Künstliche Besamung

Panda-Paarung im Zoo: Meng Meng lockte den Liebsten wie ein Hündchen

Der natürliche Liebesakt klappte allerdings nicht so recht, mit künstlicher Besamung wurde nachgeholfen. Läuft alles gut, gibt es im Sommer bärigen Nachwuchs. 

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Panda-Dame Meng Meng im Berliner Zoo: Klappt es nun wieder bei ihr mit süßem Nachwuchs?
Panda-Dame Meng Meng im Berliner Zoo: Klappt es nun wieder bei ihr mit süßem Nachwuchs?Paul Zinken/dpa

Der erste Akt in Richtung Panda-Babys ist im Berliner Zoo vollbracht. Die China-Bären, die sonst als Sexmuffel verschrien sind, sind sich endlich näher gekommen. Allerdings hat es nicht ganz auf dem natürlichen Weg geklappt. Ein Experten-Team musste nachhelfen. Irgendwie kamen die Bären nicht so richtig in Stimmung. Dabei hatte Panda-Dame Meng Meng (10) ihren Liebsten Jiao Qing (13) so betörend mit ihren fiependen Liebestönen angelockt. Das klang, als würde ein Hündchen leise bellen.

Nachdem Pit und Paule, die mittlerweile in China sind, vor fünf Jahren in Berlin zur Welt kamen, wartet alle Welt gespannt auf neue süße Panda-Babys im Zoo. Die Vorbereitungen liefen dazu in den vergangenen Tagen auf Hochtouren. Denn jetzt ist bei den China-Bären Paarungszeit, die Anfang April schon wieder endet. Dabei kommt es vor allem auf das Timing an. Denn die große Panda-Liebe ist von kurzer Dauer. Nur bis zu 72 Stunden ist das Weibchen empfängnisbereit. Danach ist es mit der Sex-Lust bei ihr für ein Jahr vorbei.

In der Nacht zum Dienstag war offenbar der Zeitpunkt für die Liebe gekommen. Bei Meng Meng zeigten die Werte der beiden Hormone Östrogen und Progesteron die eindeutigen Kurvenverläufe an, die den Experten signalisierten, dass nun bei dem Panda-Weibchen die heiße, aber kurze Phase der Empfängnisbereitschaft ihren Höhepunkt erreicht hat.

Die Experten führen im Berliner Zoo die künstliche Besamung bei Meng Meng durch. Das Tier wurde narkotisiert. 
Die Experten führen im Berliner Zoo die künstliche Besamung bei Meng Meng durch. Das Tier wurde narkotisiert. Zoo Berlin

Zoo Berlin: Die Zeit für die Paarung war gekommen

Nachdem nun der wenige Stunden andauernde Zeitpunkt für die mögliche Fortpflanzung ausgemacht war, wollte man auch die Gelegenheit nutzen. Und so unternahmen das Fortpflanzungsteam und Pfleger in den hinteren Gemächern der Panda-Villa mehrere Versuche, dass sich Meng Meng und Jiao Qing auf natürlichem Weg paaren.

Doch irgendwie klappte es nicht. Meng Meng schien offenbar nicht in Kuschellaune zu sein. „Aufgrund ihres zweideutigen Verhaltens dem Männchen Jiao Qing gegenüber, entschied sich das Team schließlich gegen eine natürliche Paarung, um ein mögliches Verletzungsrisiko auszuschließen“, teilte eine Zoo-Sprecherin mit.

Panda-Mama Meng Meng mit ihren Zwillingen Pit (l.) und Paule beim Fressen: Das war 2021. Mittlerweile sind die Jungtiere in China.
Panda-Mama Meng Meng mit ihren Zwillingen Pit (l.) und Paule beim Fressen: Das war 2021. Mittlerweile sind die Jungtiere in China.Christoph Soeder/dpa

Daher entschied man sich für Plan B – die künstliche Besamung. Sie wurde von Prof Thomas Hildebrandt und Dr. Susanne Holtze vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) sowie den aus Chengdu angereisten chinesischen Panda-Experten durchgeführt.

„Beim Großen Panda ist die moderne Reproduktionsmedizin enorm wichtig, um die Chancen auf Nachwuchs zu erhöhen. Bei Meng Meng haben wir eine Technik genutzt, die den meisten nur aus der Humanmedizin bekannt ist: die künstliche Besamung unter Narkose“, sagt Thomas Hildebrandt, der Chef des Reproduktionsmanagements beim IZW ist.

