Schmutzige Wasser

Wannsee, Spree und Havel: Berliner Gewässer voller Schadstoffe

Düngemittel und Klimawandel machen den Flüssen und Seen in der Region zu schaffen. Seit Jahren ist die Wasserqualität gleichbleibend schlecht.

Author - Berliner KURIER
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Die Idylle auf der Havel in Berlin trügt. Die ökologische Wasserqalität im Fluss ist unbefriedigend.
Die Idylle auf der Havel in Berlin trügt. Die ökologische Wasserqalität im Fluss ist unbefriedigend.Imago/Zoonar

Die Flüsse und Seen in Berlin und Brandenburg leiden unter dem Klimawandel. Laut rbb wird deutlich, wie mies der Zustand der Gewässer in der Region seit Jahren ist.

Obwohl die Badewasserqualität vierlerorts in Berlin und Brandenburg gut und sehr gut ist, ist der ökologische Zustand der Gewässer in weiten Teilen der Region schlecht bis sehr schlecht.

Beispiel Wannsee: Oft ist das Wasser  von Blaualgen überzogen. Der See ist einer der Seen, dessen Wasserqualität sich 2024 verschlechtert hat. Eine Nachfrage bei den Berliner und Brandenburger Behörden zeigt ein erschreckendes Ergebnis.

Gewässer in der Region: Warnstufe rot bis orange

„An keiner Messstelle konnten gute Ergebnisse (im Sinne der EU-Wasserrahmenrichtlinie) festgestellt werden. An 8 von 56 Messstellen steht die Ampel auf Rot (Note 5), an weiteren 27 auf Orange (Note 4).“ Für eine Bewertung der ökologischen Wasserqualität fließen etwa die Besiedlung mit Algen, Pflanzen und Fischen, und der Schadstoffgehalt (z.B. ein Übermaß an Phosphor und Stickstoff aus Dünger für die Landwirtschaft) ein.

Seit Jahren stagnieren die Werte, dabei wurde in der im Jahr 2000 erlassenen EU-Wasserrahmenrichtlinie ehrgeizige Ziele für die Verbesserung der Wasserqualität und die Renaturierung der europäischen Gewässer bis zum Jahr 2027 festgelegt.

Das  Potsdamer Landesamt für Umwelt (LfU) kommt zum Ergebnis: „Die ökologische Gesamtsituation der Spree liegt seit vielen Jahren unverändert bei 4+, ist also nach den normativen Begriffsbestimmungen der EU überwiegend als ‚unbefriedigend‘ zu klassifizieren und nur abschnittweise mit ‚mäßig‘.“ Für die Havel ist die Bilanz noch schlechter: „Die ökologische Gesamtsituation der Havel liegt im Durchschnitt seit vielen Jahren unverändert bei 4–, ist also nach den normativen Begriffsbestimmungen der EU überwiegend als „unbefriedigend“ zu klassifizieren.“

Ein Ausflugsschiff legt am Schiffsanleger an der Spree in der Nähe der Oberbaumbrücke an. In Berlin ist das Wasser der Spree auch durch Mischwasser belastet.
Ein Ausflugsschiff legt am Schiffsanleger an der Spree in der Nähe der Oberbaumbrücke an. In Berlin ist das Wasser der Spree auch durch Mischwasser belastet.Jens Kalaene/dpa

Entscheidend für den schlechten Zustand ist nach Einschätzung der LfU-Experten der fast komplette „Aufstau“ der Flüsse, um den Warentransport auf dem Wasser zu gewährleisten. Nur an wenigen Stellen fließe das Wasser „frei“. In Folge des Klimawandels sind die Wasserstände aktuell um fast 50 Prozent zurückgegangen. Strömung und Selbstreinigungskräfte werden so weiter beeinträchtigt. In Berlin wird die Spree in der Innenstadt durch das Mischwasserkanalsystem belastet. Regnet es stark, fließen Abwasser und Straßendreck in die Spree ab.

Viel zu tun und nur wenige Lichtblicke

Berlins Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt, Britta Behrendt: „Die Lage ist sehr herausfordernd. Wir werden 2027 nicht da sein, wo wir sein müssten nach der Wasserrahmenrichtlinie.“ Respektvoller Umgang der Menschen mit dem Wasser – das ist der Wunsch der Berliner Umweltstaatssekretärin. Dazu gehört auch weniger Müll: jedes Jahr werden gut 400 Tonnen aus den Gewässern geborgen. Auch Medikamente und Chemikalien im Klo belasten die Gewässer in der Region.

Bei der Spree gibt es zwischen Fürstenwalde und Erkner eine etwa 20 km lange freie Fließstrecke mit „guten bis mäßigen Bedingungen“, die Havel ist auf rund 15 Kilometern zwischen Zehdenick und Malz frei fließend, so dass in dem Gebiet wieder „gute (...) Zustände erreicht werden konnten“.

Südlich von Havelberg finden umfangreiche Renaturierungsarbeiten durch den Nabu statt. Bund und die Länder Brandenburg und Sachsen-Anhalt geben Fördermittel, sodass die Eu-Vorgaben hier bis 2033 erfüllt werden könnten.