Da freut sich Berlin!

Panda-Babys da! DAS passiert mit den Bären-Zwillingen im Zoo Berlin

Panda-Mama Meng Meng sorgt zum zweiten Mal für Nachwuchs. Nackt, blind und taub: Doch die Kleinen sind nach der Geburt wohlauf. Jetzt werden sie auf der Anlage versorgt wie auf einer Klinik-Babystation.  

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Da ist schon eines der Panda-Jungtiere im Berliner Zoo.
Da ist schon eines der Panda-Jungtiere im Berliner Zoo.Zoo Berlin

Ist das eine Freude! Im Berliner Zoo brachte Panda-Mama Meng Meng (11) zum zweiten Mal Junge zur Welt. Und wieder sind es Zwillinge! So wie vor fünf Jahren, als Pit und Paule auf die Welt kamen. Dem neuen Nachwuchs von Meng Meng geht es super. Die Jungtiere sind etwa 14 Zentimeter lang und wiegen 169 Gramm und 136 Gramm. Damit sind sie etwas schwerer als einst Pit und Paule, die bei ihrer Geburt am 31. August 2019 etwa so leicht wie eine 100-Gramm-Tafel Schokolade waren.

Panda-Babys im Berliner Zoo da! „Zwillinge machen einen munteren Eindruck“

Das Panda-Team im Zoo ist überglücklich, dass es so problemlos mit den neuen Panda-Zwillingen geklappt hat. Seit Tagen haben sie sich in der Klinik auf der großen Panda-Anlage des Zoos auf die Geburt des Nachwuchses vorbereitet. Die beiden Jungtiere kamen nach 149 Tagen Tragezeit bereits am Donnerstag auf die Welt.

Um 13.03 Uhr zeigte sich das erste Baby, dann folgte fast eine Stunde später das zweite Geschwisterchen. Nach dem alle sicher waren, dass beide Panda-Jungtiere die ersten schweren Stunden ihres Lebens auch wirklich gemeistert hatten, ging der Zoo am Freitagmorgen mit der frohen Nachricht an die Öffentlichkeit.

„Ich bin erleichtert, dass die beiden gesund auf die Welt gekommen sind. Die Kleinen machen einen munteren Eindruck und Mutter Meng Meng zeigt uns allen, was das Wort ,Bärenliebe‘ bedeutet – sie kümmert sich rührend um ihren Nachwuchs“, sagt Zoo-Direktor Dr. Andreas Knieriem.

Die Panda-Babys im Zoo Berlin sind noch richtig winzig.
Die Panda-Babys im Zoo Berlin sind noch richtig winzig.Zoo Berlin

Sein Dank gilt den Tierärzten, Experten aus China und den Pflegern, die bei der Vorbereitung und der Geburt der beiden Mini-Pandas dabei waren und sich nun liebevoll rund um die Uhr um Meng Meng und ihre Babys kümmern werden. Seit Tagen war das Team für den großen Moment in Bereitschaft.

Denn Panda-Schwangerschaften sind recht kompliziert. Am 26. März kam es zwischen Meng Meng und dem Männchen Jiao Qing (14) zur Paarung. Keine leichte Aufgabe, denn die schwarz-weißen China-Bären gelten als Sex-Muffel. Zur Sicherheit wurde Meng Meng künstlich besamt.

Panda-Dame Meng Meng  wird man so für längere Zeit im Berliner Zoo nicht mehr sehen. Sie und ihre Zwillinge befinden sich nun in dem versteckten Teilen der Anlage.
Panda-Dame Meng Meng wird man so für längere Zeit im Berliner Zoo nicht mehr sehen. Sie und ihre Zwillinge befinden sich nun in dem versteckten Teilen der Anlage.Paul Zinken/dpa

Berliner Panda-Babys: Wochenlang wusste keiner im Zoo, dass Meng Meng trächtig war

Ob es geklappt hatte, wusste wochenlang niemand. Denn eine Trächtigkeit kann man bei Panda-Weibchen nicht von außen erkennen. Die befruchtete Eizelle nistet sich auch nicht sofort in die Gebärmutter des Weibchens ein. Das passiert erst dann, wenn die werdende Panda-Mütter genug Energie durch ausreichend Futter getankt hat und sich bei ihr die Hormone auf eine künftige Mutterrolle einstellen.

Erst vor zwölf Tagen kam dann die Gewissheit, dass Meng Meng in guter Hoffnung ist. Auf den Bildern einer Ultraschalluntersuchung waren deutlich die Herzschläge von zwei Jungtieren zu erkennen.

Sofort eilten die Panda-Experten in den Zoo.  Wildtier-Endokrinologin Dr. Jella Wauters von der Abteilung für Reproduktionsbiologie am Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung hatte in der Klinik der Panda-Villa ihr mobiles Labor aufgebaut. Die Wissenschaftlerin hatte bereits in verschiedenen Zoos Panda-Geburten begleitet.

Wieder Panda-Zwillinge im Berliner Zoo: Biologin sagte Geburtstermin fast exakt voraus

Sie und Meng Meng sind alte Bekannte. Denn Wauters war auch bei der Geburt von Pit und Paule dabei. Mithilfe ihrer Hormonanalysen, die sie etwa alle vier Stunden anhand von Urinproben durchführte, konnte sie das Zeitfenster für die Geburt zuletzt sehr zuverlässig vorhersagen. „Selbst mich überrascht es immer wieder, auf was für einem hohen Stand die Forschung in solchen Hormonanalyse inzwischen ist, die solche zuverlässigen Vorhersagen möglich machen“, sagt Zoo-Chef Knieriem.

