Wohnen nur noch für Reiche

Dramatischer Wohnungsmarkt-Kollaps! Selbst Makler geben jetzt auf

Alle wollen nach Berlin. Genügend Wohnungen gibt es nicht. Die Politik hat versagt und die Berlin-Werber ebenfalls. Jetzt kapitulieren auch die Makler.

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Wohnungsbesichtigung in Berlin-Prenzlauer Berg. Die Schlangen werden immer länger.
Wohnungsbesichtigung in Berlin-Prenzlauer Berg. Die Schlangen werden immer länger.BK

Die Hoffnung schwindet auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Jetzt kapitulieren sogar Makler. Von ihnen ist derzeit keine Hilfe zu erwarten. Wohl dem, der eine Wohnung hat.

Einst galten Immobilienmakler als Retter in der Not – für viele die letzte Chance, doch noch eine bezahlbare Wohnung zu finden. Doch diese Option scheint endgültig passé. Die Situation ist inzwischen so angespannt, dass selbst die Makler kapitulieren.

„Keine weiteren Aufträge mehr“ – solche Nachrichten erhalten verzweifelte Wohnungssuchende nun vermehrt, wenn sie sich an Maklerbüros wenden. Anfang Oktober sind deren Kapazitäten für das restliche Jahr bereits erschöpft. Und das bei einer Marktlage, die dramatischer kaum sein könnte.

Ein Blick auf die Websites der Makler zeigt das Ausmaß des Problems. Anfragen? Zwecklos. Antworten? Fehlanzeige. „Wir sind überfordert“, lautet die ernüchternde Botschaft. Selbst bei der Vermittlung von Wohnungen im mittleren Preissegment gibt es für Makler nichts mehr zu holen.

Es gebe schlichtweg zu wenig Wohnungen, erklärt Markus Gruhn, Vorsitzender des Rings Deutscher Makler für Berlin und Brandenburg, in der „Berliner Zeitung“ (Bezahlschranke). Die Ursachen? Ein Jahrzehnt politisches Versagen, zu wenig Wohnungsbau, restriktive Banken, steigende Baukosten und Zinsen. Eine explosive Mischung, die den Wohnungsmarkt endgültig lahmgelegt hat.

Das war einmal: Ein Makler übergibt einen Schlüssel an die neue Mieterin einer Wohnung in Berlin.
Das war einmal: Ein Makler übergibt einen Schlüssel an die neue Mieterin einer Wohnung in Berlin.Photothek/imago

Dazu kommen immer mehr Flüchtlinge nach Berlin, die ebenfalls untergebracht werden müssen, und die Berlin-Vermarkter von „visitBerlin“ gießen ihrerseits noch Öl ins Feuer, indem sie jungen Leuten weltweit Flausen in den Kopf setzen, in Berlin könne man cool und lässig leben. Nur wie das ohne Wohnung gehen soll, das erzählen die Berlin-Werber den jungen Leuten nicht. Selbst Studenten warten mittlerweile jahrelang auf ein Zimmer.     

Und Berlins Makler? Die stehen am Rande ihrer Belastbarkeit. Sobald eine Wohnung inseriert wird, hagelt es in wenigen Minuten Hunderte Bewerbungen. Der Arbeitsaufwand für die Makler ist enorm – zu groß, um weitere Anfragen anzunehmen. Die Folge: Wohnungssuchende gehen leer aus, während Maklerbüros ihre Aufträge nicht mehr stemmen können.

Wohnungs-Makler am Rande der Belastbarkeit

Die Auswirkungen auf die Betroffenen sind verheerend. Menschen brechen vor Erleichterung in Tränen aus, wenn sie tatsächlich mal eine Zusage erhalten. Doch diese Momente sind selten geworden. Die Verzweiflung wächst, die Politik scheint tatenlos. Gruhn:  „Es sind Zustände, da sollten sich die Politiker schämen. Es ist einfach viel zu wenig Angebot da.“

Gruhn fordert dringend Maßnahmen: Der Wohnungsbau müsse wieder attraktiver werden. Ohne Sonderabschreibungen gehe hier gar nichts mehr. Der Wohnungsmarkt liege brach, der Neubau lohne sich einfach nicht mehr.

Die Situation ist so angespannt, dass Gruhn sogar von sozialem Sprengstoff spricht. Die Bevölkerung habe genug davon, dass nur geredet, aber nichts getan wird. Bis zur nächsten Bundestagswahl 2025 erwartet er keine Besserung. Für Wohnungssuchende bedeutet das: weiter hoffen, schnell sein und am besten Hausverwaltungen direkt anschreiben. ■