In Hohenschönhausen, einem Stadtteil von Lichtenberg im Nordosten Berlins, wird die Situation um die Unterbringung von Flüchtlingen zunehmend angespannt. In Lichtenberg sind insgesamt neun Flüchtlingsunterkünfte geplant, was bei vielen Anwohnern auf Unverständnis stößt.
Klaus Petke, ein 77-jähriger Bewohner des Bezirks, der seit 30 Jahren in der Region lebt, kritisiert die Entwicklung in der „Berliner Zeitung“ scharf. Er äußert Bedenken über eine seiner Meinung nach unzureichende Integration und fordert von der Stadtpolitik ein entschlosseneres Vorgehen, um den Zustrom von Flüchtlingen zu regulieren: „Die Politiker reden immer nur von Integration, aber in Wirklichkeit ist das gar nicht mehr möglich.“ Für ihn bedeute Integration, dass sich auch die Zuwanderer an die deutsche Kultur anpassen.

Die zunehmende Zahl an Flüchtlingen in Berlin sorgt besonders in den Ostbezirken der Stadt für Diskussionen. Pankow, Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg sind dabei am stärksten betroffen. Um den steigenden Bedarf an Unterkünften zu decken, plant die Stadt den Bau weiterer Einrichtungen, darunter auch Containerdörfer. Ein besonders großes Projekt ist der Umbau des City East Hotels an der Landsberger Allee, das ab 2025 als Flüchtlingsunterkunft für 1200 Menschen dienen soll. Die Umbaumaßnahmen werden mit über 140 Millionen Euro veranschlagt.
Politik soll Lösungen gegen Asylfrust liefern
Der CDU-Politiker Danny Freymark, der seinen Wahlkreis in Hohenschönhausen hat, kritisiert die ungleiche Verteilung der Flüchtlinge innerhalb Berlins. Er fordert eine gerechtere Verteilung sowie eine Entlastung der besonders betroffenen Bezirke. Freymark verweist auf den Königsteiner Schlüssel, nach dem Berlin derzeit 5,2 Prozent der bundesweit aufgenommenen Flüchtlinge unterbringen muss, und fordert eine Anpassung dieses Verteilungsschlüssels an die besondere Belastung Berlins.

Auch auf kommunaler Ebene gibt es Widerstand. Benjamin Hudler, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Lichtenberg, bemängelt die fehlende Unterstützung durch den Berliner Senat. Er weist darauf hin, dass bis 2027 fast 3000 weitere Geflüchtete nach Lichtenberg kommen sollen, was zusätzliche Belastungen für die ohnehin stark beanspruchte Infrastruktur des Bezirks mit sich bringt.
Die Bürger in den betroffenen Stadtteilen äußern zunehmend Unmut über die Situation. Die Rentnerin Marianne Benne, die seit 2007 in Hohenschönhausen lebt, beklagt in der „Berliner Zeitung“ die gestiegenen Mieten und die zunehmende Anonymität im Viertel. Die Erzieherin Lisa Bulletzki berichtet von überfüllten Kitas und Schulen sowie einer wachsenden Unsicherheit im Kiez. Viele Anwohner fühlen sich durch die Entwicklung überfordert und erwarten von der Politik eine Lösung, die die bestehende Infrastruktur nicht weiter belastet.
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