Tierschützer empört

Herzlos-Forderung: Politikerin will unerwünschte Tierheim-Tiere töten!

In England müssen hunderte American Bully XL eingeschläfert werden. In Deutschland sorgt der Vorstoß einer CDU-Politikerin aus Schleswig-Holstein für Diskussionen. 

Author - Stefanie Hildebrandt
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Ein American Staffordshire und Pitbull Terrier Mischling steht in seinem Käfig im Tierheim. Sollen nicht vermittelbare Hunde getötet werden? 
Ein American Staffordshire und Pitbull Terrier Mischling steht in seinem Käfig im Tierheim. Sollen nicht vermittelbare Hunde getötet werden? Marcus Brandt/dpa

Diese Forderung birgt krasses Diskussionspotential: Die CDU-Bundestagsabgeordnete Astrid Damerow fordert im Gespräch mit dem Berliner Tagesspiegel, nicht vermittelbare Tiere in Tierheimen, insbesondere Gefahrenhunde, notfalls zu töten. Dies sei immer noch besser, als ein Leben im Zwinger zu fristen. Dieser Vorschlag hat sowohl bei Tierschützern als auch bei anderen Parteien Widerstand ausgelöst.

„Die angestoßene Diskussion ist unethisch. Jedes Tier hat ein Recht auf ein würdevolles Leben. Dass gerade eine Christdemokratin in der Vorweihnachtszeit die Tötung von vermeintlich lästigen Tieren anspricht, zeigt den leider sehr geringen Stellenwert von Tierschutz in der Politik“, sagt Eva Rönspieß, Vorstandsvorsitzende im Tierheim Berlin dem KURIER.

Dass die Tierheime, auch das in Berlin, überquellen und dass manche Tiere nur schwer vermittelbar sind, ist bekannt. Doch die radikale Antwort auf das Problem, welche die CDU-Abgeordnete skizziert, stößt Tierschützer vor den Kopf. „Wenn Tiere nicht vermittelbar sind und ihr ganzes Leben in einem Zwinger im Tierheim verbringen, wäre es mit Blick auf den Tierschutz besser, diese Tiere zu töten“, hatte Damerow dem „Tagesspiegel“ gesagt.

Tötung von Tieren wäre rechtlich nicht zulässig

Eine Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes widersprach diesem Vorstoß auf Anfrage von t-online. „Selbst angesichts der derzeit massiven Überfüllung in den Tierheimen muss man klar sagen: Die Tötung wäre weder eine Lösung noch rechtlich zulässig!“, schrieb die Sprecherin. Damerows Idee widerspreche dem Tierschutzgesetz. Grund für eine Euthanasie dürfe immer nur ein unheilbares Leid des Tieres sein. Zudem würde es dem in Deutschland geltenden Moralverständnis zuwiderlaufen, ein Tier nur zu töten, um Kosten zu sparen. Doch auch für Hunde, die an keinen neuen Besitzer vermittelt werden können, gelte, dass es keine Lösung sei, sie einzuschläfern. 

Solange die Gesetzeslage es zulasse, dass sich jeder ohne weitere Hürden ein Tier anschaffen kann, müsse die Politik Verantwortung für die möglichen Folgen übernehmen, so die Sprecherin weiter. „Die daraus resultierenden Herausforderungen dürfen nicht mehr länger allein auf Tierheime abgewälzt werden“, schrieb die Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes dem Portal t-online.

Tierheim-Tiere töten: Tierschützer weisen den Vorstoß zurück

„Niemand möchte sich mit diesem Thema auseinandersetzen, aber wegducken löst das Problem nicht“, sagte  Astrid Damerow. Damerow ist Berichterstatterin für Tierschutz in der Unionsfraktion im Bundestag, legt aber Wert darauf, dass es sich bei ihrem Vorstoß um ihre persönliche Meinung handelt.

Großbritannien, London: Besitzer und Fans der Hunderasse American XL Bully protestieren gegen den Vorschlag der britischen Regierung. 
Großbritannien, London: Besitzer und Fans der Hunderasse American XL Bully protestieren gegen den Vorschlag der britischen Regierung. ZUMA Press Wire

Eva Rönspieß, Vorsitzende des Berliner Tierschutzvereins, weist Damerows Vorstoß entschieden zurück. „Im Tierheim Berlin werden nur Tiere aus medizinischen Gründen eingeschläfert.“ Tiere zu töten, weil sie schwer vermittelbar sind, verbiete der Anstand und das Tierschutzgesetz.

In Großbritannien steht die Tötung hunderter American XL Bullys allerdings unmittelbar an: Nach mehreren teilweise tödlichen Hundeattacken hatte die britische Regierung verfügt , dass Hunde dieser Rasse vom neuen Jahr nicht mehr verkauft und auch nicht mehr in ein neues Zuhause vermittelt werden dürfen. Daher müssten Hunde in Tierheimen getötet werden, wenn sie nicht vor dem Jahreswechsel ein neues Heim finden, berichtet der Sender Sky News. Die Hunderasse ist eine Kreuzung von American Pit Bull Terrier und American Staffordshire Terrier - Ziel der Züchter war es, einen besonders muskulösen Hund zu züchten.  ■