Das Weihnachtsfest ist auch ein Fest der Genüsse – ob Weihnachtsbraten, leckerer Kartoffelsalat mit Würstchen, selbstgebackene Plätzchen oder Glühwein. Und lecker ging es auch in der DDR zu, nicht nur in den privaten Haushalten, wo sich liebevoll um das Weihnachtsessen gekümmert wurde. Auch viele Speisekarten, die aus der damaligen Zeit erhalten sind, geben spannende Einblicke in den kulinarischen Alltag. Denn auch in den Gaststätten der DDR wurde ordentlich aufgetafelt! Wir haben uns auf die Suche gemacht – und verraten, was es im Palast der Republik, in der Mitropa und zum Mittag für die Arbeiter im VEB gab.
Auch die Gaststätten der DDR tafelten zu Weihnachten auf
Daran, was an den Weihnachtstagen auf den Tisch kommt, scheiden sich die Geister. Jede Familie hat andere Traditionen und Wünsche: Die einen freuen sich an Heiligabend auf Kartoffelsalat mit Bockwurst oder Würstchen, die anderen bringen schon kurz nach der Bescherung den Braten auf den Tisch – und wieder anderen ist es völlig egal: Sie gehen, um Arbeit zu vermeiden, direkt ins Gasthaus! Das war auch in der DDR eine Option. Aber: Was gab es damals? Das belegen noch heute Speisekarten, die in Museen und Archiven schlummern, etwa im DDR Museum Berlin.
Das Museum betreibt eine Dauerausstellung in der Karl-Liebknecht-Straße und ein riesiges Depot mit Hunderttausenden Objekten in Marzahn – darunter auch ganz besondere Stücke wie dieses: Eine Speisekarte aus dem Palast der Republik verrät, was es im Restaurant in Erichs Lampenladen zum Fest gab! Etliche Gerichte standen auf der Abendkarte des Restaurants aus dem Jahr 1981 – vor allem die Preise hören sich aus heutiger Sicht geradezu himmlisch an.

Roastbeef und Rinderzunge: Das gab es in der DDR zum Fest
Beispiel gefällig? Als Vorspeise gab es unter anderem bunt garnierte Roastbeefröllchen mit Apfel-Sellerie-Salat und Brot für 2,60 Mark und Würzfleisch für 3,15 Mark. Toast „Lucullus“ mit gepökelter Rinderzunge, Geflügelsalat und mariniertem Spargel war ebenfalls für 3,15 Mark zu haben. Bei den Weihnachtsspezialitäten warteten Karpfen „blau“ mit zerlassener Butter, Meerrettich, Schwenkkartoffeln und Salat für 8,05 Mark auf hungrige Gäste – und außerdem gab es Wildkeule mit Früchterahm, Pilzscheiben und Kartoffelbällchen für 10,95 Mark. Das teuerste Gericht auf der Karte war die Grillplatte „Winterabend“ für 23,90 Mark – dazu gehörten Steaks, Leber, Grillwurst, Pilze, Buttersoße, Pommes und Curryreis.

Und das war nicht alles: Wer etwas aus der „kalten Küche“ wollte, konnte unter anderem wählen zwischen einem Käsebrettchen für 3 Mark (Käse mit Butter und Brot), Gänsebrust mit Orangenscheiben, Butter und Brot für 4,40 Mark, geräuchertem Schinken mit Butter, Brot und Salat für 5,25 Mark und der „Restaurationsplatte für 2 Personen“ mit kalten Speisen für 15,70 Mark.
Und auch für Naschkatzen hatte der Palast der Republik was zu bieten: Es gab Haselnusscreme (3,55 Mark), Eisroulade „Väterchen Frost“ (2,75 Mark) und das Eiskörbchen „Winterschmaus“ (4,75 Mark).

Auch in Restaurants der Mitropa in der DDR wurde gut gegessen
Auch in anderen Lokalen wurde fürstlich gespeist – etwa in den Restaurants der Mitropa. Die Mitteleuropäische Schlafwagen- und Speisewagen-Aktien-Gesellschaft betrieb unter anderem Speisewagen der Bahn und Bahnhofsgaststätten – aber auch das Restaurant im Rügen-Hotel Sassnitz. Im Jahr 1969 standen hier zwei Weihnachtsmenüs auf der Karte: „Gedeck I“ bestand aus einer Ochsenschwanzsuppe, einem Karpfen „blau“ mit Meerrettich, zerlassener Butter und Schwenkkartoffeln und Ananasparfait – und kostete 14,20 Mark. Etwas teurer war „Gedeck II“ mit Schildkrötensuppe, Brathähnchen mit Buttererbsen, Champignons und Pommes Frites und Ananasparfait, dafür mussten die Gäste 19 Mark zahlen.
Und nicht nur in den Gaststätten ging es lecker zu. Wer arbeiten musste, durfte sich auch über die eine oder andere Köstlichkeit freuen. So findet sich im Netz eine Speisekarte des VEB Kraftwerk Elbe – in dem ehemaligen Braunkohlekraftwerk wurde kurz nach dem Mauerfall und kurz vor dem Ende der DDR nochmal aufgetafelt. Am 24. Dezember 1989 gab es hier Wiener mit Kartoffelsalat oder Schweinskotelett mit Erbsen, Kartoffeln und für jeweils 1 Mark. Am ersten Feiertag standen dann Putenbraten mit Rosenkohl und Salzkartoffeln und Kaninchenbraten mit Schwarzwurzelgemüse und Kartoffeln auf der Karte – jeweils für 50 Pfennig. Die Arbeiter durften an dem Tag sogar Gäste mitbringen, die mussten aber 2,50 Mark zahlen.




