Berliner Immo-Portal

Genialer Tinder-Trick: So finden Sie Ihre Wohnung wie einen Liebespartner!

Berliner Start-up will die Wohnungssuche revolutionieren und Wohnungssuchende und Vermieter nach dem Prinzip der Dating-App Tinder zusammenbringen

Teilen
Auf einem Berliner-Immo-Portal kann man jetzt Wohnungen finden wie einen Liebhaber.
Auf einem Berliner-Immo-Portal kann man jetzt Wohnungen finden wie einen Liebhaber.Panthermedia/imago

Das Berliner Start-up Flatmatch gibt sich selbstbewusst und spricht von einer „großen Mission“: Es will die Wohnungssuche revolutionieren und Wohnungssuchende und Vermieter auf einer Plattform zusammenbringen, und zwar nach dem Prinzip der Dating-App Tinder. Kann das funktionieren?

Das Versprechen „Suchen. Finden. Wohnen.“ prunkt prominent auf der Website des Unternehmens. Die Idee klingt ja auch verlockend, schreibt die Berliner Zeitung (Bezahlschranke): Durch ein einfaches Verbinden sollen die Interessen von Mietern und Vermietern zusammengeführt werden – ähnlich wie auf Tinder, wo sich Nutzer gegenseitig „liken“ müssen, um miteinander ins Gespräch zu kommen.

Doch was auf dem Papier so innovativ klingt, entpuppt sich in der Praxis als Frustfalle für viele Nutzer. Zumindest, wenn es nach der Bewertungsplattform Trustpilot geht: Ganze 92 Prozent der Bewertungen geben Flatmatch nur einen von fünf Sternen – ein desaströses Ergebnis für ein Unternehmen, das sich als Vorreiter im Wohnungsmarkt sieht. Die restlichen acht Prozent der Nutzer sehen immerhin Potenzial und vergeben vier Sterne, doch insgesamt überwiegt die Enttäuschung.

Nun ist Trustpilot selbst natürlich nicht unbedingt „trustworthy“, also vertrauenswürdig. Von Transparenz kann bei diesem Bewertungsportal keine Rede sein. Denn wer, bitte, kontrolliert diese Firma und ihren Umgang mit Nutzerdaten?

Allerdings: Viele Wohnungssuchende berichten auch woanders von ähnlichen Erfahrungen: Auf Portalen wie Immoscout24 werden Wohnungen mit attraktiven Konditionen und guten Lagen beworben, doch auf der Flatmatch-Website sind sie schlichtweg nicht auffindbar. Wer auf eine Kontaktmöglichkeit zum Vermieter hofft, wird ebenfalls enttäuscht – stattdessen werden die Nutzer auf die Instagram-Seite des Unternehmens oder die eigene Website verwiesen.

Mit Wohnungssuche wie bei Tinder viele Daten sammeln

Aber selbst dort findet man oft keine weiterführenden Informationen. Ein Rezensent auf Trustpilot beschreibt seine frustrierende Erfahrung: Man werde von einer Plattform zur nächsten weitergeleitet, ohne dass man je an den Vermieter herankomme. Was ist er nicht sagt, ist, dass das Unternehmen, für das er Rezensionen schreibt, in Flatmatch einen natürlichen Konkurrenten sehen muss.

Das Vorgehen von Flatmatch führt bei vielen Nutzern zu dem Verdacht, dass es der Firma weniger um die Vermittlung von Wohnungen, als vielmehr um die Sammlung von Nutzerdaten geht. Natülich sammelt jede Plattform im Internet Nutzerdaten, auch Trustpilot. Offizielle Beschwerden oder rechtliche Schritte gibt es darum bisher auch nicht.

Wohnungssuche wie bei Tinder in der Kritik

Der Berliner Datenschutzbeauftragten Maike Kamp und der Berliner Mieterverein, vertreten durch Geschäftsführer Sebastian Bartels, sehen aktuell keinen Grund zur Beanstandung, raten aber zur Vorsicht. „Wenn Angebote dann nicht mehr zu finden sind, ist das enttäuschend, und der Verdacht liegt nahe, dass es dem Unternehmen um etwas anderes geht als ein Angebot zur Wohnungssuche“, warnt Bartels.

Ein Vermieter überreicht seinen neuen Mietern den Wohnungsschlüssel.
Ein Vermieter überreicht seinen neuen Mietern den Wohnungsschlüssel.Photothek/imago

Das Start-up selbst gibt sich gelassen und betont, dass es sich noch in der Aufbauphase befinde. Man arbeite daran, in Kürze neue Features zu launchen, die das Inserieren und Kommunizieren innerhalb der Community erleichtern sollen. Die Nutzer sollen sich laut Flatmatch auf Verbesserungen einstellen können. Außerdem setzt das Unternehmen weiterhin stark auf Instagram und TikTok, um seine Reichweite zu erhöhen. Doch viele Wohnungssuchende sind inzwischen skeptisch, ob sich das Start-up wirklich zu einer ernstzunehmenden Plattform entwickelt – oder ob die Idee, wie schon in der Schweiz, im Sand verläuft.

Denn Flatmatch ist keineswegs neu: Ursprünglich wurde die Plattform 2018 von einer Gruppe Schweizer gegründet, um WG-Zimmer zu vermitteln. Auch hier stand die Idee im Vordergrund, dass Nutzer anhand eines Algorithmus nach gemeinsamen Interessen „gematcht“ werden – so sollte etwa ein „Partymeter“ anzeigen, wie viel Ruhe oder Lärm in der WG erwünscht ist. Doch das Unternehmen verschwand schnell von der Bildfläche: Laut dem Schweizer Wirtschaftsinformationsdienst Moneyhouse wurde die Flatmatch GmbH 2023 in Zürich gelöscht. Nun versucht die Berliner Version der Plattform, das Konzept in Deutschland neu zu beleben – ob das gelingt, bleibt jedoch fraglich. ■