1. Cooling Point Berlins

Welchem Politiker ist hier zu heiß geworden? Diese Blumenbänke kosten 45 000 Euro

In Zeiten von Hitzewellen und Extremwetter soll uns dieses zusammengezimmerte Baumarkt-Projekt im Mauerpark retten. Ein Witz!

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Vertreter der vielen Beteiligten an dem Projekt stellen Berlins ersten „Cooling Point“ im Mauerpark vor.
Vertreter der vielen Beteiligten an dem Projekt stellen Berlins ersten „Cooling Point“ im Mauerpark vor.Veronika Hohenstein

Mit viel Medienrummel und langen Reden voller Selbstlob wurde im Berliner Mauerpark in Pankow an einem regnerischem Donnerstagmorgen Berlins erster „Cooling Point der Hauptstadt“ eröffnet. Vollmundig wirbt man für eine „neuartige Kombination bereits erprobter Maßnahmen für den Hitzeschutz im öffentlichen Raum, mit Sitzplätzen im Schatten, Begrünung und einem Trinkbrunnen.“

Vor Ort dann die Ernüchterung: Bepflanzte Blumenkästen, Bänke aus Holz und ein Dach, wie aus dem Baumarkt zusammengezimmert, sollen uns in Zukunft vor Extremhitze schützen. Sie sind also Berlins Antwort auf eine sich aufheizende Stadt, in der überall Grün für den  Wohnungsbau vernichtet wird.

Stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und Bezirksstadträtin, Manuela Anders-Granitzki (CDU), gießt die gepflanzten Blumen am Cooling Point.
Stellvertretende Bezirksbürgermeisterin und Bezirksstadträtin, Manuela Anders-Granitzki (CDU), gießt die gepflanzten Blumen am Cooling Point.Veronika Hohenstein

Das Ganze wird noch dazu im Mauerpark aufgebaut, wo bereits etliche Bäume sicher besseren Schutz vor Sonne bieten. Wo bereits Trinkbrunnen installiert sind und die Berliner erfrischen. 120.000 Euro werden für das Projekt, das insgesammt drei Jahre währt, ausgegeben. Allein das Kübel-Arrangement kostet 45.000 Euro. Inklusive Versicherung, denn auch die Frage, wie lange in Berlin Holzelemente und Blumenkübel ansehlich bleiben, darf gestellt werden.

Kann dieser Kleingarten Berlin vor den Hitzetod schützen?

Am „Berliner Cooling Point“ sind viele Akteure beteiligt: Die bepflanzten Kübel, die an Parkletts erinnern, sind Teil der vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen geförderten Modellvorhaben „Urban Heat Labs – Hitzevorsorge in Stadtquartieren und Gebäuden“und des Forschungsprogramms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau (ExWoSt)“.

Beteiligt sind außerdem das Lageso, das das Projekt koordiniert, das Bezirksamt Pankow, die Grün Berlin GmbH, die Berliner Wasserbetriebe für den Trinkwasserbrunnen und die Union Sozialer Einrichtungen USE, die für die bauliche Umsetzung verantwortlich ist. Viel Aufwand für so ein Holzhüttchen mit ein paar Blümchen ...

Der erste Cooling Point der Hauptstadt wird eröffnet. Er ist eine neuartige Kombination bereits erprobter Maßnahmen für den Hitzeschutz im öffentlichen Raum, mit Sitzplätzen im Schatten, Begrünung und einem Trinkbrunnen – ist das Berlins Antwort auf Extremwetter?
Der erste Cooling Point der Hauptstadt wird eröffnet. Er ist eine neuartige Kombination bereits erprobter Maßnahmen für den Hitzeschutz im öffentlichen Raum, mit Sitzplätzen im Schatten, Begrünung und einem Trinkbrunnen – ist das Berlins Antwort auf Extremwetter?Veronika Hohenstein

„Der neue Cooling Point im Mauerpark sorgt an heißen Tagen für spürbare Abkühlung und macht den Park für Menschen jeden Alters noch attraktiver“, sagt die Objektleiterin des Mauerparks. Ab 2026 soll zu den Blumenkästen mit Dach noch eine Sprühnebel-Technologie zum Einsatz kommen. Anstatt Kühl-Inseln an Hitzeflächen wie dem Gendarmenmarkt, in den dicht bebauten Vierteln der Innenstadt aufzustellen, soll ein Mini-Gärtchen mit Bushaltestellendach im einem Park vor Hitze schützen.

Nimmt man an, dass das Pflanzen und Pflegen eines Stadtbaums 500 Euro kostet, könnte man in einem Jahr für die 45. 000 Euro 90 Bäume pflanzen. Ein kleiner Wald, der klimaregulierend wirkt. Anstatt zum Cooling Point gehen die Berliner doch besser zur nächsten Eisdiele.

Wie sinnvoll finden Sie diese Art von Hitzeschutz im öffentlichen Raum? Schreiben Sie gern einen Kommentar oder eine Mail an leser-bk@berlinerverlag.com – wir freuen uns!