So soll die favorisierte Jahnsportpark-Umgestaltung aussehen. Die Stadion-Darstellung ist nur ein Symbol (4). Zu sehen sind ein neuer Bürokomplex (5), Mauerpark (2), Hinterlandmauer (1) und die Max-Schmeling-Halle (3). Quelle: machbarkeitsstudie/Drees &amp; Sommer<br><br>
So soll die favorisierte Jahnsportpark-Umgestaltung aussehen. Die Stadion-Darstellung ist nur ein Symbol (4). Zu sehen sind ein neuer Bürokomplex (5), Mauerpark (2), Hinterlandmauer (1) und die Max-Schmeling-Halle (3). Quelle: machbarkeitsstudie/Drees & Sommer

Quelle: Machbarkeitsstudie 2020/Drees & Sommer

Der Abriss-Stopp und das neue Planungsverfahren für das Jahnstadion sorgten am Freitag für heftigen Streit im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses. Die Oppositionsparteien CDU, FDP und AfD warfen der Verwaltung von Sportsenator Andreas Geisel (SPD) Wortbruch vor, weil man sich nun nicht mehr an den Plan halte, die marode Arena zu Beginn des Jahres 2021 abzureißen, um eine neue zu bauen. „Das ist ein schwarzer Tag für den Berliner Sport“, sagte der CDU-Abgeordnete Stephan Standfuß. Landesbaudirektorin Regula Lüscher erklärte: Der umgestaltete Jahnsportpark mit einem umgebauten oder neu errichteten Stadion werde erst 2026 fertig sein.

Wie berichtet, hatten die Fraktionen der Koalitionsparteien SPD, Linke und Grüne einen Kompromiss mit dem Senat ausgehandelt. Statt das Stadion nun abzureißen, soll erst einmal ein städtebaulicher Wettbewerb zum Umbau des Jahnsportparks mit Städteplanern, Architekten, Vereinen und Anwohnern durchgeführt werden. Im Gegenzug wird die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mit den Arbeiten zum Bebauungsplan für einen Stadion-Neubau beginnen. Bis Ende 2022 soll dieser stehen.

Erst nach Ablauf eines darauf folgenden Realisierungsverfahrens könnten die Bauarbeiten beginnen, „die dann nach 48 Monaten enden sollen“, sagte Landesbaudirektorin Lüscher in der Ausschusssitzung. Sie ließ dabei offen, wie das Stadion künftig aussehen werde. „Ob es einen Neubau, Teilumbau oder Teilsanierung geben wird, soll in drei Werkstattgesprächen des städtebaulichen Wettbewerbs geklärt werden“, sagt sie. Lüscher betont: „Der Jahnsportpark ist ein symbolischer Ort, hat baukulturelle, gesellschaftliche und sportliche Bedeutung.“ Außerdem müssten Fragen des Lärmschutzes oder der Infrastruktur geklärt werden.

Ein Jahnsportpark mit Stadion, der erst in sechs Jahren fertig sein soll – das dauert den Oppositionsparteien zu lange. FDP und CDU forderten daher von Sportsenator Geisel, der bei der Sportausschuss-Sitzung von Staatssekretär Aleksander Dzembritzki vertreten wurde, den Abriss-Stopp zurückzunehmen und sich an die zuvor getroffenen Neubau-Pläne zu halten. Ein entsprechender Antrag der Union soll dazu im Abgeordnetenhaus verabschiedet werden. „Die Verzögerung ist in keiner Weise nachvollziehbar und hinnehmbar“, sagt Standfuß, der sportpolitische Sprecher der CDU-Fraktion.

Sanierung, Teilumbau oder Abriss: Die Zukunft des Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadions bleibt ungewiss.&nbsp;
Sanierung, Teilumbau oder Abriss: Die Zukunft des Friedrich-Ludwig-Jahn-Stadions bleibt ungewiss.  Foto:  imago images/stock & people

In Vertretung von Geisel erklärte Sportstaatssekretär Dzembritzki, dass die Kehrtwende notwendig gewesen sei. Bisher sei man nur von einem geplanten Ersatzbau für das marode Stadion ausgegangen, wofür eine Machbarkeitsstudie ausreichend gewesen sei, die nun überarbeitet wurde. „Doch es geht hier nicht nur um das Stadion, sondern um die gesamte Umgestaltung des Sportparks“, sagt er. Daher sei der neue Verfahrensweg mit einem städtebaulichen Wettbewerb und einem Bebauungsplan für eine mögliche neue Arena notwendig.

Schon aus rechtlichen Schritten sei dies bei einem Vorhaben wichtig, das über 200 Millionen Euro kosten soll, erklärt der Sportexperte der Linken, Philipp Bertram. „Zum ersten Mal gibt es in dem ganzen Verfahren nun ein ordentliches Planungskonzept für die Umgestaltung des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks“, sagt er. „Es geht einfach nicht, einfach das Jahnstadion allein auf der Grundlage einer Machbarkeitsstudie abreißen zu lassen.“

Auch die überarbeitete Studie würde nur die sportfachlichen, aber nicht die bautechnischen Aspekte berücksichtigen, was aber nun in dem geplanten städtebaulichen Wettbewerb geschehen soll. Zumal es noch nicht einmal einen Architekten-Entwurf für einen Stadion-Neubau gibt, so Bertram. „Kein Mensch würde sich doch ein Haus bauen, ohne vorher gesehen zu haben, wie es aussieht“, sagt er.