Von wegen nasskalter Herbst. Auch in dieser Woche scheint fast täglich die Sonne, sagt der Wetterbericht Temperaturen von bis zu 11 Grad voraus, Regen macht ein Bogen um Berlin. Gute Nachrichten für die Berliner, schlechte Nachrichten für die Berliner Parks. Denn das schöne, sonnige Herbstwetter zieht die Berliner raus – vor allem in die Parks, die Tag für Tag weiter vermüllt werden. Auch Strafen schrecken nicht ab. Doch warum sind die Parks in anderen Metropolen sauberer?
Der Hauptstädter scheint eine Papierkorb-Allergie zu haben: Leere Flaschen, Pizzaschachteln und Zigarettenkippen türmen sich. Oft mitten im Park, manchmal aber auch lässig neben die Papierkörbe, egal ob voll oder leer, geworfen. Natürlich ist das nicht erlaubt, und natürlich gibt es dafür Strafen. Im Bußgeldkatalog. Doch 35 Euro scheinen niemanden abzuschrecken. So viel muss zahlen, wer „unbedeutende Produkte“ wie Pizzakartons, Bananenschalen oder Pappgeschirr einfach in die Botanik schmeißt.
In London: Fallenlassen von Zigarettenstummeln kostet 150 Pfund
„Muss“ müsste aber „müsste“ heißen. Denn nur selten sieht man Mitarbeiter vom Ordnungsamt durch die Parks streifen – und noch seltener trauen sie sich an größere Menschengruppen heran, die naturgemäß für den größten Müll sorgen. Fazit: Zu geringe Strafen, zu wenig Kontrollen.
Da sieht es zum Beispiel im Central Park in New York City anders aus. Zum einen genießen die Park-Cops hier mehr Respekt, zum anderen tun die Strafen dort richtig weh. Beim ersten Müllvergehen zahlt der Umweltsünder für das Liegenlassen von Abfall („Littering“) 100 Dollar Strafe, beim zweiten Mal 250 Dollar, beim dritten Vergehen 350 Dollar. In den Londoner Parks muss man sogar für das Fallenlassen von Zigarettenstummeln blechen. Bis zu 150 britische Pfund. Durch Österreichs Hauptstadt Wien streifen sogar es 40 hauptberufliche Waste-Watcher (Abfallbeobachter), die in Dienstkleidung und in Zivil unterwegs sind. Seit deren Gründung 2008 konnte ein deutlicher Rückgang an Sauberkeitsvergehen festgestellt werden, berichtet die Stadt.

In Wien gibt regelmäßig Aktionen mit der Polizei Aktionen, bei denen Hundebesitzer zur Leinen- und Maulkorbpflicht sowie der Verpflichtung zur Beseitigung von Hundekot informiert werden. „Uns ist wichtig, dass wir nicht nur strafen, sondern auch positiv bestärken. Die Waste-Watcher sind mit Goodies ausgestattet, die an Personen ausgeteilt werden, die sich an die Regeln halten“, sagt der Chef der Wiener Waste-Watcher.
Dreck und Müll in den Parks: Gibt es in Berlin zu wenig Abfalleimer
Auch wichtig: In Wien gibt 21.000 öffentliche Abfalleimer. In Berlin sind es zwar 6000 mehr – das aber bei fast doppelt so vielen Einwohnern. Nicht einmal 10 Prozent dieser Behälter sind in Berlin in den Parks angebracht, wie die Berliner Zeitung schreibt. Das geht aus einer Antwort der Senatsverwaltung für Umwelt auf eine kleine Anfrage der Linken hervor. Nur insgesamt 2401 der 26.927 Papierkörbe und Abfalltonnen sind in den Parkanlagen Berlins zu finden.
Manchmal helfen schon kleine Tricks, um der Müllflut Herr zu werden. Vor ein paar Jahren führte der dänische Verhaltensexperte Pelle Guldborg Hansen von der Universität Rosklide mit seinen Studenten eine Studie durch: Er verteilte in Kopenhagen Süßigkeiten an Passanten – zuerst ohne, dann mit auf den Boden geklebten Fußspuren, die zum nächsten Mülleimer führten.

In Kopenhagen: Hinweiszeichen führen zum Papierkorb
Überraschendes Ergebnis: Die Hinweiszeichen auf dem Boden verringerten den außerhalb von Mülleimern gefundenen Müll um 46 Prozent. Die Stadt Kopenhagen verfügt seitdem über neongrüne Fußstapfen zu den Mülltonnen, das Konzept wurde auch in anderen Ländern übernommen.
Aber es geht immer auch um Geld. Wer wenig zahlt, erntet eine vermüllte Stadt. Im Vergleich zur Fläche gibt Kopenhagen etwa das Doppelte an Geld aus, um die Parks sauber zu halten. Ergebnis: Kopenhagen wird von Touristen oftmals als extrem sauber wahrgenommen.

In Berlin erschwert das Kleinklein der Verwaltung die richtige Organisation. In der deutschen Hauptstadt entfällt die Zuständigkeit auf die zwölf verschiedenen Bezirksämter. In wenigen Fällen hat sich die Berliner Stadtreinigung den Grünflächen angenommen, wo es dann besser funktioniert: Doch aktuell kümmert sich die BSR nur um 237 von insgesamt 2500 Grünflächen in Berlin. ■