Mit 30-jähriger Verspätung

Endlich in 23 Minuten zum BER! Dresdner Bahn nimmt Fahrt auf

16 Minuten schneller als bisher sollen Berliner und Touristen vom Hauptbahnhof zum Hauptstadtflughafen kommen. Dafür musste eine alte Bahnstrecke reaktiviert werden. Und das dauerte ewig.

Author - Berliner KURIER
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Der Airport-Express: Derzeit braucht er laut Fahrplan fast 40 Minuten vom Berliner Hauptbahnhof zum BER. Das wird mit der Dresdner-Bahn-Strecke um 16 Minuten schneller.
Der Airport-Express: Derzeit braucht er laut Fahrplan fast 40 Minuten vom Berliner Hauptbahnhof zum BER. Das wird mit der Dresdner-Bahn-Strecke um 16 Minuten schneller.Rüdiger Wölk/imago

In Berlin geht es bald ganz schnell zum Hauptstadtflughafen BER. Vom Hauptbahnhof zum Airport in Schönefeld in nur 23 Minuten – das klingt mega! Möglich macht es eine alte Bahnstrecke, die die Deutsche Bahn neu aktiviert. Die Rede ist von der „Dresdner Bahn“, die nun Fahrt aufnehmen soll – allerdings mit etwa 30 Jahren Verspätung!

Die legendäre Bahnstrecke, auf der von 1875 bis 1952 Züge aus Dresden zum Anhalter Bahnhof dampften – bis die Deutsche Reichsbahn der DDR diesen Verkehr nach West-Berlin einstellte. Nun erlebt sie demnächst ihr Comeback. Allerdings führt sie dann durch den Nord-Süd-Tunnel zum Hauptbahnhof. Wenn die Dresdner Bahn zur Verfügung steht, sparen die Züge nach Zossen, Dresden, Prag und Chemnitz den heutigen Umweg über Lichterfelde Ost. Und das macht auch die Fahrt zum BER deutlich schneller.

Denn der Flughafen-Express (FEX) wird auf der neuen Strecke verkehren. Im 15-Minuten-Takt werden die roten Doppelstockzüge von DB Regio zum Airport fahren. Vom Hauptbahnhof zum BER sind sie laut Plan 23 Minuten unterwegs, was im Gegensatz zu heute eine Beschleunigung um 16 Minuten darstellt. Auch der neue Regionalexpress RE20 (Berlin–Lübbenau–Cottbus) wird diese Route nehmen.

23 Minuten schneller mit der Bahn zum BER: Ab wann geht es los?

Und wann geht es los? Mhmm – da muss man noch etwas warten. Die Eröffnung des Neubauabschnitts der Dresdner Bahn ist zum Fahrplanwechsel am 14. Dezember 2025 geplant, sagte eine Bahnsprecherin der Berliner Zeitung. „Dem steht nichts entgegen.“ Sie bestätigt, dass erste Testfahrten bereits stattfinden.

„Die ersten Abnahmefahrten, zum Beispiel für die Funktechnik, sind am Wochenende 21./ 22. Juli erfolgt. In den kommenden Monaten wird es noch unterschiedliche Mess- und Abnahmefahrten geben, um die Nachweise für die Inbetriebnahme im Dezember zu bekommen“, so die Sprecherin. Soll ja auch alles sicher auf der neuen Dresdner-Bahn-Strecke verlaufen, damit es auf den Gleisen zügig vorangehen kann.

An der Überführung Buckower Chaussee: Bauarbeiter kontrollieren auf der neuerbauten Strecke der Dresdner Bahn die Gleise.
An der Überführung Buckower Chaussee: Bauarbeiter kontrollieren auf der neuerbauten Strecke der Dresdner Bahn die Gleise.Markus Wächter/Berliner KURIER

Und das erfordert auch noch ein paar Sperrungen auf einer Parallel-Strecke, wenn auf der Dresdner Bahn die Sicherungstechnik angepasst wird. Betroffen ist die Anhalter Bahn, auf der Züge nach Ludwigsfelde, Jüterbog, Leipzig und Halle (Saale) verkehren. „Gemäß dem Sperrpausenkonzept bleibt es bei der Sperrung der Anhalter Bahn ab 24. September 2025“, bestätigte die Bahn.

Ab 23. Oktober 2025 wird der gesperrte Abschnitt verlängert, dann wird auch der Bahnhof Südkreuz abgehängt – fast zwei Monate lang. Die S-Bahn fährt weiter.

Solche Bauarbeiten nimmt man als Berliner schon fast gelassen in Kauf. Viel schlimmer ist es, dass die Dresdner-Bahn-Strecke erst mit 30 Jahren Verspätung ihr Comeback feiern kann. Darüber ärgert sich auch  Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Berlin.

Ärgerlich: Darum kommt Dresdner Bahn mit fast 30 Jahren Verspätung

„Die Dresdner Bahn ist ein Negativbeispiel dafür, wie so etwas nicht laufen dürfte“, kritisiert der DB-Manager. Das Projekt zeige, wie schwierig es in Deutschland sein kann, Infrastruktur zu erweitern. Das Vorhaben habe sich vor allem deshalb verzögert, weil das Land Berlin, damals noch in anderer politischer Konstellation, auf der Bremse stand.

Denn der Neubau der 16,2 Kilometer Strecke (Kostenschätzung: derzeit 560 Millionen Euro) war mit zwei Gleisen für Regional- und Fernzüge, einer Kurve zum Berliner Außenring, Fahrleitungen, Signalen, an sich kein Problem. Keine Bahnhöfe, keine Tunnel.

Alexander Kaczmarek -Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für Berlin
Alexander Kaczmarek -Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für BerlinVolkmar Otto

1997 sollte das Projekt beginnen, 2002 sollte die Trasse fertig sein. Auch schon mit dem Abzweig zum BER, der sich damals als Mega-Pannenobjekt erwies. Trotzdem wurde der Flughafen früher  als die neue alte Dresdner Bahn fertig. Auf dieser wurde noch 2020 gearbeitet, als auf dem neuen Hauptstadt-Airport endlich der Flugbetrieb begann.

Nun steht auch die Dresdner Bahn vor ihrem erneuten Betrieb. Auf ihr soll man von Berlin aus sogar in 99 Minuten nach Dresden kommen. Zum Vergleich: Die Fahrzeit im aktuellen Fahrplan zwischen Berlin Hauptbahnhof und Dresden Hauptbahnhof beträgt zwei Stunden und eine Minute für die Intercity-Linie und eine Stunde und 50 Minuten für die Eurocitys.