Diebe damit? Verschrotten und bei Händlern Geld dafür bekommen? Nicht nur. Die Berliner Polizei vermutet da sogar ein ganz anderes Motiv.

Es passiert gefühlt fast jede Woche. Da verschwindet aus der Hauptstadt eine wertvolle Skulptur oder ein Stadtdenkmal. Sogar auf Friedhöfen sind die Diebe aktiv. Da fragt man sich wirklich, was die Langfinger eigentlich mit ihrer Beute vorhaben.

Denn die Kunstschätze kann man eigentlich nicht so einfach im Vorbeigehen verschwinden lassen.  Erstens sind sie recht schwer. So wie die Kirchenglocke aus Bronze, die Diebe vor einem Monat von der Kapelle des Städtischen Friedhofs Heiligensee in der Sandhauser Straße gestohlen haben. Das gute Ding wiegt etwa 100 Kilogramm.

Zweitens ist es schon recht mühsam, Bronzefiguren so einfach von ihrem Standort abzumontieren. So wurde zum Jahreswechsel der Ernst-Thälmann-Kopf der Künstlerin Ruthild Hahne von einem Grundstück in der Beatrice-Zweig-Straße in Niederschönhausen gestohlen. Vorbeigehen, schnell einmal paar Schrauben lockern, den Thälmann-Kopf rasch ins Auto verstauen und dann damit davon brausen – so einfach geht das gar nicht.

Schließlich war die 50 Zentimeter hohe Bronze-Büste auf einem Sockel in der Terrassenmauer einzementiert. Die Diebe mussten sich schon abmühen, bis sie den Thälmann-Kopf aus dem Mauerwerk herausgebrochen hatten. Das schließe schon auf einen höheren Planungsaufwand, sagte eine Polizeisprecherin gegenüber t-online.

Doch warum wird so viel kriminelle Energie aufgewandt? Landen die Bronze-Skulpturen nicht eh bei einem Schrotthändler. Bei 125 bis 130 Euro liegt der Kilopreis. Und Schrotthändler dürften schon stutzig werden, wenn einer mit der Büste eines Kommunistenführers vorbeikommt.

Klau-Serie in Berlin: Was machen Diebe mit Thälmann-Kopf aus Bronze?

Doch was wollen dann die Diebe mit einem Thälmann-Kopf oder mit den anderen Skulpturen, die jüngst in Berlin geklaut wurden?  Laut der Polizeisprecherin gibt es wohl zwei Gründe, wie sie t-online gegenüber sagte.

So könnten die Diebe es tatsächlich nur auf das wertvolle Material abgesehen haben, aus denen die Denkmäler oder Skulpturen bestehen. Möglicherweise haben die Gauner irgendwo die Räumlichkeiten und das entsprechende Werkzeug, um das Diebesgut bis zur Unkenntlichkeit zu zerstören. Und das wird dann beim Händler verkauft.

Möglich ist auch, dass die Diebe ihre Beute tatsächlich als Kunstobjekte zum Kauf oder zum Tausch anbieten – eventuell an Händler, die sich auf die Verwertung von heißer Ware spezialisiert haben.

Die „Liegende“ als sie noch auf dem Grabsockel für den Künstler Heinrich Drake lag.
Die „Liegende“ als sie noch auf dem Grabsockel für den Künstler Heinrich Drake lag.Polizei Berlin

Und manchmal werden da Diebe zu Wiederholungstätern. So wurde die Plastik „Die Liegende“ jetzt zum zweiten Mal gestohlen. Sie befand sich auf einem Pankower Friedhof auf einem Sockel am Grab von Heinrich Drake (1903-1994).

Der Berliner Künstler, von dem übrigens der „Zille“ vor dem Märkischen Museum stand, hatte diese Skulptur 1930 selber entworfen. Zwei Jahre nach seinem Tod wurde 1996 der liegende Frauen-Akt schon einmal von seinem Grab gestohlen. Der Guss der Skulptur hatte damals einen Wert von 15.000 Euro. Nach Medien-Berichten (wie im KURIER) konnte die Skulptur wiedergefunden werden.

Übrigens: Wer Hinweise zu den hier erwähnten gestohlenen Schätzen geben kann, meldet sich bitte beim Fachkommissariat für Kunstdelikte des Landeskriminalamtes am Tempelhofer Damm 12 in Tempelhof unter der Rufnummer (030) 4664-944411. Auch per E-Mail können Hinweise gegeben werden: lka444@polizei.berlin.de.