Es ist ein Problem, das in den vergangenen Tagen auch in Berlin viele bemerkt haben dürften: Mit dem Wintereinbruch wurde es überall in der Stadt glatt und rutschig. Doch während die Stadtreinigung alles dafür tut, um die Straßen eisfrei zu halten, haben Fußgänger und Radfahrer das Nachsehen: Vor allem die Gehwege verwandeln sich in echte Schlitter-Pisten. Das Ergebnis: Krankenhäuser bekommen es vermehrt mit Notfällen zu tun, weil Menschen stürzen. Die Fußgänger-Lobby klagt nun an: Warum wird nicht endlich einheitlich geräumt?
Es ist so schnell passiert: Nur kurz soll ein Brötchen vom Bäcker geholt oder ein Paket zur Post gebracht werden – und schon ist man gestürzt. Denn der platt getretene und am besten noch angetaute und wieder überfrorene Schnee macht die Gehwege Berlins zu echten Eis-Fallen! Vor allem ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind, haben es schwer. Und während sie alles versuchen, um nicht zu stürzen, fährt auf der Straße die Stadtreinigung und salzt, was das Zeug hält.
Fußgänger-Verband kritisiert: Gehwege müssen bei der Schneeräumung Priorität haben!
Dass die Gehwege oft so schlecht beräumt sind, ist auch der Fußgänger-Lobby ein Dorn im Auge. Das Problem: Es zeige sich oft ein uneinheitliches Bild aus geräumten und nicht geräumten Abschnitten. Denn die Grundstückseigentümer, die für das Beräumen der Fußwege verantwortlich sind, hätten unterschiedliche Räumdienste engagiert. Das Ganze sei „von Alters her schlecht organisiert“, kritisiert Roland Stimpel vom Verein Fuss, der sich für Fußgängerinnen und Fußgänger einsetzt. Gehwege müssten bei der Räumung bei Eis und Schnee Priorität haben, kritisiert er.

Auch für Radfahrer ist das winterliche Wetter schwierig: Wie der Allgemeine Deutsche Fahrradclub mitteilt, würden die Mitglieder des Vereins immer wieder melden, wie gefährlich der Zustand der Radwege in Berlin sei. Die Wege seien voller Schneematsch oder vereist, das Fahrradfahren werde zu einer rutschigen Angelegenheit. „Hier muss nachgebessert werden: Radwege müssen genauso schnell geräumt und fahrtauglich gemacht werden wie Fahrspuren.“ Damit Radfahrer besser durch den Winter kommen, hat der Verein ein paar Tipps: Zum einen dürfen Radfahrer, auch wenn es einen Radweg gibt, auf der geräumten Straße fahren, wenn der Radweg wegen Eis und Schnee nicht befahrbar ist. Und: Wer etwas Luft auf dem Reifen lässt, hat mehr Haftung.
Warum sind Berlins Radwege so vereist und voller Schneematsch?
Aber: Warum sind die Radwege so vereist und voller Matsch? Laut Berliner Stadtreinigung dürfe auf den Wegen nur geräumt werden, nicht gestreut. Denn: Auftaumittel wie Streusalz ist auf Radwegen verboten. Zwar kann mit Splitt und Sand etwas gegen das Eis getan werden, doch auch solche Hilfsmittel könnten für Radfahrer gefährlich werden. Stattdessen versuchen die Winterdienst-Fahrzeuge, die Radwege schneefrei zu halten – das passiert aufgrund der aktuellen Situation in deutlich mehr Fahrradstraßen in der ganzen Stadt.
Die schwierige Räum-Situation bekommen auch die Krankenhäuser zu spüren: Schon am Mittwoch hätten die Rettungsstellen einen deutlichen Anstieg an Knochenbrüchen verzeichnet. „Im Klinikum im Friedrichshain gab es zum Beispiel 100 Prozent mehr stationäre Aufnahmen mit schweren Frakturen, insbesondere des Beckens, der Hüfte, der Schulter“, heißt es etwa vom Klinik-Konzern Vivantes. Auch in der Charité müsse man feststellen, dass momentan mehr Menschen stürzen und sich dabei verletzen. ■