Neues Quartier

Johannisthal: Auf Berlins erstem Flugplatz starten jetzt 1800 Wohnungen

Auf dem historischen Boden soll ein Viertel für 3500 Menschen entstehen. Zum Spatenstich kam sogar der Regierende.

Author - Norbert Koch-Klaucke
Teilen
Spatenstich für ein neues Wohnquartier auf dem einstigen Flugplatz in Berlin-Johannisthal: Zum Schippen kamen auch Berlins Regierender Kai Wegner (CDU, 3. v. li.) und Bausenator Christian Gaebler (SPD, Mitte).
Spatenstich für ein neues Wohnquartier auf dem einstigen Flugplatz in Berlin-Johannisthal: Zum Schippen kamen auch Berlins Regierender Kai Wegner (CDU, 3. v. li.) und Bausenator Christian Gaebler (SPD, Mitte).Harry Schnittger/Bauwert

Es ist ein Ort, der Geschichte schrieb. Das riesige Areal am Segelfliegerdamm zwischen Johannisthal und Adlershof: Da wurde 1909 Berlins erster Flugplatz eröffnet, von dort knatterten anfangs Motorflugzeuge für ein paar Runden in den Hauptstadt-Himmel. Genau 116 Jahre später sollen nun die Bagger dröhnen. Für ein neues Stadtquartier mit über 1800 Wohnungen im Bezirk Treptow-Köpenick, das auf dem einstigen Flugfeld entstehen soll.

Eine Fläche mit der Größe von etwa 30 Fußballfeldern: Bis dort das Dröhnen der Baumaschinen startet, ist es gar nicht mehr so lange hin. Noch Ende des Jahres soll der Bau der ersten Häuser beginnen.

Segelflieger Quartier Berlin soll das Viertel in der Nachbarschaft der Wissenschaftsstadt Adlershof (Wista) heißen. „Es wird das neue Zuhause für rund 3.500 Menschen“, sagt Jürgen Leibfried, Vorstand der Bauwert AG, die dieses Quartier gemeinsam mit der Wista, dem Land Berlin und der Wohnungsbaugesellschaft Degewo hochziehen will.

Blick auf den Flugplatz Johannisthal. Die Aufnahme entstand 1912.
Blick auf den Flugplatz Johannisthal. Die Aufnahme entstand 1912.zVg

Anfang der Woche war Spatenstich. Zu dem Festakt haben die Baupartner geladen. Klar, dass zu so einem ehrgeizigen Projekt die Berliner Politprominenz anreist. Da ist der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Er sagt den klassischen Satz: „Berlin braucht dringend neue Wohnungen“, greift dann mit dem Bezirksbürgermeister Oliver Igel (SPD) zum Spaten, um dann mit dem Werkzeug in den einstigen Flugplatz-Sandboden zu stoßen.

So soll es ausssehen: Blick in das künftige Segelflieger Quartier, das  in Berlin-Johannisthal entsteht. Rechts ist die ehemalife Luftschiffhalle zu sehen.
So soll es ausssehen: Blick in das künftige Segelflieger Quartier, das in Berlin-Johannisthal entsteht. Rechts ist die ehemalife Luftschiffhalle zu sehen.EVE/Bauwert

Zunächst werden dort erst einmal nur zwei Häuser gebaut. Ein fünfgeschossiger Neubau mit 146 Mietwohnungen mit zwei bis fünf Zimmern, inklusive Einbauküche. Das zweite Gebäude fällt mit drei Geschossen etwas kleiner aus, hat 36 Mietwohnungen (ein bis vier Zimmer), entworfen von den gmp-Architekten. Sie kennen sich mit Bauten auf Flugplätzen aus. Schließlich war das Unternehmen auch am Hauptstadtflughafen BER beteiligt. Die beiden Häuser sollen in zwei Jahren fertig sein, der Rest 2030.

Er kann nicht nur SEZ-Abriss: Bausenator schippt für neue Wohnungen

Der Rest, das sind nicht nur die 1618 weiteren Wohnungen. Dazu kommen eine Kita, ein Stadtteilzentrum, viel Grünfläche und Areale für neue Unternehmen, zählt Bausenator Christian Gaebler (SPD) auf. Der Mann, der in Friedrichshain für 500 neue Wohnungen das einstige DDR-Spaßbad abreißen will, ist ebenfalls beim Festakt in Johannisthal dabei und schippt mit. Und ist stolz darauf, dass „auch im Südosten der Stadt ein lebendiges, gemischtes Viertel wächst“. Für den Regierenden Bürgermeister Wegner ist das Bauprojekt „ein Vorbild für das Berlin von morgen“.

Apropos SEZ: Auch für das Wohnungsbauprojekt auf dem ehemaligen Flugplatz in Johannisthal ging es nicht ohne Abrissarbeiten. Ehemalige Industrieanlagen aus DDR-Zeiten waren auf dem Areal wie der VEB Kühlautomat. So manche Gebäude seien nicht mehr erhaltenswert gewesen, wurden daher abgerissen. Andere Werkhallen blieben. Wie die einstige Luftschifhalle, die nun in das neue Quartier eingebunden werden soll.

Auf dem einstigen Flugplatz sollen vor allem Familien, Studenten, Senioren und Menschen mit kleinerem Einkommen wohnen, heißt es. Ein Viertel der insgesamt 1800 Wohnungen werden daher gefördert.