Friedrichshain

Abriss gestoppt: Warum das SEZ jetzt wieder strahlt und Berlin streitet

Protest am SEZ: Bürgerinitiative kämpft gegen Abriss. Bunte Aktion und Demo bringen den DDR-Bau zurück ins Rampenlicht.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Susanne Lorenz von der Bürgerinitiative macht sich gegen den Abriss des SEZ stark.
Susanne Lorenz von der Bürgerinitiative macht sich gegen den Abriss des SEZ stark.Norbert Koch-Klaucke/Berliner KURIER

Das Sport- und Erholungszentrum glänzt endlich wieder. Die Bürgerinitiative „SEZ für alle“ lässt die Fassade des einstigen DDR-Spaßbades kunterbunt erstrahlen, das Bausenator Christian Gaebler (SPD) lieber heute als morgen abreißen will. Grund der „Farbaktion“ ist die Demo „Feuer und Flamme für das SEZ“, die am Freitagabend (5. Dezember) stattfindet. Bis zu 200 Menschen sind gekommen, die den Erhalt des legendären DDR-Gebäudes fordern.

Bei der Demo am SEZ gibt es auch wieder „Medizin nach Noten“

Dabei ist auch Karl Heinz Wendorff (78). Der Kult-Moderator des DDR-Fernsehens lässt extra seine Sendung „Medizin nach Noten“ an der Kreuzung Landsberger Allee/Danziger Straße aufleben. Mit ein paar Sportübungen macht der einstige SEZ-Hausmoderatoren die Demo-Teilnehmer warm.

Dabei ist die Stimmung vor dem SEZ schon genug aufgeheizt. Vor einer Woche hatte der Abriss am SEZ begonnen – ohne Vorankündigung. Der KURIER berichtete exklusiv. Erst wurden Teile des Außenbeckens des DDR-Spaßbades abgerissen. Einen Tag später machte der Bagger weiter. In einem oberen Teil des SEZ klafft ein Loch, als wäre dort eine Bombe eingeschlagen.

Für Anwohner ist klar, was da passiert. Das SEZ wird abgerissen, so wie es Bausenator Gaebler und die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM wollen. Susanne Lorenz von der Bürgerinitiative „SEZ für alle“ sagt: „Hier sollen vor den Wahlen in kommenden Jahr Fakten geschaffen werden, schließlich sind viele Berliner Abgeordnete dafür, das SEZ ganz oder teilweise zu erhalten.“

Protest am SEZ: Rund 200 Menschen demonstrierten am Abend gegen den Abriss des einstigen DDR-Spaßbades.
Protest am SEZ: Rund 200 Menschen demonstrierten am Abend gegen den Abriss des einstigen DDR-Spaßbades.Norbert Koch-Klaucke/Berliner KURIER

Die Frage stellt sich derzeit: Gab es überhaupt eine Genehmigung für das Wüten des Abriss-Baggers am SEZ? Der Bezirksbaustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg, Florian Schmidt (Grüne), hat dazu eine klare Meinung. „Der teilweise Abriss von baulichen Anlagen wurde ohne die erforderliche bauaufsichtliche Genehmigung begonnen“, sagte er dem KURIER.

Schmidt erließ einen Abriss-Stopp, die Arbeiten könnten jetzt sogar Monate lang ruhen. Eine Maßnahme, die nun Bausenator Gaebler auf die Barrikaden bringt. Im Abgeordnetenhaus machte er auf der Parlamentssitzung den SEZ-Befürwortern eine deutliche Ansage. Gaebler lehnt eine erneute Diskussion über die Zukunft des DDR-Baus ab.

Bausenator Gaebler wettert gegen SEZ-Befürworter

„Die Frage ist: Möchte ich an dieser Stelle ein Spaßbad wiederherstellen und betreiben?“, sagte der Bausenator. Oder wolle man dort wie geplant gut 500 Wohnungen und eine Schule bauen. Seine Priorität liege klar auf dem Wohnungsbau.

Gaebler kritisierte Abgeordnete von Linke und Grünen, die einen Abriss des SEZ skeptisch sehen. Der Senator warf ihnen vor, den Bau neuer Wohnungen immer wieder zu hinterfragen und zu verzögern. „Wir müssen das irgendwann mal umsetzen.“ Gaebler verschweigt: Auch Abgeordnete aus den Regierungsparteien CDU und SPD sehen den Abriss ebenfalls kritisch, wollen das SEZ erhalten.

Auf Plakaten forderten die Demonstranten den Abriss-Stop beim SEZ.
Auf Plakaten forderten die Demonstranten den Abriss-Stop beim SEZ.Norbert Koch-Klaucke/Berliner KURIER

Kritik an der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft WBM, die mit dem Abriss anfing, wies Gaebler zurück. Eine Abrissgenehmigung sei auch nicht nötig gewiesen. Die WBM argumentierte, es habe sich nur um Vorbereitungen für den künftigen Abriss gehandelt, der Abriss-Stopp sei daher völlig unnötig.

Baggerarbeiten am SEZ sollen gar kein Abriss sein

Der Bausenator haut in die gleiche Kerbe – die Bagger-Arbeiten am SEZ sind kein Abriss. „Die WBM wird dort nach Recht und Gesetz handeln“, sagte Gaebler. Wenn es dort Missverständnisse gegeben habe, dann lasse sich das aufklären. Die Wohnungsbaugesellschaft sei dazu mit der Bauaufsicht im Gespräch. Die Demo-Teilnehmer sind sauer auf das Gebaren des Bausenators. „Gaebler will keine erneute Debatte zum Thema SEZ – das ist doch lachhaft“, sagt Susanne Lorenz von der Bürgerinitiative. „Er hat doch bisher mit uns und anderen SEZ-Befürworten noch nie geredet.“

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