Dieser Vorschlag erhitzte in Berlin schon vor Wochen die Gemüter – doch inzwischen ist daraus ein regelrechter Streit geworden: Die CDU hat vor, den Berliner U-Bahnhof Magdalenenstraße in Lichtenberg umzubenennen, will den Bahnhof an der Linie U5 künftig zum Bahnhof „Campus für Demokratie“ machen. Hintergrund: Der „Campus für Demokratie“ entsteht in der ehemaligen Zentrale der Stasi, die sich direkt nebenan befindet. Doch nun gibt es ausgerechnet aus dem Museum Kritik: Direktor Sven Behrend widerspricht den Plänen der CDU-Fraktion.
Pläne für Umbenennung: Streit um den U-Bahnhof Magdalenenstraße!
Schon Anfang Juli wurde darüber berichtet, dass die Berliner CDU-Fraktion einen entsprechenden Antrag für die Umbenennung des U-Bahnhofs Magdalenenstraße beschlossen hat. Der Bahnhof soll künftig den Namen „Campus für Demokratie“ tragen, weil das Gelände nebenan, auf dem zu DDR-Zeiten das Ministerium für Staatssicherheit beherbergt war, seit einiger Zeit diesen Titel trägt. Die Umbenennung des Bahnhofs soll auf „die Funktion des Ortes als Bildungs- und Begegnungszentrum für demokratische Werte“ hinweisen, hieß es von der Berliner CDU.
Über die Umbenennung wurde schon in den Tagen nach der ersten Veröffentlichung heftig diskutiert, auch im Berliner KURIER. Viele Leser regten sich maßlos darüber auf – und zwar nicht nur über die geplante Umbenennung selbst, sondern auch über die hohen Kosten, die laut einem Bericht der „Berliner Zeitung“ entstehen würden. Laut BVG kostet so eine Umbennung zwischen 250.000 und 300.000 Euro, weil nicht nur ein Bahnhofsschild erneuert werden muss, sondern obendrein sämtliche Netzpläne und digitale Informationen im Internet.

Nun gibt es neue Kritik – und zwar ausgerechnet aus dem benachbarten Stasi-Museum! Sven Behrend, der Direktor des Stasimuseums, widerspricht den Plänen nämlich vehement. Für viele Menschen in Lichtenberg sei der Name des Bahnhofs Teil der Identität des Stadtteils. Außerdem sei die Magdalenenstraße untrennbar verbunden mit dem Stasi-Untersuchungsgefängnis, das sich bis 1989 am Ort befand – und das für viele Menschen in der DDR ein Symbol für die Repression und politische Verfolgung war.
Museums-Chef kritisiert Umbenennung: Name ist Teil der Identität des Stadtteils
Sven Behrend kritisiert, dass eine Umbenennung der Erinnerungsarbeit, die Vereine und Institutionen vor Ort seit Jahrzehnten leisteten, einen schlechten Dienst erweisen würde. Die Bezeichnung Campus für Demokratie werde dem Ort im Übrigen nicht gerecht, weil viele Fragen um das Projekt und um seine Zukunft offen seien. Auf dem Gelände sind unter anderem bereits das Stasimuseum, Ausstellungen, das Stasi-Unterlagen-Archiv, das Archiv der DDR-Opposition und ein Besucherzentrum untergebracht.
Mit seiner Kritik dürfte der Museumsdirektor auch vielen Berlinerinnen und Berlinern aus der Seele sprechen. Nach der Berichterstattung des KURIER über die Umbenennung erreichten unsere Redaktion unzählige Nachrichten von Leserinnen und Lesern. „Ich bin in der Ruschestraße aufgewachsen und der Bahnhof hieß, so lange ich denken kann, immer Magdalenenstraße“, schreibt uns eine Frau. Sie fragt sich, warum der Name verschwinden muss – schließlich sei er völlig neutral. „Die Gelder für derartig unsinnige Projekte könnten in etwas Sinnvolles gesteckt werden, wie Sanierungsmaßnahmen für marode Schulen.“ Ein anderer Leser schreibt: „Berlin hat anscheinend überhaupt keine Probleme als ständig irgendwelche U-Bahnhöfe umzubenennen. Das sind typische Schnapsideen unserer Politiker, ich kann da nur den Kopf schütteln.“ (mit dpa)
Was halten Sie von der geplanten Umbenennung des U-Bahnhofs Magdalenenstraße? Ist es eine gute Idee, den Bahnhof bald „Campus für Demokratie“ zu nennen – oder sollte alles so bleiben wie es ist? Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften an wirvonhier@berlinerverlag.com.