Bausenator unter Druck

DDR-Ikone: Berlins Denkmalschutz-Chef plötzlich gegen SEZ-Abriss

Überraschende Wendung in der SEZ-Debatte: Landeskonservator Christoph Rauhut stellt sich gegen Abriss-Senator Christian Gaebler (SPD).

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Er ist Berlins oberster Denkmalschützer: Jetzt ist auch er gegen den  Abriss des einstigen DDR-Spaßbades SEZ.
Er ist Berlins oberster Denkmalschützer: Jetzt ist auch er gegen den Abriss des einstigen DDR-Spaßbades SEZ.Jürgen Heinrich/imago

Unter Schutz stellen lassen – das wollte er nicht. Aber das SEZ plattmachen – das will Berlins oberster Denkmalschützer jetzt offenbar auch nicht. Landeskonservator Christoph Rauhut (41) sprach jetzt deutliche Worte zum Erhalt des einstigen DDR-Spaßbades an der Landsberger Allee in Berlin-Friedrichshain.

Herbe Kritik von Berliner Bürgerinitiativen, Politikern und Architekten musste er sich bisher gefallen lassen. Landesdenkmalamtschef Rauhut, dessen Behörde es Ende September zum wiederholten Mal ablehnte, das Sport- und Erholungszentrum unter Denkmalschutz zu stellen.

Damit machte er den Weg zum SEZ-Abriss frei, der Ende November begann (KURIER berichtete exklusiv). Denn Bausenator Christian Gaebler will das DDR-Spaßbad nicht erhalten, sondern auf dem Areal über 550 neue Wohnungen errichten. Man wunderte sich also nicht, dass der ihm untergebene oberste Berliner Denkmalschützer samt seiner Behörde das SEZ nicht unter besonderen Schutz stellte.

Für Ärger sorgte die Entscheidung vor allem beim Landesdenkmalrat. In dem Gremium sind Architekten, die die Behörde des Bausenators beraten. Es hatte bereits im Sommer vorgeschlagen, das SEZ aufgrund seiner historischen Bedeutung und Einmaligkeit als DDR-Bau unter Denkmalschutz zu stellen.

Abrissarbeiten am SEZ
Abrissarbeiten am SEZPressefoto Wagner

Nun macht Berlins oberster Denkmalschützer eine erstaunliche Kehrtwendung, die der Debatte um den SEZ-Erhalt neuen Auftrieb geben wird. Grund sind seine jüngsten Äußerungen im RBB.

Landesdenkmalamtschef: „Man muss das SEZ nicht abreißen“

In dem Beitrag ging es um den Erhalt von DDR-Bauten in Berlin. Rauhut sagt einen entscheidenden Satz: Bei der erneuten Prüfung des SEZ sind seine Behörde und er zwar „zu dem Ergebnis gekommen, dass es kein Denkmal ist. Insbesondere, weil es im Innern schon weitgehend fast zerstört ist. Was aber nicht heißt, dass man es abreißen muss. Wir sagen nur, es hat nicht diesen besonderen Schutzstatus als Denkmal.“

Damit fällt Berlins oberster Denkmalschützer seinem Dienstherrn, dem Bausenator, gewaltig in den Rücken. Noch vor Tagen hatte Gaebler im Berliner Landesparlament gewettert, dass vor allem Abgeordnete der Linken und Grünen den Abriss des SEZ skeptisch sehen und damit den Bau neuer Wohnungen verzögern.

Bausenator Christian Gaebler (SPD) bekommt jetzt auch Kritik aus der eigenen Behörde.
Bausenator Christian Gaebler (SPD) bekommt jetzt auch Kritik aus der eigenen Behörde.dts Nachrichtenagentur/imago

Mit Rauhuts Worten wird klar: Auch in Gaeblers eigener Behörde hinterfragt man jetzt die Entscheidung des Bausenators zum SEZ-Ariss. Damit ist es nur eine Frage der Zeit, dass auch deutliche Kritik aus den Reihen der SPD-Fraktion kommen wird.

Zurzeit kämpft Gaebler gegen das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg. Dessen Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) hatte wegen der Bagger-Arbeiten am SEZ einen Abrisstopp verhängt. Grund: Die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM, die die Baggerarbeiten durchführen ließ, hatte nach Meinung des Stadtrates keine Genehmigung dafür. Diese hat die WBM nun beim Bezirksamt nachträglich beantragt.

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