Kampf ums SEZ

Jetzt kommt offiziell Abriss-Antrag: Berlin vernichtet weiter DDR-Ikone

Berlin streitet um Kultbau! SEZ-Abriss heimlich gestartet – jetzt sollen die begonnenen Arbeiten legal werden.

Author - Norbert Koch-Klaucke
Teilen
Ende November wütete der Abriss-Bagger am SEZ. Aber erst jetzt wurde der Antrag für diese Arbeiten eingereicht.
Ende November wütete der Abriss-Bagger am SEZ. Aber erst jetzt wurde der Antrag für diese Arbeiten eingereicht.Pressefoto Wagner

Still und heimlich hatten sie mit dem SEZ-Abriss begonnen. Nach verhängtem Abriss-Stopp und Bürger-Protest wird jetzt die Sache offiziell. Die Wohnungsbaugesellschaft WBM hat nun beim Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg beantragt, dass die bereits geschehenen Bagger-Arbeiten am DDR-Spaßbad nachträglich genehmigt werden, um damit offenbar weitermachen zu dürfen.

Ende November rückte der Abriss-Bagger an der Landsberger Allee ohne Ankündigung an. Zuerst wurde offenbar ein Außenbecken des SEZ abgetragen. Dann wütete der Bagger an der Fassade und dem Dach der einstigen Eishalle des DDR-Baus. Der KURIER berichtete darüber exklusiv.

Für Bezirksbaustadtrat Florian Schmidt (Grünen) war klar: „Der teilweise Abriss von baulichen Anlagen wurde ohne die erforderliche bauaufsichtliche Genehmigung begonnen“, sagte er dem KURIER. Die Folge: Schmidt verhängte den Abriss-Stopp.

Bausenator Christian Gaebler verteidigt Bagger-Arbeiten am SEZ

Im Gegenzug nahm Bausenator Christian Gaebler (SPD) die WBM in Schutz, der das SEZ mithilfe der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft abreißen lassen will, um 550 neue Wohnungen auf dem Areal zu bauen. Für die Bagger-Arbeiten Ende November sei keine Abrissgenehmigung nötig gewesen. Das erklärte Gaebler noch am 5. Dezember in einer Debatte im Berliner Landesparlament.

Trotz des Streits im Abgeordnetenhaus: Die WBM hatte zu diesem Zeitpunkt bereits den nachträglichen Genehmigungsantrag für die Bagger-Arbeiten am SEZ gestellt. „Am 2. Dezember wurde er beim Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg eingereicht“, teilte die Behörde dem KURIER mit.

Ende November wurde sogar die Polizei gerufen, als ohne Vorankündigung die Abrissarbeiten am SEZ begannen.
Ende November wurde sogar die Polizei gerufen, als ohne Vorankündigung die Abrissarbeiten am SEZ begannen.Jens Kalaene/dpa

Weiter heißt es: Eine Genehmigung des Antrages wurde noch nicht erteilt. „Der Antrag wird derzeit noch geprüft“, teilte das Bezirksamt mit. Wie schnell das geht, sagt die Behörde nicht. Fest steht: Das Verfahren kann dauern.

Laut eines Abrissunternehmens dauert in Berlin die Bearbeitungszeit für eine Abrissgenehmigung zwischen vier bis acht Wochen, maximal drei Monate. Denn die Behörden prüfen „die Auswirkungen des Abrisses auf die Nachbarschaft, den Verkehr und die Umwelt“, heißt es auf der Internetseite des Unternehmens.

Dazu kommt, dass bei großen Abrissprojekten eine öffentliche Bekanntmachung erforderlich sei. Mit anderen Worten: Eines Tages wird der Abriss des SEZ offiziell – wenn der Baustadtrat von Friedrichshain-Kreuzberg ihn genehmigen sollte.

Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Haben Sie Ideen oder Informationen für die Redaktion? Bitte schreiben Sie uns:leser-bk@berlinerverlag.com