Einst ein Prestigeprojekt, heute ein Schandfleck: Das Sporthotel und das Kongresszentrum am Sportforum Hohenschönhausen verfallen seit 30 Jahren. Mitten in einer pulsierenden Stadt, die sich rasant entwickelt, trotzt diese Ruine jeder Sanierung. Während anderswo gebaut wird, als gäbe es kein Morgen, bleibt hier alles beim Alten.
Ende der 1970er-Jahre als Konferenzzentrum mit direktem Zugang zum Sporthotel errichtet, galt der Komplex einst als Berliner Vorzeigeobjekt, berichtet die Berliner Zeitung. Eishockeylegende Sven Felski nannte es ein „cooles Teil“ und bezeichnete den Verfall als „Schande“. Aber Worte verblassen, während der Zerfall weitergeht.
Die Straßenbahnen rauschen vorbei, bringen Menschen in wenigen Minuten zum Alexanderplatz oder nach Friedrichshain – doch hier scheint die Zeit stillzustehen.
Immer wieder wurden Abrisspläne geschmiedet, zuletzt hieß es, 2025 sollten Bagger anrücken. Wirklich? Die neuesten Pläne versprechen ein bedarfsorientiertes Quartier mit Wohnraum, Supermärkten und Kitas. Ein großer Wurf – vielleicht. Das Grundstück ist mit 31.094 Quadratmetern jedenfalls groß genug. Doch allzu oft sind solche Projekte im Sand verlaufen.

Rundherum geht die Stadt voran: Gegenüber entstand ein Self-Storage-Gebäude, in der Nachbarschaft wurden alte Hotels zu Flüchtlingsunterkünften umgewandelt. Von dort aus blickt man direkt auf die Ruine – eine bedrückende Kulisse, schreibt die Berliner Zeitung.
Kinder und Jugendliche nutzen das Gebäude als Abenteuerspielplatz, werfen mit Kacheln, klettern durch zerbrochene Fenster. „Ick seh da immer wieder Menschen drinnen rumturnen“, zitiert die Berliner Zeitung den CDU-Politiker Dennis Haustein. Sein Urteil ist klar: Man spricht vom „hässlichen Eingangstor nach Hohenschönhausen“.
900 Wohnungen fürs hässliche Eingangstor nach Hohenschönhausen?
Die Ursache für den Stillstand? Ein Deal aus den 2000ern, als Berlin Immobilien für ein paar Euro verscherbelte. 2010 wurde das Areal von der Bundesregierung verkauft. Ambitionierte Bauprojekte wie „The Square3“ mit drei Hochhäusern wurden angekündigt – und scheiterten. Eigentümer zerstritten sich, Pläne wurden kleiner, schließlich passierte gar nichts.

Jetzt wagt ein neuer Investor einen Versuch: 900 Wohnungen, vor allem für Singles und Studenten, dazu Sozialwohnungen. CDU-Politiker Haustein ist skeptisch, sieht aber den Bedarf. Man brauche Wohnraum, aber mit Maß.
Nur wann geht es los? Niemand weiß es. Die Ruine bleibt ein Mahnmal des Stillstands in Berlin. Haustein betritt das Gebäude nicht – Asbestangst, mögliche Einsturzgefahr. Kinder klettern trotzdem hinein.
Das einstige Hotel, ein Plattenbau aus den 1960ern, ist mittlerweile eine Geisterhöhle. Damals genügte Olympiasiegern eine spartanische Ausstattung: zwei Betten, ein Tisch, zwei Stühle. Heute stehen die alten DDR-Laternen zwischen verwildertem Gras, die Bäume ringsum werfen gespenstische Schatten.
Der Abriss ist überfällig. Einst war das Sportforum ein Symbol für den sportlichen Ehrgeiz der DDR – heute steht es für den Stillstand der Nachwendezeit. Zeit, dieses Kapitel zu beenden.
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