Die Erwartungen waren riesig, als in Berlin der 16. Bauabschnitt des Stadtrings am 27. August ans Netz ging. Das neue Teilstück der A100 zwischen Dreieck Neukölln und Treptower Park soll den Verkehr bündeln und Stadtstraßen entlasten. Aber stimmt das tatsächlich? Der Navigationsanbieter TomTom hat der Berliner Zeitung Daten zu Straßen im Umkreis der A100 geliefert. Und das ist das ernüchternde Ergebnis!
Die Daten zeigen, wie lange man durchschnittlich im Auto sitzt, um einzelne Straßenabschnitte zu durchfahren und wie schnell man unterwegs ist. Verglichen wurden dabei laut Bericht der Berliner Zeitung die Zeiträume vom 21. bis 25. August sowie vom 28. August bis 1. September – also kurz vor und nach der Eröffnung der neuen Autobahn, jeweils zwischen 6 und 21 Uhr.
Hier sind mehr Raser unterwegs
Grenzallee von der Neuköllnischen Allee zur Sonnenallee: Dort ergibt sich den Daten nach eine klare Entlastung, berichtet die Berliner Zeitung. Das Durchschnittstempo stieg von 20,4 auf knapp 28,1 Kilometer pro Stunde. Aber dafür stieg laut TomTom auch die Zahl der „Raser, die deutlich schneller als 60 Kilometer pro Stunde fahren“.
Köpenicker Landstraße von der Bulgarischen Straße zum Dammweg: Hier sieht der Navi-Anbieter kaum Effekte. Es geht mit der durchschnittlichen Geschwindigkeit von 38,5 Kilometer in der Stunde etwas flüssiger voran als zuvor mit 37 km/h.

Am Treptower Park von der Puderstraße zur Bulgarischen Straße: Hier hatten die Planer laut Bericht einen Rückgang des Verkehrs erwartet. Dies lasse sich aus den Daten jedoch nicht ablesen, das Durchschnittstempo blieb mit 42,7 Kilometern pro Stunde fast gleich (Vorher: knapp 43,5 Kilometer pro Stunde).
Stralauer Allee von der Bossestraße zum Markgrafendamm: Für die Zulaufstrecke zur Elsenbrücke erwarteten die Autobahnplaner eine leichte Verkehrszunahme. Doch im untersuchten Zeitraum falle die Verschlechterung des Verkehrsflusses sehr viel stärker aus, berichtet die Berliner Zeitung. Das Durchschnittstempo auf dieser Friedrichshainer Hauptverkehrsstraße sank drastisch von knapp 13,3 auf sieben Kilometer in der Stunde. Dauerte es bislang im Schnitt rund anderthalb Minuten, um dieses Teilstück zu passieren, seien es nach der Eröffnung der Autobahn etwas mehr als drei Minuten.
Anwohner der Boxhagener Straße haben bisher Glück
Boxhagener Straße zwischen Wühlisch- und Jungstraße: Hier hatte die Autobahn GmbH des Bundes mehr Verkehr erwartet. Dies scheint den TomTom-Daten nach zum Glück für die Anwohner noch nicht eingetroffen zu sein. Laut den Berechnungen gibt es kaum negative Effekte. Vorher lag das Durchschnittstempo bei 22, danach 21,3 Kilometern pro Stunde.
Auf dem Dammweg brachte die A100 deutliche Entlastung. Ist jetzt Tempo 25 drin, waren es vor Eröffnung der Autobahn nur rund 16 km/h. Verheerend ist jedoch der tägliche Stau in der Elsenstraße von der Straße Am Treptower Park bis zur Spree! Das Durchschnittstempo sank laut der Daten von 16,9 Kilometer auf knapp 5,1 Kilometer pro Stunde. Es gebe aber auch Informationen, dass die Ampelschaltungen zum Stau beitragen.
Die durchschnittliche Geschwindigkeit nahm auch auf benachbarten Straßen ab – etwa auf der Puschkinallee von rund 40 auf 32 Kilometer pro Stunde. Dabei soll die neue A100 auch sie entlasten. Kurz vor der Kreuzung am S-Bahnhof Treptower Park sind jetzt noch 9 km/h drin, vorher waren es rund 13.
In Richtung Kreuzberg geht es auf der Puschkinallee ebenfalls langsamer voran als vor der Freigabe der A100. Zwischen Elsen- und Eichenstraße zeigt die Zusammenfassung der TomTom-Daten einen Rückgang von 17,3 auf knapp 16 Kilometer in der Stunde. Selbst auf der weiter entfernten Oberbaumbrücke hat sich der Verkehr verlangsamt – Richtung Friedrichshain von 16 auf 12,3 Kilometer pro Stunde.