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Mythos aus der DDR gelüftet: Was wirklich in der Schlager-Süßtafel steckte

Wir klären den DDR-Mythos und zeigen, warum die Kult-Süßigkeit bis heute polarisiert.

Author - Florian Thalmann
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Auch in der DDR wurden Süßwaren hergestellt – viele Schokoladen griffen aber auf Ersatzstoffe zurück. Die Schlager-Süßtafel ist noch heute Kult.
Auch in der DDR wurden Süßwaren hergestellt – viele Schokoladen griffen aber auf Ersatzstoffe zurück. Die Schlager-Süßtafel ist noch heute Kult.Sächsische Zeitung/imago, HRSchulz/imago, DDR Museum Berlin

Zum Weihnachtsfest dürfen Süßigkeiten auf keinen Fall fehlen – doch während die Supermärkte heute förmlich überquellen, sah das Angebot zu DDR-Zeiten etwas überschaubarer aus. Die Produkte, die es damals gab, sind dafür noch heute umso kultiger – und es ranken sich Mythen und Legenden um die Schokolade aus der DDR. Das beste Beispiel ist die Schlager-Süßtafel. Erinnern Sie sich noch an den besonderen Schoko-Ersatz mit seiner einzigartigen Konsistenz? Noch heute hält sich ein Gerücht: Stierblut soll zu den Zutaten der Schokolade gehört haben!

Schlager-Süßtafel: Erinnern Sie sich an die Schokolade der DDR?

Sie landete zu DDR-Zeiten auf zahlreichen Weihnachtstellern und Gabentischen – und ist auch heute wieder in den Supermärkten erhältlich, allerdings mit ganz anderer Rezeptur: die Schlager-Süßtafel! Das besondere Produkt war eine Erfindung der DDR, die – wie auch viele andere Produkte, die damals das Licht der Warenwelt erblickten – aufgrund der Mangelwirtschaft entstand. Denn Kakao musste importiert und mit Devisen bezahlt werden, war deshalb Mangelware. Man knobelte deshalb Ersatzprodukte aus – mal mit größerem, mal nur mit mäßigem Erfolg.

Die besondere Art der Herstellung ist auch der Grund, warum die Schlager-Süßtafel Süßtafel heißt – und sich nicht Schokolade nannte. Denn eine Tafel, die so hieß, konnte teilweise oder sogar vollständig auf Kakao verzichten.

Die erste Variante der Schlager-Süßtafel ähnelte deshalb auch eher der weißen Schokolade, kostete 50 Pfennig. Etwas später wurde eine Rezeptur entwickelt, die Hartfett, Zucker, Molke und Erdnüsse enthielt. Auch Kakao war darin, allerdings nur sieben Prozent – Grund dafür war eine neue Vorschrift von 1974, die regelte, dass Schokolade aufgrund des Rohstoffmangels nur so viel Kakao enthalten durfte.

Auch Schokoweihnachtsmänner wurden in der DDR hergestellt – hier in einem Süßwarenwerk in Oberoderwitz.
Auch Schokoweihnachtsmänner wurden in der DDR hergestellt – hier in einem Süßwarenwerk in Oberoderwitz.Sächsische Zeitung/imago

Hergestellt wurde die Schlager-Süßtafel im VEB Rotstern Schokoladenwerk in Saalfeld – allerdings nur zwischen 1970 und 1990. Dann flog das Schoko-Ersatzprodukt aus dem Sortiment.

Zehn Jahre dauerte es, bis die Schlager-Süßtafel ihr Comeback feiern sollte: Die Goldeck Süßwaren GmbH in Zeitz stellt unter ihrer Marke Zetti seitdem wieder die Schlager-Süßtafel her. Das Design der Verpackung wurde überarbeitet, allerdings ist nun wesentlich mehr Kakao in der Erdnuss-Schokolade: Die Neuauflage kommt auf 32 Prozent. Den typischen DDR-Geschmack hat die Schokolade deshalb verloren.