Auch die Expertinnen aus der chinesischen Panda-Aufzuchtstation in Chengdu sind wieder bei Meng Meng. Ihr Wissen wird nun in den kommenden Tagen bei der Aufzucht der Zwillinge gefordert sein.

Denn auch diese ist bei Panda-Bären nicht einfach. Blind, taub und nackt kommen sie auf die Welt, so auch die beiden Babys von Meng Meng. Niedlich sieht anders aus. Es braucht Tage und Wochen, bis die beiden Jungtiere sich in süße Panda-Babys verwandeln und man auch ihr Geschlecht mit Sicherheit bestimmen kann. Bis ihnen das typische schwarz-weiße Fellchen wächst, braucht es noch viel Zeit.

Panda-Babys im Berliner Zoo: Nackt, blind und taub kamen sie auf die Welt

So sieht das zweite Panda-Jungtier aus, das gerade vom Team vermessen wird. Nackt, blind und taub kommen diese Bärchen auf die Welt.
So sieht das zweite Panda-Jungtier aus, das gerade vom Team vermessen wird. Nackt, blind und taub kommen diese Bärchen auf die Welt.Zoo Berlin

Auch bis zu dem Moment, wo die Babys wirklich mit ihren eigenen Augen das Licht der Welt erblicken können, werden Wochen vergehen. Vor fünf Jahren waren es bei Pit und Paule sechs Wochen nach der Geburt, also im November, als sich bei ihnen plötzlich die Augen öffneten. Da hatten sie auch schon das typische Panda-Fell und wogen jeweils gut zwei Kilo, waren 30 Zentimeter lang.

Aber bis dahin ist es für die neuen Berliner Panda-Babys noch ein schwerer Weg und vor allem ein Überlebenskampf. Denn normalerweise bringen Große Pandas in der freien Wildbahn nur ein Jungtier zur Welt. Aus gutem Grund: Die Weibchen können ohne Hilfe nur eines ihrer Jungen mit der kostbaren und energiereichen Muttermilch versorgen. Das schwächere Jungtier überlebt meist nicht.

Panda-Zwillinge im Berliner Zoo: In der freien Wildbahn überlebt meist ein Junges nicht

In den Zoos sieht das alles ganz anders aus. „Etwa die Hälfte aller Geburten in menschlicher Obhut sind Zwillinge“, sagt eine Zoo-Sprecherin. Und nur mit menschlicher Hilfe haben Panda-Zwillinge eine Überlebenschance.

Und so ist Panda-Kurator Dr. Florian Sicks vom Berliner Zoo froh, dass er die chinesischen Expertinnen aus der Aufzuchtstation in Chengdu an seiner Seite hat. „Bei etwa 20 Panda-Geburten im Jahr haben sie viel mehr Erfahrung und können die Entwicklung besser einschätzen“, sagt er.

Und so wenden die chinesischen Expertinnen einen Trick an, den sie schon 2019 bei Pit und Paule praktizierten, damit nun auch die neuen Berliner Panda-Zwillinge groß und stark werden. Sie werden Meng Meng quasi wieder „überlisten“, die Jungtiere in einem Rhythmus von etwa zwei bis drei Stunden abwechselnd der Mutter geben, damit sie bei ihr trinken und kuscheln können. Ansonsten werden die Mini-Pandas in einem kuschelig-warmen Inkubator liegen, wo sich das Panda-Team um sie kümmert.

Panda Babys da: Im Berliner Zoo werden sie wie auf einer Babystation einer Klinik betreut

Hinter den Kulissen sieht es in der Panda-Anlage wie auf einer Babystation in einer Klinik aus.
Hinter den Kulissen sieht es in der Panda-Anlage wie auf einer Babystation in einer Klinik aus.Zoo Berlin

In dem Gerät wurden übrigens normalerweise menschliche Babys betreut, die zu früh auf die Welt kommen. Denn den Inkubator spendeten die Berliner DRK-Klinik Westend.

Und ehrlich gesagt: Auch in den hinteren Räumen der Panda-Villa sieht es nun wie auf einer Baby-Station eines Krankenhauses aus. Kurator Sicks verrät, was dort nun in den nächsten Tagen passieren wird: „Das Team und die Kolleginnen aus China überwachen die Panda-Zwillinge im Inkubator,  überwachen die Temperaturen der Babys, messen und wiegen sie – wie man es von einer Babystation in einem Berliner Krankenhaus kennt.“

Panda-Babys im Berliner Zoo: Besucher werden sie erst kommendes Jahr sehen

Ein ganz schöner Aufwand, der dort für die neuen Panda-Babys betrieben wird. Aber er ist wichtig, wie Zoo-Chef Knieriem erklärt: „Bei weniger als 2.000 ausgewachsenen Großen Pandas im natürlichen Lebensraum, ist jedes einzelne Jungtier ein wichtiger Beitrag zum Erhalt dieser gefährdeten Tierart.“

Die kleine Panda-Familie wird nun erst einmal geschützt hinter den Kulissen des Panda-Geheges bleiben. Erst im kommenden Jahr werden Besucher sie möglicherweise bestaunen können. So viel Zeit verging jedenfalls damals auch bei Pit und Paule, bis man die Zwillinge wirklich sehen durfte.

Einzig Panda-Papa Jiao Qing wird sich weiterhin dem Zoo-Publikum Bambus fressend oder schlafend zeigen. Denn wie seine männlichen Artgenossen in der freien Wildbahn wird auch er sich nicht an der Aufzucht seiner Jungen beteiligen.