Krankenhausreform

UPDATE ++ Erste Klinik in Berlin macht dicht! Zehntausende Patienten betroffen

Wegen der Krankenhausreform muss in Berlin eine DRK-Klinik schließen. Während andere Kliniken profitieren, haben Patienten das Nachsehen.

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Das DRK-Klinikum in Berlin-Gesundbrunnen muss wohl schließen.
Das DRK-Klinikum in Berlin-Gesundbrunnen muss wohl schließen.Schöning/imago

Ein medizinischer Notstand bahnt sich in Berlin an. Mitten in der Hauptstadt soll erstmals eine Klinik dem radikalen Kahlschlag der umstrittenen Krankenhausreform des Bundes zum Opfer fallen.

Nach exklusiven Informationen wird die DRK-Klinik in der Drontheimer Straße im Bezirk Mitte (Ortsteil Gesundbrunnen) ab 2026 keine stationäre Versorgung mehr bieten. Die Pläne, die einer Kapitulation gleichkommen, stammen laut „Tagesspiegel“ (Bezahlschranke) von der Führungsspitze der DRK-Kliniken und könnten ein dunkles Kapitel für die Gesundheitsversorgung in der Region einläuten.

Die DRK-Kliniken haben offenbar vor, den traditionsreichen Standort in ein Ärztehaus, ein Gesundheitszentrum oder gar ein Pflegeheim umzufunktionieren. Eine Klinik, die bislang 260 Betten, mehr als 400 Arbeitsplätze und eine vielgenutzte Notaufnahme bietet, wird schlichtweg umfunktioniert.

Vonseiten der DRK Kliniken Berlin hieß es am Montagmittag, es sei geplant, in den nächsten Jahren die Standorte Westend und Mitte zusammenführen. Zahlreiche renommierte Bereiche wie die Lungenheilkunde und Thoraxchirurgie, die Gefäßmedizin und die Palliativmedizin sollen zukünftig als neue Stationen vom gemeinsamen, größeren Standort am Spandauer Damm erbracht. Die dafür notwendigen Umbauarbeiten werden voraussichtlich 2026 beginnen.

„Mit der Krankenhausreform setzt sich ein Trend der letzten Jahre in der Krankenhauslandschaft fort: Es gilt Angebote zu bündeln, die Spezialisierung voranzubringen und neue ambulante Möglichkeiten zu schaffen. Indem wir aktiv den notwendigen Änderungsprozess angehen, können wir diesen gestalten und eigene Akzente setzen. So schaffen wir eine stabile Zukunftsperspektive, sichern langfristig Arbeitsplätze und eine qualitativ hochwertige Versorgung der Berlinerinnen und Berliner“, erklärte Dr. Christian Friese, Vorsitzender der Geschäftsführung der DRK Kliniken Berlin.

Über 35.000 Patienten, die jährlich in der Branche liebevoll „Dronte“ genannten Klinik versorgt werden, müssen sich also künftig umorientieren. Ein Teil der Stationen soll ins Westend verlegt werden – angeblich eine Fusion, wie der Träger, die DRK-Schwesternschaft, erklärt. Doch was bedeutet das wirklich für die Patienten? Ein klares Zeichen des Rückzugs aus Gesundbrunnen!

Die Klinik im Westend, die immerhin fast doppelt so groß ist, und die Einrichtung in Köpenick sollen das Desaster abfedern. Doch ist das wirklich realistisch? Auch wenn laut Klinikleitung Entlassungen vermieden werden sollen, dürfte es für das Personal ein banges Zittern um die berufliche Zukunft geben.

Überlastete Notaufnahmen und langen Wartezeiten in den Kliniken

Besonders heikel: Das DRK schließt in seinem Westender Krankenhaus bereits jetzt die Kinderchirurgie, und das alles im vorauseilenden Gehorsam gegenüber Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Während Berlins Senat noch keinen Krankenhausplan verabschiedet hat, lässt man in Gesundbrunnen schon die Axt an die Grundversorgung legen.

Der vermeintliche Reformkurs sieht vor, kleine Kliniken entweder zu schließen oder zusammenzulegen – angeblich zugunsten spezialisierter Einrichtungen. Aber wer profitiert davon wirklich? Berlins Gesundheitsversorgung, ohnehin bekannt für überlastete Notaufnahmen und langen Wartezeiten, wird weiter ausgedünnt, während große Kliniken wie der Virchow-Campus der Charité scheinbar die Versorgungslast schultern sollen.

Viele Krankenhausbetten werden bald nicht mehr benötigt.
Viele Krankenhausbetten werden bald nicht mehr benötigt.Panthermedia/imago

Deutschland besitzt zwar viele Krankenbetten, aber von einer herausragenden Versorgung kann längst keine Rede mehr sein. Die angeblich gewollte Schließungswelle zeigt: Gesundheitspolitik wird auf dem Rücken der Patienten ausgetragen.

53 Plankrankenhäuser gibt es noch in Berlin

DRK-Geschäftsführer Christian Friese gibt zu, dass Dutzende Krankenhäuser schon Insolvenz angemeldet haben, und nennt das Ergebnis politisch gewollt. Kliniken, die einst Garanten für flächendeckende Versorgung waren, geraten nun in den Würgegriff von Standards und Leistungsgruppen, die kleine Häuser schlichtweg nicht mehr erfüllen können, so der „Tagesspiegel“.

Die Lage der Mitte-Klinik macht sie zur leichten Beute: Nur 500 Meter entfernt liegt das größere Jüdische Krankenhaus, und der Virchow-Campus ist ebenfalls nicht weit. Bedeutet wohl, dass Gesundbrunnen künftig keine wohnortnahe medizinische Versorgung mehr zu bieten hat. Patienten werden auf längere Wege, überfüllte Stationen und eine unerträgliche Wartezeit vorbereitet – und das alles unter dem Deckmantel der Reform.

53 Plankrankenhäuser gibt es in Berlin. Wie viele davon bis 2027 noch existieren werden, ist die große Frage. Bis Berlins Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) ihren neuen Plan endlich vorlegt, bleibt nur ein Gefühl: tiefe Verunsicherung.

Die Krankenhausreform, die seit Jahresbeginn in Kraft ist, hinterlässt nichts als Wirrwarr. Während die Bundesregierung auf kalte Effizienz setzt, zahlen Patienten und Beschäftigte einen hohen Preis. Das Krankenhaussterben hat begonnen – und Gesundbrunnen ist in Berlin der Anfang. ■