Großes Eis-Fest am Gleisdreieck

Krasse Kritik an Berliner „Ice Cream Festival“: DAS erlebte der KURIER

Eis satt für zwölf Euro? Das Festival vom Wochenende hinterlässt bei vielen Besuchern einen bitteren Beigeschmack. Auch ein KURIER-Reporter war vor Ort.

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Die Besucher beim Ice Cream Festival am Gleisdreieck erwarteten Eiscreme satt - stattdessen gab's viel Warterei.
Die Besucher beim Ice Cream Festival am Gleisdreieck erwarteten Eiscreme satt - stattdessen gab's viel Warterei.FTH/BK, Zoonar/imago (Symbolfoto)

Es sollte ein richtig leckeres Festival werden – doch die Kommentare in den sozialen Netzwerken zeigen: Viele Besucher verließen das „Berlin Ice Cream Festival“ am vergangenen Wochenende ziemlich unterkühlt. Eiscreme-Fans sollten sich hier auf etliche Sorten freuen, auf Plakaten und online wurde ein „All you can eat“ für 12 Euro angeboten. 12 Euro Eintritt für Eis bis zum Abwinken? Genau richtig für einen heißen Sommertag! Viele Berliner ließen sich das Festival im Gleisdreieckpark nicht entgehen – doch nun rollt im Netz die Kritik-Welle.

„Ice Cream Festival“ am Gleisdreieck: Besucher üben im Netz heftige Kritik

Schon das Debüt des Festivals im vergangenen Jahr sei misslungen, berichtet die „Berliner Zeitung“. Chef Antonio Tomasello hatte deshalb in diesem Jahr Besserung versprochen. Die bestand unter anderem darin, dass das Unternehmen „Duo Sicilian Ice Cream“ insgesamt 1,7 Tonnen Eis vorbereitete. Es sei besser, zu viel Eis übrig zu haben und es anschließend in den Filialen zu verkaufen, als leere Töpfe am Schluss, sagte Tomasello dem Blatt. In der Werbung wurden mehr als 100 verschiedene Eis-Sorten an Themen-Ständen versprochen – hier sollte man sich unter anderem durch Bereiche wie „Alkohol“, „Käse“, „Schokolade“ und „Pistazie“ probieren.

Doch nicht allen Besuchern schmeckte das Festival, das am vergangenen Wochenende am Gleisdreieck stieg, wirklich: Auf der Instagram-Seite der Organisatoren rechnen einige Gäste ab. „Wir waren heute auf Ihrem Festival und konnten nicht ein Eis genießen, weil es so voll war, dass wir für eine kleine Kugel alleine 30 Minuten oder länger anstehen hätten müssen“, heißt es in einem Kommentar. „Wir finden diese Veranstaltung sehr schlecht durchdacht und ich möchte mein Geld gerne zurück haben.“ Eine andere Frau kommentiert: „Wartezeit pro Stand derzeit 15 Minuten. Und wir bekommen pro Person nur zwei Probe-Kugeln. Quasi einen Teelöffel. Für die Kinder unfassbar frustrierend.“ Ein Besucher nennt es ein „absolutes Desaster“.

An vielen Ständen das gleiche Bild: Sorten, die bereits leer waren, wurden mit Klebeband abgeklebt.
An vielen Ständen das gleiche Bild: Sorten, die bereits leer waren, wurden mit Klebeband abgeklebt.BK/fth

Aber: Wie war es wirklich? Auch ich war vor Ort, besuchte das Festival am Sonntag mit Freunden. Die verschiedenen Eis-Sorten, das Ausprobieren von neuen Geschmacksrichtungen und – natürlich – die Flatrate reizten uns. Zur größten Überraschung wurden dann allerdings die vielen Menschen. Schon vor dem Eingang zum Gelände erwartete uns eine lange Schlange, an der wir etwa eine halbe Stunde auf Einlass warteten. Gegen 12 Euro gab’s dann das All-Inclusive-Bändchen in Pink – und eine Marke für ein Freigetränk. Der Grund: eine Entschuldigung dafür, dass man drin so lange auf das Eis warten müsse.

Unter der U-Bahn-Trasse erwartet uns beim „Ice Cream Festival“ der Wahnsinn schlechthin

Rund um einen kleinen Platz direkt unter der Trasse der U-Bahn erwartete uns dann der Wahnsinn schlechthin: Mehrere Eisbuden ringsherum, zwischendrin lange Schlangen, bei denen man kaum nachvollziehen konnte, wohin sie eigentlich führen. Unser Weg führte zum ersten Stand, an dem ein Schild informierte, dass das Eis leer sei. Auch die anderen Stände klapperten wir ab, überall waren die bereits leeren Eis-Sorten an Plakaten im Hintergrund mit Klebeband abgeklebt. Zugegeben: Wir besuchten das Fest am Sonntagabend – doch der Besucheransturm zeigte uns, dass das nicht unbedingt eine besonders abwegige Idee war.

