An der Fassade des SEZ klaffen die Löcher. Unübersehbar hat ein Bagger hier sein Werk begonnen, Senat und Wohnungsbaugesellschaft WBM drücken an der Landsberger Allee auf die Tube. Das ehemalige DDR-Sport- und Spaßbad SEZ soll abgerissen werden, damit Wohnungen auf dem Gelände entstehen können.
Die WBM bestätigt offiziell erste Maßnahmen, Sprecher Matthias Borowski zum KURIER: „An unserem Bauvorhaben an der Landsberger Allee / Danziger Straße finden vorbereitende Arbeiten im Außenbereich statt. Ziel ist es, die Außenanlagen für die zukünftige Baustelleneinrichtung vorzubereiten. Für diese Arbeiten ist keine Abrissgenehmigung erforderlich. Die aktuell laufenden Tätigkeiten dienen ausschließlich der Vorbereitung der weiteren baulichen Schritte. Wir handeln hier planmäßig und verantwortungsvoll“
Borowski weiter: „Derzeit wird eine Machbarkeitsstudie erstellt, die die Grundlage für die weiteren Planungsschritte bildet. Deren Abschluss wird frühestens für Dezember 2025 erwartet.“

„Der Abriss des SEZ wäre ein echter Verlust“
Doch die Kämpfer für den Erhalt des DDR-Baus in Friedrichshain wollen das so nicht hinnehmen. Für den Freitagnachmittag haben sie ab 14 Uhr zu einer Mahnwache vor dem SEZ geladen. Gekommen sind rund 30 Leute, für die das SEZ mehr ist als nur eine marode Gebäudelandschaft.
Elke M. (51) hat als Kind im SEZ schwimmen und eislaufen gelernt. Bis 2022 traf sie sich hier regelmäßig mit Freunden zum Badminton spielen. „Ein Abriss wäre ein echter Verlust, wir wissen ja alle, wie es um die Sportstätten in Berlin bestellt ist. Man weiß nicht, wo man noch hin kann“, klagt die Pankowerin.

Die Initiative für den Erhalt des SEZ wurde am Mittwoch von Anwohnern darauf aufmerksam gemacht, dass die WBM Fakten schafft und offenbar heimlich mit dem Abriss begonnen hat. Mitglieder der Initiative riefen daraufhin die Polizei, die den nicht genehmigten Arbeiten stoppte. Laut Susanne Lorenz von der Initiative rissen Bagger Teile des Außenbeckens und auch die Fassade des Restaurants „Kristall“ und das Dach der Eisbahn teilweise ab.
Initiative fordert ein Abrissmoratorium fürs SEZ
Bei dem überhasteten Abriss wurde laut Lorenz keine Rücksicht auf eventuell vorhandene Schadstoffe genommen, obwohl die Zwischennutzung genau aus diesen Gründen untersagt wurde: „Die künstlichen Mineralfasern flogen auf dem Gelände des SEZ umher und wurden ohne Rücksicht auf Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz per Hand eingesammelt“. Die Initiative fordert ein Abrissmoratorium, Politik und Gesellschaft sollen sich zusammensetzen und gemeinsam über die Zukunft des Gebäudes entscheiden.

Kein Abriss des SEZ vor den Wahlen 2026
Jetzt ist die letzte Chance, einen Abriss noch zu stoppen, sagt auch Stadtrat Florian Schmidt zum Kurier. Es sei wichtig, noch einmal über den Erhalt des SEZ nachzudenken. „Man sollte keine Fakten vor den Wahlen schaffen“, betonte Schmidt, der sich von den beschwichtigenden Aussagen der WBM nicht täuschen lässt. Man reiße ja noch kein Gebäude ab. „Die Maßnahmen, die am SEZ begonnen haben, zeigen, dass Senat und WBM mit ihrem Abrissplan Ernst machen wollen.“




