Religionsfreiheit

Nach Umfrage von Bildungssenatorin: Bekommen Berliner Schulen Gebetsräume?

Wie gehen die Schulen mit Religionsfreiheit um? Braucht man wirklich Räume zum Beten? Das wollte Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) wissen. Jetzt liegen die Antworten vor.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Kinder mit verschiedenen Glaubensrichtungen sitzen im Klassenzimmer: Das ist Alltag an vielen Berliner Schulen. Doch braucht es dort für die Ausübung der Religionsfreiheit auch Gebetsräume?
Kinder mit verschiedenen Glaubensrichtungen sitzen im Klassenzimmer: Das ist Alltag an vielen Berliner Schulen. Doch braucht es dort für die Ausübung der Religionsfreiheit auch Gebetsräume?Funke Foto Services/imago

Die Religionsfreiheit ist im Grundgesetz verankert. Doch wie gehen Berliner Schulen damit um, in der Kinder mit christlichen, jüdischen oder muslimnischen Glaubens unterrichtet werden? Immer wieder gibt es Probleme. Ein Grund, warum Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch ein Rundschreiben an die Schulen schickte. Die Umfrage der CDU-Politikerin, in der es auch um die Frage von Gebetsräumen ging, wurde jetzt überraschend Thema einer Senatsanfrage der Grünen. Bekommen jetzt Berliner Schulen Gebetsräume? Danach wurde tatsächlich vermehrt in der Hauptstadt gefordert. Vor allem nach den Ereignissen am 7. Oktober 2023, als die Terrorgruppe Hamas Israel überfiel.

Der Nahostkonflikt und die propalästinensischen Protesten sorgen nicht nur an den Unis der Hauptstadt für Probleme – auch an den allgemeinbildenden Schulen. Vermehrt tauchte kurz nach den Ereignissen in Israel vor allen seitens muslimischer Schüler der Wunsch auf, an ihren Schulen beten zu können.

Daraufhin ließ Schulsenatorin Günther-Wünsch vor über einem Jahr ein Rundschreiben an alle Schulen verschicken. Darin legte ihre Behörde die rechtlichen Rahmenbedingungen aus ihrer Sicht dar, wie sich Bildungseinrichtungen beim Thema religiöse Gebete an Schulen zu verhalten habe.

Dazu richtete die Senatorin auch Fragen an die Bildungseinrichtungen. Ob etwa bereits „ein Gebetsraum oder Raum der Stille an Ihrer Schule eingerichtet“ wurde, wollte sie wissen. Oder ob es an Schulen „Forderungen, Petitionen oder ähnliches nach einem Gebetsraum bzw. der Ermöglichung des Gebets während/außerhalb der Unterrichtszeiten“ gibt.

Umfrage der Bildungssenatorin: Wie sieht es mit dem Beten an Berliner Schulen aus?

Die Bildungssenatorin machte in dem Schreiben den Schulen damals klar, dass die Religionsfreiheit auch in einer gewissen Weise auch in Bildungsstätten ausgeübt werden darf. Allerdings dürfe nicht während der Unterrichtszeit gebetet werden. Es sei für den betreffenden Schüler zumutbar, dies in der Pause zu tun. Auch in entsprechenden Räumen. Aber die Gebete dürften nicht den Schulfrieden stören.

Gebetsräume an Berliner Schulen: Lange Zeit schien niemanden es zu interessieren, was nun bei der Umfrage der Bildungssenatorin herausgekommen war. Doch nun wollte es die Religionsexpertin der Grünen, Dr. Susanna Kahlefeld, ganz genau das Ergebnis wissen. Mit ihrer Anfrage an den Senat wollte sie in Erfahrung bringen, wie es denn künftig mit dem Beten an den Berliner Schulen aussieht.

Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU)
Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU)Fabian Sommer/dpa

In der Anfrage ging die Grünen-Politikerin noch einmal detailliert auf die Fragen der Bildungssenatorin ein. Etwa auf solche, ob sich die Lehrer mit dem Beten an ihrer Schule oder anderer „religiöser Bekundungen“  befasst hätten, ob man dazu die Unterstützung der Schulaufsicht benötigte und ob es an den Schulen schon Gebetsräume gibt oder in Planung sind. Und natürlich sollte die Bildungsverwaltung erklären, wie viele Schulen und mit welchen Antworten diese letztendlich auf die Umfrage der Senatorin reagiert haben.

Das Ergebnis: Über 800 allgemeinbildende Schulen gibt es in Berlin. Doch auf die Fragen der Bildungssenatorin gab es nur 46 Rückmeldungen, teilt ihre Behörde in der Anfrage der Grünen mit.

Beten an Schulen: Offenbar ist dieses Thema bei den Berliner Pädagogen nicht so im Fokus der Betrachtung, wie man eigentlich vor Monaten noch dachte. Gewalttaten gegen Schülern und Lehrern stehen offensichtlich im Vordergrund, so wie sie jüngst in einem Brandbrief der Pädagogen der Friedrich-Bergius-Schule öffentlich gemacht wurden.

Gebetsräume an Berliner Schulen: Viele Fragen von der Senatorin, kaum Antworten von Lehrern

Die Rückmeldungen auf die Umfrage zu Gebeten an Schulen „erfolgten situativ und wurden entsprechend erläutert“, heißt es seitens der Schulverwaltung. Was dabei herauskam, zeigt ein gewisses Desinteresse. Oder man will darüber nicht reden, wie an Berliner Bildungsstätten mit Religionsausübung der Schüler und den damit verbundenen Problemen umgegangen wird.

Denn nur acht Schulen gaben an, „sich in der Vergangenheit mit den angesprochenen Themen beschäftigt zu haben. Zwei dieser Schulen standen hierzu im Austausch mit der Schulaufsicht, eine davon im Rahmen der Vorbereitung eines Studientages zu diesem Thema“, so die Schulverwaltung.

Und wie sieht es nun mit Gebetsräumen an Berliner Schulen aus? Keine der Schulen, die auf die Umfrage der Senatorin geantwortet haben, „ist derzeit in Planung oder Vorbereitung zur Einrichtung entsprechender Räumlichkeiten“, heißt es aus der Senatsschulverwaltung.

Allerdings existieren in einer dieser Schulen bereits Räume zum Beten, wird weiter erklärt. Die  Nutzung, sei „ durch entsprechende Absprachen geregelt“. Zwei Schulen meldeten Beratungsbedarf zu diesem Thema.

In ihrer Senatsanfrage wollte die Grüne-Abgeordnete Susanna Kahlefeld nun wissen, was jetzt mit den Antworten der Schule auf die Umfrage der Senatorin passiert. Und in der Tat würden so manche Berliner gerne wissen, ob es nun Gebetsräume an Schulen geben kann – oder nicht.

„Die Antworten wurden ausgewertet, um mögliche Bedarfe zu ermitteln“, antwortet ganz nüchtern die Verwaltung der Schulsenatorin Günther-Wünsch. Viel Wind um nichts, wie man so schön sagt? Oder gehen viele Schulen dem Thema Religionsausübung  und den damit verbundenen Problemen lieber aus dem Weg?

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