Seit Stunden wütet der Bagger an der Fassade des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) in Berlin-Friedrichshain. An der Fassade über der einstigen Eishalle geht das Baugerät richtig zur Sache. Fassadenteile werden aus dem ehemaligen Spaßbad der DDR gerissen. Und das alles soll noch kein Abriss sein? Vorbereitung nennt man offiziell das, was gerade am SEZ geschieht.
Bereits am 26. November begann ein Pressluftbagger auf dem SEZ-Gelände mit seiner Arbeit. Auf Fotos war später zu sehen, dass Teile des Außenbeckens des DDR-Spaßbades fehlten.
Einen Tag später machte der Bagger weiter. Aus einem oberen Teil des SEZ klafft ein Loch, als wäre dort eine Bombe eingeschlagen. Für Anwohner ist klar, was das passiert. Das SEZ wird abgerissen, so wie es Bausenator Christian Gaebler (SPD) und die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft WBM wollen.
„Hier sollen Fakten geschaffen werden“, sagen Mitglieder der Bürgerinitiative „SEZ für alle“, die das DDR-Gebäude retten wollen. Sie fragen: „Gab es überhaupt eine Abrissverfügung?“

Eine berechtigte Frage. „Nur weil auf dem Gelände ein Bagger ist, muss das noch nicht heißen, dass das SEZ abgerissen wird“, heißt es bei der Verwaltung des Bausenators. Man spricht von „bauvorbereitenden Maßnahmen“, für die man keine Genehmigung bräuchte. Das alles sei noch kein Abriss.
So in etwa teilte das auch die WBM, die das SEZ zugunsten des Neubaus von über 500 Wohnungen plattmachen soll, dem Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg mit. „Die WBM erklärte schriftlich, dass man unter anderem Fenster, Fassaden- und Dachteile an dem Gebäudeteil über der einstigen Eisbahn demontieren wolle“, sagt Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) dem KURIER.
Die WBM wolle Gebäudeteile auf Schadstoffe untersuchen lassen, bevor das SEZ abreißt. Man führe nur „genehmigungsfreie“ Arbeiten durch. „Das Tragwerk soll davon nicht tangiert werden, teilte die WBM mit“, sagt Bezirksbaustadtrat Schmidt.
Bezirksbaustadtrat: Es lohnt sich noch, für das SEZ zu kämpfen
Wenn dem so sei, dass doch noch kein Abriss stattfinde, hätte man nun die allerletzte Chance, das DDR-Spaßbad zu retten. „Ich appelliere an alle Fraktionen im Abgeordnetenhaus, dass sie einen Abriss-Aufschub fordern“, so Schmidt.
Es sei wichtig, noch einmal über den Erhalt des SEZ nachzudenken. „Man sollte keine Fakten vor den Wahlen schaffen“, so Schmidt, der sich von den beschwichtigenden Aussagen der WBM nicht täuschen lässt, man reiße ja noch kein Gebäude ab. „Die Maßnahmen, die am SEZ begonnen haben, zeigen, dass Senat und WBM mit ihrem Abriss-Plan Ernst machen wollen.“

Und in diesem steht: Bis 2028 soll das SEZ weg sein. Denn in diesem Jahr sollen die Bauarbeiten für über 500 Wohnungen, Schule und Geschäftsgebäude starten. 2031 sollen sie fertig auf dem SEZ-Areal stehen.
„An unserem Bauvorhaben an der Landsberger Allee/Danziger Straße finden derzeit vorbereitende Arbeiten im Außenbereich statt“, sagt WBM-Sprecher Mathias Borowski dem KURIER. „Ziel ist es, die Außenanlagen für die zukünftige Baustelleneinrichtung vorzubereiten. Für diese Arbeiten ist keine Abrissgenehmigung erforderlich.“
Weiter sagt der WBM-Sprecher: „Die aktuell laufenden Tätigkeiten dienen ausschließlich der Vorbereitung der weiteren baulichen Schritte.“ Damit macht das Unternehmen eigentlich recht deutlich: Mit diesen „vorbereitenden Maßnahmen“ hat in Wahrheit jetzt der Abriss des SEZ begonnen!




