Nicht nur Grüne und Linke

CDU-Mann aus dem Berliner Westen macht sich für das SEZ im Osten stark

Die Berliner, die um den Erhalt des DDR-Spaßbades kämpfen, bekommen nun ungeahnten Rückenwind vom CDU-Vizefraktionschef Stephan Standfuß. Im KURIER sagt er, was vom SEZ bleiben soll.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Das Sport- und Erholungszentrum an der Landsberger Allee: Immer mehr Berliner Politiker setzen sich jetzt dafür ein, dass das SEZ nicht komplett abgerissen wird.
Das Sport- und Erholungszentrum an der Landsberger Allee: Immer mehr Berliner Politiker setzen sich jetzt dafür ein, dass das SEZ nicht komplett abgerissen wird.GE-Foto/imago

In die Debatte um die Zukunft des Sport- und Erholungszentrums (SEZ) kommt immer mehr Bewegung. Seitdem Berliner Abgeordnete sich das einstige DDR-Spaßbad angesehen haben, machen sich immer mehr Politiker für seinen Erhalt stark. Und das sind nicht nur Abgeordnete der Linkspartei und der Grünen. Auch ein CDU-Mann aus Steglitz-Zehlendorf möchte, dass nicht alles vom SEZ verschwindet.

Der DDR-Bau an der Landsberger Allee ist seit Jahresanfang im Besitz der WBM. Das landeseigene Wohnungsbauunternehmen soll im Auftrag der Behörde von Bausenator Christian Gaebler (SPD) das SEZ abreißen. 2026 sollen die Bagger rollen. Eine Schule und Neubauten mit insgesamt bis zu 600 Wohnungen sind auf dem Areal geplant.

Obwohl es im Innern des SEZ jede Menge Schmuddelecken gibt, ein ehemaliger Ballettsaal als Pferdestall genutzt wurde und auf dem Flur ein vergessener Weihnachtsbaum gammelt: Das eigentliche Gebäude ist alles andere als marode, urteilten bisher vor allem Abgeordnete der Linkspartei und der Grünen. Sie unterstützen so die Bürgerinitiativen, die für die Erhaltung des SEZ kämpfen.

Vizefraktionschef Stephan Standfuß (CDU) im Abgeordnetenhaus: Er ist auch der sportpolitische Sprecher der Berliner Union.
Vizefraktionschef Stephan Standfuß (CDU) im Abgeordnetenhaus: Er ist auch der sportpolitische Sprecher der Berliner Union.dts-Nachrichtenagentur/imago

Nun erhalten die SEZ-Befürworter Rückenwind aus einer bisher ungewohnten politischen Richtung – vom stellvertretenden CDU-Fraktionschef Stephan Standfuß. Der Politiker aus dem Berliner Südwesten war bei dem Rundgang dabei. Nach seiner Meinung sollte man Teile des SEZ erhalten, sagt er dem KURIER.

„SEZ war für die Menschen in der DDR eine Insel der Freiheit“

Der CDU-Mann weiß aus Gesprächen, wie wichtig das SEZ für viele Berliner ist. „Für viele Menschen war das Sport- und Erholungszentrum zu DDR-Zeiten eine Art Insel der Freiheit“, sagte Standfuß. Das dortige einzigartige Badeerlebnis mit Palmen – das habe den Besuchern damals das Gefühl gegeben, an Orten zu sein, zu denen man nicht reisen konnte, so der CDU-Mann.

Diese Bedeutung des SEZ könne auch im künftigen Hauptstadtbild sichtbar gemacht werden. Man müsse ja nicht immer alles gleich abreißen. „Andere Städte wie etwa Barcelona machen es uns vor“, sagt Standfuß. „Was Neues bauen und Altes erhalten, so eine Struktur kann man auf dem SEZ-Areal erschaffen.“

Der CDU-Vizefraktionschef betont, dass der Bau neuer Wohnungen in Berlin durchaus wichtig und nötig ist. Wichtig sei es aber auch, Teile des SEZ zu erhalten. Es wäre daher sinnvoll, herauszufinden, „was und wie viel man von dem Bau weiter nutzen kann“.

Persönlich würde Standfuß es befürworten, wenn der Senat die Abrisspläne überdenke und eine Machbarkeitsstudie veranlasse, wie weit man das SEZ in das Wohnungsbauvorhaben einschließen könnte. Die Linkspartei hatte bereits eine ähnliche Prüfung im Bauausschuss des Abgeordnetenhauses beantragt – allerdings für den kompletten SEZ-Erhalt.

Diesen wünschen sich vor allem die Bürgerinitiativen, mit denen Standfuß gesprochen hat. „Trotz des Verständnisses dafür – ich sehe keine Chance, das gesamte SEZ wiederzubeleben“, sagt er. „Wer soll das auch machen? Die Berliner Bäder-Betriebe werden es mit Sicherheit nicht wollen.“

Standfuß schlägt vor, die charakteristischen Teile des SEZ-Hauptgebäudes zu erhalten, in denen sich etwa die Sporthallen befanden. Genau die Hallen, in denen die Gymnastiksendungen „Medizin nach Noten“ des DDR-Fernsehens aufgezeichnet wurden, an die sich auch der CDU-Mann noch erinnern kann. Diese Hallen könnten auch im neuen Wohngebiet sehr gut genutzt werden, erklärt er.

Was sagen Sie zu den aktuellen Diskussionen um den Abriss des SEZ? Welche Erinnerungen haben Sie an das Gebäude? Bitte schreiben Sie uns Ihre Meinung: leser-bk@berlinerverlag.com