Ganz schön sportlich, was sich der Berliner Senat für das Jahnstadion vorgenommen hat. Inzwischen liegen die geschätzten Kosten für den Neubau des DDR-Stadions bei fast 200 Millionen Euro. Und das bei 67 Milliarden Euro Schulden, die das Land Berlin hat.
Die Kostenexplosion beim Stadion-Neubau in Berlin-Prenzlauer Berg nimmt kein Ende. Ursprünglich sollte die neue Arena im Jahnsportpark 111 Millionen Euro kosten, doch diese Summe hat sich inzwischen fast verdoppelt, schreibt der „Tagesspiegel“ (Bezahlschranke). Laut aktuellen Zahlen der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung werde die Rechnung nun 195,4 Millionen Euro betragen – ein weiterer Anstieg um vier Prozent gegenüber der letzten Kalkulation von 188 Millionen Euro.
Die immer weiter steigenden Kosten belasten den Landeshaushalt enorm, doch der Abriss des alten DDR-Stadions ist trotzdem beschlossene Sache: In der 41. Kalenderwoche, ab dem 7. Oktober 2024, soll das historische Gebäude endgültig weichen, heißt es.
Abriss des DDR-Stadions ist beschlossene Sache
Trotz freigegebener Abrissmittel in Höhe von 20,4 Millionen Euro hapert es aber weiter an der Finanzierung für den Neubau. Bisher sind nur 21 Millionen Euro gesichert – ein Tropfen auf den heißen Stein, wenn man bedenkt, dass allein der zweite Bauabschnitt mit 175 Millionen Euro veranschlagt ist. Damit verdoppeln sich die Kosten im Vergleich zu den 97 Millionen Euro, die 2019 für den Bau ohne Abriss kalkuliert wurden. Die Pläne der Architekten schraubten diese Summe im Mai dieses Jahres bereits auf 168 Millionen Euro hoch, doch auch das scheint längst Makulatur zu sein.
Abriss des DDR-Stadions ist eine Kultursünde
Und nicht nur finanziell, auch zeitlich gerät das Projekt ins Schleudern. Der Baustart wurde immer wieder nach hinten verschoben, zuletzt war das erste Quartal 2025 anvisiert, mit einer Fertigstellung im dritten Quartal 2027. Doch jetzt traut sich die Berliner Senatsverwaltung kaum noch eine Prognose zu und spricht nur noch vage von einem Baustart 2025 und einer Bauzeit von zwei bis drei Jahren.

Damit nicht genug: Der Umbau des restlichen Jahnsportparks ab 2026 soll nach neuen Schätzungen weitere 119 Millionen Euro verschlingen. Und dafür ist bisher kein Cent bereitgestellt. Die Grünen schlagen Alarm: Ein „Abriss-Moratorium“ für die alte DDR-Arena soll den geplanten Abriss zumindest vorerst stoppen. Auch die Bezirksbürgermeisterin von Pankow, Cordelia Koch (Grüne), und eine Gruppe von Architekten und Kulturhistorikern kämpfen gegen den Abriss.
Unter der Federführung von Architekt Friedrich Tuczek wurde eine Petition gestartet, um das Denkmal der DDR zu retten. Tuczek prangert die Abrisspläne als Kultursünde an, die „ein einzigartiges Denkmal der Ostmoderne zerstört“. Das letzte Wort in diesem hitzigen Streit ist wohl noch nicht gesprochen. ■