Der Berliner Senat will, aber wahrscheinlich wird er nicht dürfen. Der Express-Abriss des Jahnstadions wird wohl nach dem „Spatzen-Urteil“ nicht vor Oktober 2025 vollendet werden. Der Verein Naturfreunde Berlin arbeitet bereits mit allen legalen Tricks daran. Und er scheint Recht zu bekommen.
Das Tauziehen um das Berliner Jahnstadion geht in die nächste Runde, berichtet der „Tagesspiegel“ (Bezahlschranke). Nachdem das Verwaltungsgericht den Abriss der alten Arena wegen unzureichenden Artenschutzes gestoppt hatte, plant der Senat nun, das Urteil durch eine verbesserte Strategie zu kippen. Der politische Druck ist groß. Aber Umweltaktivisten wittern ein fragwürdiges Manöver, das kaum Erfolgsaussichten hat.
Der Abriss der maroden 20.000-Zuschauer-Arena aus DDR-Zeiten, der im Oktober begonnen hatte, liegt seit der Gerichtsentscheidung auf Eis. Frühestens im Oktober 2025 könnten die Arbeiten fortgesetzt werden, denn das Gericht hatte bemängelt, dass notwendige Ausgleichsmaßnahmen wie Brutplätze für Spatzen nicht rechtzeitig umgesetzt worden waren.
Laut Bundesnaturschutzgesetz müssen solche Maßnahmen vor Beginn der Bauarbeiten abgeschlossen und ihre Wirksamkeit überprüft sein – ein Prozess, der mindestens eine Brutperiode in Anspruch nimmt.
Vier Millionen Euro für den Rückbau des Jahnstadions
Trotz dieser Hürden hatte die schwarz-rote Koalition in Berlin am Montag beschlossen, vier Millionen Euro für den Rückbau im kommenden Jahr bereitzustellen. Um diese Mittel nutzen zu können, will die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ein neues Artenschutzkonzept vorlegen und einen Abänderungsantrag beim Verwaltungsgericht einreichen.
Mit Unterstützung der Naturschutzbehörden sollen die Zweifel des Gerichts ausgeräumt werden. Doch Kritiker halten den Plan für ambitioniert – und rechtlich fragwürdig.

Der Verein Naturfreunde Berlin, der den Abriss-Stopp vor Gericht erstritten hatte, zeigt sich empört. Die geplante Vorgehensweise sei ein Taschenspielertrick, um geltendes Recht zu umgehen, so der „Tagesspiegel“. In einer scharfen Stellungnahme warnen die Naturschützer davor, dass der Senat mit seinem Vorstoß erneut gegen den Artenschutz verstoßen könnte.
Pläne für den neuen Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg sind ehrgeizig
Besonders die vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen, wie die Bereitstellung von Brutplätzen für Vögel, seien nach wie vor nicht ausreichend umgesetzt worden.
Ein Blick ins Urteil des Verwaltungsgerichts zeigt: Die Richter hatten explizit darauf hingewiesen, dass die Zeiträume für die Umsetzung der Maßnahmen eingehalten werden müssen.
Ersatz-Brutplätze für Spatzen seien nicht nur spät installiert worden, sondern zeigten bislang kaum Wirkung. Experten der Naturschutzbehörden bestätigen, dass solche künstlichen Nisthilfen oft schlecht angenommen werden.
Die Pläne für den neuen Jahn-Sportpark im Prenzlauer Berg sind ehrgeizig. Bis zu 300 Millionen Euro soll das Projekt kosten, wobei die Regierung hofft, die Summe auf 250 Millionen Euro zu drücken. Allein das neue Stadion, das auch für Zweitligafußball tauglich sein soll, schlägt mit geschätzten 188 Millionen Euro zu Buche. Aber es könnte alles auch deutlich teurer werden, je nachdem, wie lange die Bauarbeiten dauern.
Wie auch immer: Vor dem Neubau steht der Abriss – und der ist weiter ungewiss. Selbst wenn der Senat bis Februar 2025 alle notwendigen Maßnahmen umsetzen kann, bleibt der Startschuss für den Abriss an die Brutperiode der Tiere gekoppelt. Diese dauert von März bis September. Realistisch betrachtet kann der Abriss also frühestens im Oktober 2025 wieder anlaufen. ■