Lange, undurchsichtige Schlangen erwarteten uns am Sonntag beim Berliner Ice Cream Festival.
Lange, undurchsichtige Schlangen erwarteten uns am Sonntag beim Berliner Ice Cream Festival.FTH/BK

Wir schlängelten uns zum experimentellen Eisstand, hier waren „nur“ zwei der sieben Sorten weg. Statt großer Kugeln gab’s kleine Portiönchen in Pappbechern oder Mini-Waffeln. Zur letzten Mini-Portion Wasabi-Eis bekamen wir Ananas-Rosmarin-Eis und Himbeer-Paprika-Eis. Alles richtig lecker, aber leider auch richtig wenig. Mit dem Eis in der Hand suchten wir die nächste Schlange – und beschlossen, uns aufzuteilen. 20 Minuten dauerte es, bis wir zu einem Stand mit veganem Eis vorgedrungen waren, die „Kugel“ sehr leckeres Schoko-Eis war leider nur so groß wie ein Teelöffel. Einer aus unserer Gruppe wartete, während wir das Eis holten, bereits am Schoko-Stand. Rund 40 Minuten sollte es hier insgesamt dauern, bis wir das Eis in den Händen hielten. Unterwegs trafen wir eine vierköpfige Familie, die sich aufgeteilt hatte: Jeder hatte sich woanders angestellt, am Ende trafen sie sich mit insgesamt acht schon leicht angetauten Bechern in der Mitte. Klingt praktisch, hat mit sommerlichem Vergnügen aber wirklich nicht viel zu tun.

Zwischen Sorten wie „Karamell-Schoko“ und „Weiße Schokolade-Pfeffer“ gab’s dann noch ein besonderes Erlebnis: Nachdem wir so lange angestanden hatten, bat ich um drei Sorten in einem Becher, um sie probieren zu können. Doch der Mitarbeiter wies mich freundlich darauf hin, dass nur zwei Sorten möglich seien. „All you can eat“ fällt in meiner Definition anders aus. Das Eis war lecker, hinterlässt aber einen bitteren Nachgeschmack. Wir entschieden uns, vom Gelände zu fliehen, holten uns am Ausgang noch ein Eis am einzigen leeren Stand – hier gab’s große Kugeln gegen Geld. Teuer, aber das beste Eis, das wir an diesem Nachmittag bekommen haben. Und das Eis war größer als alles, was wir für unsere zwölf Euro bekommen hatten, zusammengerechnet.

Das „Ice Cream Festival“ hinterlässt bei vielen einen bitteren Beigeschmack

Das Festival war für uns eine Überraschung, leider im negativen Sinne. Uns taten aber vor allem die anderen Besucher Leid – für Familien mit Kindern, die hier ihren Nachmittag verbrachten, muss es wirklich die Hölle auf Erden gewesen sein. Entsprechend fallen die Kommentare aus. „Die Wartezeit war unglaublich lang, was das ganze Erlebnis frustrierend machte. Als wir endlich vorne ankamen, waren die Kugeln unglaublich klein, kaum genug, um irgendjemanden zu sättigen“, heißt es in einem Kommentar. „Zu allem Überfluss gab uns das Personal, das das Eis servierte, das Gefühl, wir würden darum betteln, was unglaublich respektlos war.“ Und eine Frau schreibt: „Hier hat der Veranstalter einfach nicht aus dem letzten Jahr gelernt … da war es ja leider auch schon eine Katastrophe.“

Der Veranstalter zeigt sich im Gespräch mit der „Berliner Zeitung“ übrigens zufrieden. „Es waren alle zufrieden“, sagte Tomasello dem Blatt. „Trotzdem gibt es sicherlich auch welche, die unzufrieden waren.“ Er sprach im Interview von Wartezeiten von „zwanzig Minuten vor der Tür und zehn Minuten vor den Ständen“. Die Organisation sei besser geworden – „natürlich kann immer noch an Details geschliffen werden“, sagte er. Die Kommentare im Netz sprechen da leider eine andere Sprache. ■

Waren Sie beim „Ice Cream Festival“ in Berlin - und was haben Sie dort erlebt? Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen per Mail an leser-bk@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Nachrichten!