Das umstrittene Neubauprojekt für eine Geflüchtetenunterkunft in Berlin-Pankow steht schon wieder auf der Kippe. Die Bauarbeiten können frühestens Ende 2025 beginnen – das hat das Bezirksamt nun offiziell bestätigt. Grund für die Verzögerung: Eine Genehmigung für die bauvorbereitende Rodung bleibt bis mindestens Oktober aus. Anwohner wittern eine Chance, das Projekt grundlegend zu überarbeiten.
Die Pläne für die Unterkunft am Schlosspark Schönhausen sorgen schon lange für Diskussionen. Jetzt steht fest: Vor Oktober wird es hier keinen Kettensägeneinsatz geben. Das schreibt der Tagesspiegel (Bezahlschranke). Der Grund? Die alljährliche Schonfrist für Vögel, die von März bis Ende September gilt. In dieser Zeit sind Baumfällungen und Strauchrodungen tabu.
Theoretisch hätte das landeseigene Wohnungsunternehmen Gesobau eine Ausnahmegenehmigung beantragen können – doch das Bezirksamt winkt ab. Es sieht kein öffentliches Interesse, das eine frühere Rodung rechtfertigen würde. Ein ähnlicher Fall wurde bereits 2013 vor Gericht abgelehnt.

Während der Baustopp für die Bezirksregierung eine bürokratische Frage ist, sehen Pankower Anwohner darin eine Möglichkeit zur Umplanung. Die Initiative „Grüner Kiez Pankow“ fordert eine sanftere Lösung: Statt 99 Wohnungen für 422 Geflüchtete sollen maximal 70 neue Wohnungen entstehen – und dabei deutlich weniger Bäume gefällt werden. Gesobau und Senat lehnen diesen Kompromiss bislang ab.
Schon vor einem Jahr wollte die Gesobau mit Fällarbeiten für Flüchtlingsunterkünfte starten
Eigentlich hätte der Bau längst begonnen haben sollen. Schon vor einem Jahr wollte die Gesobau mit Fällarbeiten starten, wurde jedoch in letzter Minute vom Umwelt- und Naturschutzamt ausgebremst. Geschützte Tierarten – darunter mehrere Fledermausarten – seien gefährdet.
Ein Jahr später sah es zunächst so aus, als könne die Rodung endlich stattfinden, weil Gesobau Schutzmaßnahmen zugesagt hatte. Doch Naturschutzverbände widersprachen und drohten mit einer Klage. Nun wird das gesamte Artenschutzkonzept erneut geprüft, so der Tagesspiegel – und damit verzögert sich das Projekt weiter.
Für die Bezirksverwaltung heißt das: kein Zeitdruck mehr. Die Schonfrist sorgt dafür, dass sich die Debatte in aller Ruhe fortsetzen kann. Wie es mit der Unterkunft weitergeht, bleibt ungewiss – sicher ist nur, dass der Baustart frühestens Ende 2025 erfolgen wird. ■