Die Menschen in Berlin sehen jeden Tag zu, wie sich ihre Stadt verändert. Während sie Dinge wie den Wohnungsbau hinnehmen, weil bei genauem Hinschauen klar wird, dass sie wirklich nötig sind, sorgen andere eher für Unverständnis. Aktuell erhitzt mal wieder eine Umbenennung die Gemüter: Nach einem Vorstoß der Berliner CDU könnte der U-Bahnhof Magdalenenstraße bald schon einen neuen Namen bekommen. „Campus für Demokratie“ soll der neue Name lauten. Warum? Das verstehen viele nicht. Und auch ich frage mich: Haben wir in unserer Stadt keine dringenderen Probleme?
U-Bahnhof Magdalenenstraße soll umbenannt werden: Was für ein Unsinn!
Die Meldung vom Wochenende erhitzt die Gemüter: Die Berliner CDU hat laut einem Bericht der „Berliner Zeitung“ einen Antrag beschlossen, mit dem die Umbenennung des Bahnhofs Magdalenenstraße angeschoben werden soll. Zwischen den Bahnhöfen Lichtenberg und Frankfurter Allee auf der Linie U5 soll die Ansage in der Bahn nun zukünftig verkünden: „Nächster Halt: Campus für Demokratie!“ Hintergrund ist die ehemalige Stasi-Zentrale, die sich in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs befindet. Das Gelände trägt den Namen „Campus für Demokratie“ seit einigen Jahren – und nun soll sich das auch in der Berliner U-Bahn niederschlagen.
„Campus für Demokratie“ statt „Magdalenenstraße“: So viel soll die Umbenennung kosten
Grundsätzlich ist es ja kein Problem, einen Bahnhof anders zu nennen – schon gar nicht, wenn es wie in diesem Fall auch um den Kampf gegen das Vergessen geht. Daran, dass auf die ehemalige Stasi-Zentrale, einen Hort des Unrechts, aufmerksam gemacht und der Campus für Demokratie beworben werden soll, haben viele sicher nichts einzuwenden. Erschütternd sind allerdings die Kosten, die eine solche Umbenennung verursacht. Laut BVG schlägt eine solche Umbenennung nämlich mit Preisen zwischen 250.000 und 300.000 Euro zu Buche. Der Grund: Es muss nicht nur ein Bahnhofsschild erneuert werden, sondern es hängt ein wahrer Rattenschwanz dran. Sämtliche U-Bahn-Netzpläne, die sich an anderen Bahnhöfen finden, alle digitalen Informationen, alle Fahrkartenautomaten: So viele Dinge müssen geändert werden. Das macht Arbeit, kostet Geld. Und klingt für viele sehr unnötig.

Auch ich verstehe nicht, warum es manche für wichtig halten, dass der U-Bahnhof einen anderen Namen bekommt – und warum dafür Geld ausgegeben werden sollte. In Berlin sind Brücken marode, Wohnungen Mangelware, Gehwege und Fahrradwege sind kaputt. Öffentliche Einrichtungen wie Schulen sind teilweise eine Zumutung, zahlreiche Ecken der Stadt versinken in Müll und Dreck. Doch während es so viel zu tun gäbe, soll das Geld in den neuen Namen eines Bahnhofes fließen? Bei solchen Prioritäten kann man sich als Bürger dieser Stadt, der täglich sieht, wo es überall hakt, einfach nur wundern – und ärgern.
Bahnhof Magdalenenstraße soll umbenannt werden: Berliner ärgern sich über die Idee
Das tun übrigens auch die KURIER-Leser – und nicht zu knapp. „Ich bin in der Ruschestraße aufgewachsen und der Bahnhof hieß, so lange ich denken kann, immer Magdalenenstraße“, schreibt uns eine Frau. Sie fragt sich, warum der Name verschwinden muss – schließlich sei er völlig neutral. „Die Gelder für derartig unsinnige Projekte könnten in etwas Sinnvolles gesteckt werden, wie Sanierungsmaßnahmen für marode Schulen.“ Ein anderer Leser schreibt: „Berlin hat anscheinend überhaupt keine Probleme als ständig irgendwelche U-Bahnhöfe umzubenennen. Das sind typische Schnapsideen unserer Politiker, ich kann da nur den Kopf schütteln.“

Eine Frau findet, dass das Geld auch bei der BVG anders eingesetzt werden müsse. „Ich finde, es ist ein Unding, so viel Geld unnötig zu verschleudern! Den Fahrgästen ist es ziemlich egal, ob die Station Magdalenenstraße oder Campus für Demokratie heißt. Hauptsache die U-Bahnen fahren im kurzen Zeittakt, damit sie nicht so überfüllt sind, und die Fahrstühle funktionieren für Eltern mit Kinderwagen und Gehbehinderte.“ Und in einer Mail heißt es: „Mir wächst ne Feder! Berlin verarmt, kein Geld ist da, um wegen des Klimawandels hunderttausend Bäume neu zu pflanzen. Aber solch ideologischer Klamauk soll bis 300 000 Euro kosten. Gehts noch?“
Ob die Umbenennung kommt oder nicht – das wird sich zeigen. Spannend für die Berlinerinnen und Berliner dürfte aber auch werden, ob’s am Ende ein krummer Deal wird. Denn vorgeschlagen wurde auch, den Bahnhof zwar „Campus für Demokratie“ zu nennen, aber den Namen „Magdalenenstraße“ als Zusatz zu lassen. So war es aber auch beim Hauptbahnhof, der eigentlich den Zusatz „Lehrter Bahnhof“ behielt. Sechs Jahre ging das gut – bis die Deutsche Bahn die zusätzlichen Schilder einfach entfernte. So weit wird es aber hoffentlich nicht kommen. Denn: Wenn unsere lieben Politiker nicht wollen, dass sich jeder über eine so sinnlose Idee wundert und ärgert, sollten Sie von diesem Zug am besten ganz schnell abspringen.
Was denken Sie über die Umbenennung des U-Bahnhofs Magdalenenstraße? Braucht der Bahnhof der Linie U5 einen neuen Namen oder wird damit nur sinnlos Geld zum Fenster rausgeworfen? Schicken Sie uns Ihre Meinung per Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com – wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!