Fanproteste gegen Politikpläne

Gemeinsamer Protestbrief! Fans von Union und Hertha schreiben Senatorin Spranger

An diesem Wochenende protestieren die Fans weiter gegen strengere Sicherheitskonzepte. Doch vorher setzen die Anhänger von 1. FC Union und Hertha BSC ein besonderes Zeichen.

Author - Wolfgang Heise
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Herthas Fanszene vergangene Woche beim 1:0-Heimspiel gegen Braunschweig: zwölf Minuten Schweigen und ein Protestbanner. Populisten legen die Axt an die Fankultur.
Herthas Fanszene vergangene Woche beim 1:0-Heimspiel gegen Braunschweig: zwölf Minuten Schweigen und ein Protestbanner. Populisten legen die Axt an die Fankultur.Sebastian Räppold/Matthias Koch/IMAGO

Die Proteste der deutschen Fußballfans gehen an diesem Wochenende in den Stadien in die zweite Runde. Die Anhänger wollen schärfere Sicherheitsmaßnahmen verhindern, die bei der Innenministerkonferenz zwischen dem 3. und 5. Dezember von den Politikern beschlossen werden sollen. Bemerkenswert: Die rivalisierenden Anhänger von 1. FC Union und Hertha BSC schreiben gemeinsam einen offenen Brief an Berlins Innensenatorin Iris Spranger.

Die Sache ist für die Fanszene so ernst, dass sich sogar verfeindete Fangruppierungen zusammenschließen. Vor zwei Wochen gab es eine friedliche Demonstration der Ultraszene von fast allen Profiklubs Deutschlands in Leipzig. Krawalle? Fehlanzeige!

Vergangene Woche wurde ein zwölfminütiges Schweigen in allen Stadien durchgezogen, um zu zeigen, wie ohne Fankultur zukünftig Fußballspiele stattfinden könnten. Im Olympiastadion bei Herthas 1:0 gegen Braunschweig war auch Innensenatorin Spranger Ohrenzeugin der Geisterstimmung.

Innensenatorin Iris Spranger und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner im Olympiastadion
Innensenatorin Iris Spranger und der Regierende Bürgermeister Kai Wegner im OlympiastadionJenni Maul/Eibner-Pressefoto/IMAGO

Fanszene klagt Politiker an: „Unkenntnis und Ignoranz“

Jetzt wenden sich Herthas und Unions Fans noch mal gemeinsam an die Innensenatorin. Im Brief heißt es: „Es kann nicht im Sinne des Berliner Senats sein, wenn die großen Fußballvereine der Stadt wegen unverhältnismäßiger Maßnahmen massiv an Strahlkraft einbüßen.“

Dann folgt die direkte Kritik: „Forderungen nach personalisierten Tickets für Besuche von Fußballspielen, Gesichtsscannern an den Stadiontoren, einer zentralen Kommission als Aufsichtsorgan sowie verhängten Stadionverboten schon bei einem eingeleiteten Ermittlungsverfahren sind nicht hinnehmbar. Sie zeugen von der Unkenntnis darüber, wie sicher es in unseren Stadien ist, und von der Ignoranz gegenüber dem kulturellen Wert einer lebendigen Vereins- und Fankultur.“

Was der Fanszene und auch den Vereinen am meisten aufstößt: Bei der Sicherheitsdiskussion der Politik wurden sie in den vergangenen Jahren nie miteinbezogen. Im Schreiben heißt es weiter: „Ein intransparentes Verfahren ohne Datengrundlage, ohne gesellschaftliche Beteiligung und ohne Einbindung der über Jahrzehnte gewachsenen, lokalen und bundesweiten Strukturen im Zusammenhang mit der Durchführung von Fußballspielen wird in den Fußballstadien keine Akzeptanz finden.“