Viele erinnern sich mit Grauen an den Geschmack der Schokolade

Aber: Ist das in dem Fall schlimm? Viele erinnern sich eher mit Grauen an die besondere Konsistenz und den Geschmack der Schlager-Süßtafel – die Meinungen, ob die Tafel schmeckte oder nicht, gehen deshalb auseinander. „Die Konsistenz war schlimm, gummiartig, hatte mit Schokolade wenig zu tun“, erinnert sich ein Nutzer unter einem Post des DDR-Museums Berlin auf Facebook.

Mit diesem Weihnachtsmann auf der Verpackung landete die Schlager-Süßtafel zu DDR-Zeiten unter vielen Weihnachtsbäumen. Ein Stück Alltagsgeschichte, die heute im Depot des DDR-Museums Berlin schlummert.
Mit diesem Weihnachtsmann auf der Verpackung landete die Schlager-Süßtafel zu DDR-Zeiten unter vielen Weihnachtsbäumen. Ein Stück Alltagsgeschichte, die heute im Depot des DDR-Museums Berlin schlummert.DDR Museum Berlin

Eine Frau schreibt: „Man hat beim Verzehr gedacht, dass man auf Sand kaut.“ Man habe es nicht anders gekannt. „Ich glaube, das ist der Grund, dass sie uns heute nicht mehr schmeckt.“ Und eine Frau kommentiert: „Die schmeckte gut, bis ich das erste Mal eine Westschokolade gegessen habe.“

Die Schlager-Süßtafel liegt noch heute in den Geschäften – es handelt sich um eine Schokoladentafel mit Erdnüssen. Wie in der DDR schmeckt sie allerdings nicht mehr.
Die Schlager-Süßtafel liegt noch heute in den Geschäften – es handelt sich um eine Schokoladentafel mit Erdnüssen. Wie in der DDR schmeckt sie allerdings nicht mehr.HRSchulz/imago

Gerade aufgrund der Konsistenz und der etwas rötlichen Färbung hielt sich ein Gerücht aber hartnäckig: Angeblich war in der Schlager-Süßtafel Stierblut enthalten! Zumindest wurde das von Menschen, die die Süßtafel aus der DDR nicht mochten, gern behauptet.

Allerdings wurde das Gerücht inzwischen mehrfach widerlegt, etwa von dem Leipziger Lebensmittelchemiker Klaus Valdeig, der in der DDR viele Innovationen in der Lebensmittelindustrie prägte. Er räumte schon kurz nach der Wende mit der Legende auf, bezeichnete sie als „absolute Räuberpistole“.

Dass die Schokolade einen manchmal strengen Beigeschmack hatte, schob er auf einen anderen Grund: In der DDR bekamen Kühe oft preiswerte Futtermittel, die beispielsweise Fischmehl enthielten – und das wirkte sich wiederum auf die Qualität der Milch aus.

Und trotzdem hatte die Schlager-Süßtafel auch viele Fans – Naschkatzen, die sich noch heute gern an den besonderen Geschmack der Tafeln erinnern. „Ich habe sie geliebt“, schreibt eine Frau auf Facebook. „Dazu noch Spekulatius und rote Brause, da war die Welt für mich als Ossi-Kind in Ordnung.“ Ein Mann kommentiert: „Wie viele davon durch meinen Magen gegangen sind …“ Und ein Schoko-Fan schreibt: „Die habe ich geliebt, auch wenn es nicht jedermanns Geschmack war.“

Welche Süßigkeiten der DDR mochten Sie? Wir wollen es wissen!

Erinnern Sie sich noch an die Schlager-Süßtafel? Mochten Sie den Schokoladenersatz oder haben sie lieber darauf verzichtet? Und welche Süßigkeiten verbinden Sie noch mit der Weihnachtszeit? Schicken Sie uns Ihre Erinnerungen an wirvonhier@berlinerverlag.com. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!