Was gehört für sie zum Weihnachtsfest dazu? Leckerer Weihnachtsstollen? Ein Schwibbogen im Fenster? Und möglichst viele Geschenke? Für viele Familien in Deutschland bringt noch heute vor allem ein schön geschmückter Weihnachtsbaum festliche Stimmung in die eigene Wohnung. Auch in der DDR verzierte man die gute Stube natürlich mit einem schönen Bäumchen. Im Depot des DDR Museum Berlin schlummert heute noch alles, was man für den perfekten Baum brauchte – inklusive einer Preisliste, die den meisten heute ein Lächeln entlocken dürfte. Doch so günstig die Weihnachtsbäume schienen – es gab einen Haken …
Frank Schöbel besang schon in der DDR den Weihnachtsbaum
DDR-Star Frank Schöbel hat den Weihnachtsbaum auf seiner berühmten Weihnachtsplatte „Weihnachten in Familie“ im Jahr 1985 bereits besungen – und das auf besonders humorvolle Art und Weise. „Alle Jahre wieder die gleiche doofe Tour:
Die andern ham ’nen Weihnachtsbaum und wir ’ne Witzfigur“, heißt es dort. Die Tanne habe kaum natürliche Äste – und auch keine Nadeln. Klingt schrecklich – ist aber, wenn man den Berichten von damals lauscht, von der Wahrheit gar nicht weit entfernt.
Dass in vielen Bereichen zu DDR-Zeiten der Mangel regierte, ist nicht neu – und es verwundert kaum, dass es auch die Weihnachtsbäume betraf. Denn es war gar nicht so leicht, einen stattlichen Weihnachtsbaum zu bekommen. Stattdessen hatten viele Menschen in der DDR mit mickrigen Bäumen zu kämpfen. Doch auch hier machte die Not erfinderisch: Wenn es keinen schönen, satten, mit Ästen gut ausgestatteten Baum gab, wurden einfach mehrere gekauft. Und dann? Man schnitt die Äste ab, sortierte sie nach Größe, bohrte dann den Stamm an, steckte die Äste ein – und leimte alles mit Kleber fest. Fertig war sie, die volle Jahresendtanne.

Die Preise machten ein solches Vorgehen möglich. Im DDR Museum Berlin schlummert noch heute eine Preisliste aus der DDR-Zeit – sie zeigt, wie viel der Weihnachtsbaum damals kostete. Ein Bäumchen mit einer Größe von 70 Zentimetern bis zu einem Meter war schon für 1,60 Mark zu haben, ein zwei bis 2,50 Meter hoher Baum kostete 3,50 Mark, ein drei bis 3,50 Meter hoher Baum 6 Mark. Die Preise galten laut Preisliste für Fichten und Kiefern, für Douglasien, Blaufichten und Schwarzkiefern musste ein Aufschlag von 100 Prozent bezahlt werden.
Weihnachtsbaum in der DDR: Aus mehreren wurde einer gemacht
Dass man sich aus den Bäumen aber manchmal eigene Exemplare zusammenzimmern musste, wissen auch die Menschen noch, die damals dabei waren. Auf der Facebook-Seite des DDR Museum Berlin erinnern sich viele Menschen aus dem Osten an die Zeit. Die Bäume waren aus heutiger Sicht zwar günstig. Aber: „Manchmal musste man aber zwei oder drei Tannenbäume kaufen, um einen perfekten Baum zu basteln“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer: „Da kann ich mich auch gut dran erinnern, wenn mein Vater die Löcher gebohrt hat, um zusätzliche Äste einzusetzen. Nach einigen wenigen Tagen waren es dann die ersten, die keine Nadeln mehr dran hatten.“



Ossis erinnern sich: So wurde in der DDR der Baum gebastelt
Einer schreibt: „Hat mein Paps auch immer gemacht. Dann alle Äste abgeschnitten, nach Größen sortiert, angebohrt und im Stamm mit Holzdübel wieder eingedreht. Der Baum war am Ende knapp drei Meter hoch.“ Und eine Nutzerin beschreibt besonders anschaulich, wie die Bäume beschaffen waren. „Das waren aber oft auch Krücken! Entweder nahm man eine Kiefer mit Ästen im 30-Zentimeter-Abstand. Den konnte man sogar vor dem Fernseher aufstellen. Da konnte man gut durchschauen.“ Die andere Option sei eine Fichte gewesen, die schon auf dem Heimweg nadelte.
Doch hübsch geschmückt sah auch der hässlichste Weihnachtsbaum am Ende schön aus – und verbreitete Freude in der Stube. Mit der passenden Narva-Lichterkette, Lauschaer Glaskugeln, echtem Lametta ohne Plastik und Strohsternen wurde der Baum in ein kleines Kunstwerk verwandelt. Und wenn sich an Heiligabend die ganze Familie versammelte, waren die fehlenden Äste nur noch halb so schlimm …




