Dabei sollte es besser werden

Zu wenig Fahrer, zu alte Züge: BVG-Chaos legt U1 tagelang lahm

Lange Wartezeiten und Zugausfälle, nun wird sogar die U1 teilweise stillgelegt. Die BVG kommt mit der alten Leier von Zug- und Personal-Problemen.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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U-Bahn-Züge der Linie U1 sind auf der Hochbahnstrecke dereit ein seltener Anblick.
U-Bahn-Züge der Linie U1 sind auf der Hochbahnstrecke dereit ein seltener Anblick.Emmanuele Contini

Die U1 ist eine der wichtigsten U-Bahnlinien in Berlin. Doch seit Tagen herrscht wieder Chaos. „Die Linie fährt aus betrieblichen Gründen nicht zwischen U Wittenbergplatz und S+U Warschauer Straße“, ist auf der BVG-Internestseite schon zum Dauerbrenner geworden. Der Grund: Zu wenig Fahrer und zu alte Züge, die auf der Strecke bleiben.

Dabei sollte doch längst alles besser im Untergrund werden. Das hatte BVG-Chef Henrik Falk erst vor Tagen zugesichert. Die Zuverlässigkeit bei der U-Bahn sei trotz Probleme gestiegen, von 92  Prozent im zweiten Halbjahr 2024 auf durchschnittlich 93,6 Prozent von Januar bis Mai 2025.

Probleme bei der BVG: Auf der U1 rollt es mal wieder nicht nach Fahrplan

Doch in der Realität sieht es anders aus. Besonders auf der U1 rollt es mal wieder nicht nach Fahrplan. Seit Tagen fällt auf der Hochbahnstrecke zwischen Warschauer Straße und Wittenbergplatz, auf der die U1 und die U3 fahren), tagsüber jeder dritte Zug aus. Abends sei es jeder zweite Zug, schreibt der Tagesspiegel. Entsprechend voll seien Züge der U3. Fakt ist: Seit Wochen rollt es auf der U1 nicht nach Fahrplan. So beklagte der Umweltschutzverband BUND im Frühjahr über lange Taktzeiten auf der Strecke zwischen Warschauer Straße und Ruhleben, als dort noch gebaut wurde. Der BUND sprach von „massiven Ausfällen mit Lücken bis zu 20 Minuten und mehr“.

Nicht einmal auf der Mini-Linie U4 zwischen Nollendorfplatz und Innsbrucker Platz lief damals alles wie geschmiert. Regelmäßig würde nur ein 20-Minuten-Takt angeboten, so der BUND. „Zwei von drei Fahrten fallen aus. Und die Stummel-U1 zwischen Wittenbergplatz und Uhlandstraße wird regelmäßig stundenlang komplett eingestellt.“

BVG-Chef Henrik Falk verspricht Besserung, aber das Chaos bei der U-Bahn wird nicht besser.
BVG-Chef Henrik Falk verspricht Besserung, aber das Chaos bei der U-Bahn wird nicht besser.Sabine Gudath

Das war im Frühjahr, der KURIER schrieb darüber und bekam von der BVG zu hören: Das Unternehmen sei auf dem Weg, der aus dem Chaos herausführen soll. Aber: „Es kann kurzfristig zu Engpässen bei Personal (z.B. durch Krankheitswellen) und Technik kommen, das ist leider nicht immer vermeidbar.“

Seit Frühjahr Chaos auf der U1: BVG gelobt Besserung, doch nichts passiert

Und nun fährt auf der U1 fast gar nichts mehr. Was sagt die BVG? „Die Fahrzeugflotte ist alt und entsprechend anfällig. Die Personalsituation insgesamt ist angespannt“, teilt jetzt die BVG mit. Zum Glück kommen die neuen Züge, damit alles besser wird. Nur zu dumm, dass die BVG-Fahrer seit Monaten für die neuen Fahrzeuge geschult werden müssen. Sie fehlen dann entsprechend für den normalen Einsatz.

Und wie kommt die BVG aus dem Chaos? „Die Fachleute der U-Bahn prüfen laufend die verfügbaren Ressourcen von Fahrzeugen und Personal und treffen dann die im Sinne der Fahrgäste beste Entscheidung“, teilt das Unternehmen mit. Die Entscheidung sieht dann so aus: „Sofern es – wie augenblicklich – nötig ist, die U1 bis Wittenbergplatz zurückzuziehen, dient das der Stabilisierung der parallel fahrenden U3. Außerdem kann damit die wichtige Ausbildung auf den neuen U-Bahnen gewährleistet werden, die nach den Sommerferien erstmals die Flotte verstärken werden.“ Mit anderen Worten: Die BVG legt teilweise eine der wichtigsten U-Bahnlinien lahm, damit am Ende alles wieder schön rollt. Nur glauben will das keiner!