Der Abrissbagger wütet zwar wieder am Sport- und Erholungszentrum. Doch der Kampf ist noch lange nicht entschieden. Zwei Berliner Umweltverbände wollen jetzt gegen den Abriss des SEZ vor Gericht ziehen. Bei dem juristischen Feldzug zur Rettung des DDR-Spaßbades wenden sie und ein Anwalt einen Trick aus dem Westen an.
Sie sind zu allem entschlossen: Carl Waßmuth vom Verband Gemeingut in BürgerInnenhand, der seit zehn Jahren um den Erhalt des SEZ kämpft, und Uwe Hiksch vom Verein Naturfreunde Berlin, der vergangenes Jahr mithilfe von Spatzen-Brutplätzen den Abriss des Jahnstadions kurzzeitig stoppen konnte.
Nun machen die beiden Herren in Sachen SEZ gemeinsame Sache. Sie wollen die Abrisspläne von Bausenator Christian Gaebler (SPD) stoppen, der auf dem Areal 680 neue Wohnungen bauen lassen will – und zwar schon im nächsten Jahr.
„Das SEZ war kein Bonzen-Bau, den man so einfach plattmacht“
Dafür könne man aber nicht so einfach das SEZ plattmachen. „Es war kein Bau für die Bonzen in der DDR, sondern er wurde als Sportpalast für die Bevölkerung errichtet, ist so zu einem gesellschaftlichen Gemeingut geworden“, sagt Gemeingut-Vorstand Waßmuth. „Aus geschichtlicher, architektonischer und städtebaulicher Sicht muss das SEZ unter Denkmalschutz gestellt werden.“

Doch genau das will das Landesdenkmalamt, das dem Abriss-Bausenator untersteht, nicht. „Daher sind wir wild entschlossen, diesen Denkmalschutz jetzt juristisch einzuklagen, um so den Abriss des SEZ zu stoppen“, sagt Naturfreunde-Vorstand Hiksch. „Denn unser Interesse gilt nicht nur dem Artenschutz. Der Schutz des kulturellen Erbes ist ebenfalls Umweltschutz.“
So steht es jedenfalls in einem Urteil, mit dessen Hilfe der Berliner Rechtsanwalt Benno Reinhardt die SEZ-Klage vorbereiten will. Bisher konnten Umweltverbände in Abrissverfahren nicht klagen. Doch 2024 ließ das Verwaltungsgericht Ansbach (Bayern) einen Naturschutzverband als Kläger zu, der den Abriss einer Radrennbahnarena verhindern wollte.

Dabei ging es um eine der ältesten Radsportstätten Deutschlands, die Radrennbahn im Nürnberger Stadtteil Reichelsdorfer Keller. Gegen den Abriss der 1904 erbauten Arena zog unter anderem das Denkmalnetz Bayern vor Gericht, erkämpfte dort die Zulassung als Kläger.
Sportarena aus dem Westen macht Klage fürs SEZ möglich
Den Abriss der Sportstätte für den Bau von 200 Wohnungen konnte der Verein zwar nicht verhindern. Dennoch kann die Radrennbahn im Westen Deutschlands möglicherweise helfen, das SEZ im Osten Berlins zu retten. „Dank des Falles vor dem Verwaltungsgericht Ansbach können nun die Umweltverbände vor dem Verwaltungsgericht ihre Klage gegen den Abriss des DDR-Baus einreichen“, sagt Anwalt Benno Reinhardt.

Die Herren von den Umweltverbänden haben eine klare Vorstellung, wie der Prozess enden soll: Die Richter sprechen sich gegen einen Abriss des SEZ aus mit der Begründung, dass das DDR-Spaßbad ein Denkmal sei. „Dann würde das Gericht das SEZ unter Denkmalschutz stellen“, sagen Waßmuth und Hiksch.
Doch erst einmal muss die Klage eingereicht werden. Anfang Januar 2026 könnte es so weit sein. Geprüft wird auch noch, ob ein Eilverfahren angestrengt wird, damit es zu keinen Abrissarbeiten kommt, solange das Gerichtsverfahren läuft.



