Die Kinder Pit und Paule sind seit drei Monaten aus dem Haus. Für ihre Eltern die beste Gelegenheit, sich endlich wieder etwas liebevoller näherzukommen. Und der Zeitpunkt ist reif für große Frühlingsgefühle in der Panda-Villa des Berliner Zoos. Dort bereitet man sich schon eifrig auf Nachwuchs bei den China-Bären vor, für den nun Mama Meng Meng (10) und Papa Jiao Qing (13) erneut sorgen sollen.
Dabei ist es mit der Familienplanung bei den Großen Pandas so eine Sache. Schließlich sind sie als absolute Sexmuffel bekannt. Die schwarz-weißen Tiere sind nun einmal Einzelgänger, die sich stets aus dem Weg gehen. Doch einmal im Jahr, da kommen sich Weibchen und Männchen sehr nahe, wenn bei ihnen die große Liebe ausbricht. „Das ist bei den Pandas zwischen März und Anfang April der Fall“, sagt Raubtier-Kurator Dr. Florian Sicks vom Berliner Zoo dem KURIER.
Vorbereitung auf Liebesspiel bei den Pandas
Daher sind jetzt in der Panda-Villa die Vorbereitungen auch auf ein mögliches Liebesspiel zwischen Meng Meng und Jiao Qing in vollem Gange. Soll daraus erfolgreich Nachwuchs hervorgehen, darf man ja nicht den richtigen Moment der Paarung verpassen.

Frühlingsgefühle im Berliner Zoo: Nur 72 Stunden ist Panda-Mama Meng Meng in Sex-Laune
Schließlich müssen die beiden China-Bären, die in ihrer Zoo-Villa auf zwei abgesperrten Arealen getrennt voneinander leben, rechtzeitig zusammengeführt werden, damit sie sich auch wirklich paaren können. Das muss recht schnell gehen. Denn die große Panda-Liebe ist von kurzer Dauer. Nur bis zu 72 Stunden ist das Weibchen empfängnisbereit. Danach ist es mit der Sex-Lust bei ihr für ein Jahr vorbei.
Daher gilt es nun für die Experten des Zoos und des Berliner Institutes für Wildtierforschung (IZW), den Moment des Eisprungs beim Panda-Weibchen Meng Meng so genau wie möglich zu ermitteln. „Jeden Tag werden von ihr Urin-Proben genommen“, sagt Kurator Sicks. Damit kann Panda-Expertin Dr. Jella Wauters vom IZW im Labor herausfinden, wie bei Meng Meng der Anteil der Sexualhormone schon angestiegen ist.
Mit diesem Hormonprofil ist allerdings nicht der exakte Zeitpunkt der „heißen Phasen“ bei dem Panda-Weibchen feststellbar. Ein starker Anstieg der Kurve zeigt nur an, dass es dann „in zehn bis vierzehn Tagen bei Meng Meng so weit sein kann“, erklärt Zoo-Kurator Sicks. Zur Sicherheit wird auch die Menge des Kots des Panda-Weibchens untersucht. Scheidet sie immer weniger aus, „kann dies auch als ein erstes Anzeichen“ für die Empfängnisbereitschaft des Tieres gewertet werden.

Frühlingsgefühle im Zoo Berlin: Panda-Mama Meng Meng lockt mit Duftnoten und Rufen nach ihrem Liebsten
Brechen die Frühlingsgefühle bei Meng Meng richtig aus, versprüht sie Duftnoten und versucht mit lauten Rufen, Jiao Qing anzulocken. Dann wird es höchste Zeit zum Handeln. Das Paar wird sein Außengehege verlassen und in die „Liebesgemächer“ im hinteren, von Besuchern nicht einsehbaren, Teil der Panda-Villa ziehen – in abgetrennten Räumen, aber immer hübsch in Sichtkontakt, um die ersten zaghaften Liebesannäherungen zu starten.
Das Treiben der Bären wird dann von Pflegern und Experten sowie von zwei chinesischen Panda-Fachleuten genau beobachtet. Ist der richtige Moment gekommen, werden die Zugänge der „Liebeszimmer“ geöffnet – und das Liebesspiel zwischen Meng Meng und Jiao Qing kann richtig seinen Lauf nehmen.
Dabei will der Zoo allerdings nichts dem Zufall überlassen. So wie vor fünf Jahren, als die Panda-Zwillinge Pit und Paule gezeugt wurden, die seit dem 16. Dezember 2023 in China sind, soll auch bei der erneuten Paarung nachgeholfen werden. „Um auf Nummer sicher zu gehen, wird es wieder eine künstliche Besamung geben“, sagt Kurator Sicks.

Frühlingsgefühle bei den Zoo-Pandas: Auch diesmal soll mit künstlicher Besamung nachgeholfen werden
Meng Meng wird bereits seit Tagen auf ihre erneute Rolle als werdende Mutter vorbereitet. Dazu gehört, sie an die Ultraschalluntersuchungen zu gewöhnen, die notwendig werden, wenn sie schwanger ist. Pfleger zeigen ihr, wie sie sich dabei hinzulegen hat. Es ist eine Art Auffrischungstraining einer Prozedur, die Meng Meng schon vor fünf Jahren erlebte.
Manche werden sich nun fragen, was das ganze Bohei soll? Geht es dem Zoo nur darum, mit neuen süßen Panda-Babys noch mehr Besucher anzulocken? Verkehrt wäre das nicht. Schließlich war die erstmalige Geburt von Panda-Jungen in einem deutschen Zoo vor fünf Jahren zu Recht eine Sensation. Und die Besucher freuen sich garantiert, wenn nach Pit und Paule wieder neue Jungtiere in Berlin zu bewundern wären.
Aber es geht um mehr. „Um den Artenschutz, der enorm wichtig ist und an dem der Berliner Zoo mitarbeitet“, sagt Kurator Sicks. „Jedes Panda-Junge, das in einem Zoo zur Welt kommt, trägt dazu bei, für diese bedrohte Tierart zu werben und sie zu erhalten.“

Panda-Nachwuchs in Zoos dient der Rettung der bedrohten Bärenart
Denn in ihrer Heimat China leben nach jüngster Zählung nur noch 1864 Große Pandas in freier Wildbahn. Die Zerstörung ihres Lebensraumes durch den Menschen hat dazu geführt, dass diese Bären vom Aussterben bedroht sind und auf der Roten Liste der bedrohten Arten stehen. Das soll und muss sich ändern.

Dazu trägt etwa die chinesische Aufzuchtstation in Chengdu bei, in der Pit und Paule jetzt leben. Dort liegen sie gemütlich auf ihrer faulen Haut und fressen Bambus, wie Sicks berichtet. Auch sie werden dort für Nachwuchs sorgen. „Vielleicht sind es ihre Kinder und Enkel, die dann eines Tages ausgewildert werden können“, sagt Sicks.
Dass Zucht-Pandas ausgewildert werden, passiert bereits. Sicks berichtet, dass die Chinesen neben Chengdu noch eine weitere Aufzuchtstation haben. In dieser wachsen Pandas fern vom Menschentrubel auf, um dann sicher in die freie Wildbahn entlassen werden zu können. „Gerade wurde ein Tier von dort ausgewildert“, sagt der Kurator.
Wenn die Frühlingsgefühle im Berliner Zoos richtig zuschlagen und eine Paarung zwischen Meng Meng und Jiao Qing Erfolg hat, könnte in der Hauptstadt schon im Sommer süßer Bären-Nachwuchs zu sehen sein. Schön wäre es. ■