Der Experte war schon bei der Zeugung von Pit und Paule vor fünf Jahren dabei. Allerdings hatten sich damals Meng Meng und Jiao Qing auf natürlichem Weg gepaart. Zur Sicherheit wurde aber auch 2019 eine künstliche Besamung durchgeführt.

Deutsche und chinesische Experten überwachen den Verlauf der künstlichen Besamung am Ultraschall-Gerät.
Deutsche und chinesische Experten überwachen den Verlauf der künstlichen Besamung am Ultraschall-Gerät.Zoo Berlin

Zoo Berlin: Panda-Weibchen Meng Meng wurde künstlich besamt

„In der vergangenen Woche habe ich mein Telefon nicht aus den Augen gelassen und war im ständigen Austausch mit meinen Kollegen im Zoo“, sagt Hildebrandt. „Als die Werte am Montagabend dann eindeutig waren, habe ich mich sofort auf den Weg zu den Pandas gemacht.“

Meng Meng und Jiao Qing haben die Prozedur gut überstanden und bleiben nun unter der Beobachtung der Panda-Experten. „Mein großer Dank gilt dem hervorragenden Team, das sehr professionell und unter vollem Einsatz darauf hingearbeitet hat, dass dieser kurze Moment erkannt und bestmöglich genutzt werden konnte“, sagt Zoo-Direktor Dr. Andreas Knieriem. Und er hofft, dass die „Paarung“ geklappt hat.

„Die Gewissheit über Nachwuchs beim Großen Panda erhält man erst kurz vor der Geburt. In spätestens sechs Monaten werden wir erfahren, ob es geklappt hat“, sagt Knieriem. „Was uns nun noch bleibt, ist, eine optimale Ernährung für Meng Meng sicherzustellen. Die Bären müssen sich genügend Energiereserven anlegen, damit die Trächtigkeit erfolgreich verläuft. Nur wer ein gutes Fettpolster hat, hat genügend Milch, um den Nachwuchs zu ernähren.“

Wie bei allen Bären ist es auch bei den Panda-Weibchen so, dass sich diese Tiere erst einmal eine große Menge an Kraftreserven anfressen müssen, damit sie für die Geburt und für die Aufzucht der Jungtiere gut gewappnet sind. Und so tritt bei ihnen keine sofortige Einnistung der befruchteten Eizelle in die Gebärmutterwand ein.

Panda-Nachwuchs: Es wird dauern, bis man weiß, ob die Paarung geklappt hat

Nackt und blind und nicht schwerer als eine Tafel Schokolade: So kamen die Panda-Zwillinge Pit und Paule vor fünf Jahren im Berliner Zoo auf die Welt.
Nackt und blind und nicht schwerer als eine Tafel Schokolade: So kamen die Panda-Zwillinge Pit und Paule vor fünf Jahren im Berliner Zoo auf die Welt.Zoo Berlin

Diese Phase der sogenannten Keimruhe kann mehrere Monate dauern. Erst wenn das Weibchen kräftig genug für ihre Mutterrolle ist und auch alle Bedingungen passen, setzt sich die Schwangerschaft fort und der Embryo beginnt sich zu entwickeln.

Bei Großen Pandas beträgt die Trächtigkeitsdauer daher in der Regel drei bis sechs Monate. Wenn bei Meng Meng alles gut verläuft, könnte es im Sommer Panda-Nachwuchs im Zoo geben.

Die süßen Babys sind nicht nur eine Besucher-Attraktion. Sie sichern auch den Fortbestand ihrer Art. Denn diese ist vom Aussterben bedroht. Aufgrund des Verlusts ihres natürlichen Lebensraums sind die Bestände in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen. Nur bis zu 2000 Pandas leben in China heute noch in der freien Wildbahn.

„Ohne Schutzmaßnahmen wäre der Große Panda höchstwahrscheinlich bereits ausgestorben. Die Erhaltungszucht und Erforschung dieser Art in menschlicher Obhut spielt bei der Rettung dieser Tiere eine besonders wichtige Rolle“, sagt Florian Sicks, der Säugetier-Kurator im Berliner Zoo ist. „Wir haben in den vergangenen Stunden, Wochen und Monaten unser Bestes gegeben. Jetzt bleibt uns nur noch das Daumendrücken.“ ■